Sonntag, 1. Juni 2014

Die leidigen Folgen einer verlorenen Kamera



Vor drei Jahren oder vielleicht auch vier habe ich mir eine neue Kamera gekauft. Eine kleine kompakte Digitalkamera, mit der ich sehr zufrieden war. Anschaffungen dieser Art sind in der heutigen Zeit für die meisten Konsumenschen (Autori inklusive) gelinde gesagt eine Herausforderung. Das Angebot, vor dem ich damals stand, war unendlich. Als Laie (und das sind ja die meisten, die sich eine Kompaktkamera anschaffen) ist man völlig überfordert und orientiert sich am Schluss in seiner Verzweiflung einfachheitshalber am Preis und am Äusseren, allenfalls noch an der Grösse.

Ich habe die Herausforderung jedoch gemeistert, erfolgreich sogar, und hatte grosse Freude an meinem Gerät. Der aufmerksame Leser hat natürlich sofort bemerkt, dass die Freude in der Vergangenheit liegt. Nebst Banane, Schokoladestängel und Energie-Gel (für den absoluten Notfall) habe nämlich auch die Kamera mit auf die Berge am Gardasee geschleppt. Schliesslich wollte ich die schönen (und auch die weniger schönen) Momente, Aussichten, Schleppereien und Stürze fotografisch festhalten.

Am zweitletzten Tag hat das Unheil seinen Lauf genommen. Nach einem wohl zu gemütlichen Mittagshalt auf einer italienischen Alp musste ich feststellen, dass die Kamera weg ist.
Selbstverständlich habe ich das erst bemerkt, als die Höhenmeter schon alle wieder vernichtet waren, und noch einmal hochpedalen war für niemanden von uns eine Option. Wie oder wann die Kamera unsere Gruppe verlassen hat, wissen wir nicht, vermutlich jedoch fiel sie während der unwegsamen Abfahrt aus der Rucksack-Seitentasche. Immerhin wurden die Fotos am Vorabend noch auf das Laptop übertragen, der Verlust hinsichtlich Erinnerungsstützen war also zu verschmerzen.


Was aber viel schlimmer ist als der Verlust an sich ist die Tatsache, dass ich mich nun erneut um den Kauf eines der mittlerweile noch zahlreicheren Modelle kümmern muss. Pink oder edles Silber? Ledergriff oder doch lieber mit Glitzersteinen verziert? Grosses Display oder einfachere Bedienung? 5- oder lieber 40-fach Zoom? 90 oder 700 Franken? Murrend haben wir uns also gestern hingesetzt, jeder vor seinem Laptop, und google um Hilfe gebeten. Das Resultat war durchzogen, schliesslich notierten wir uns aber doch drei verschiedene Modelle auf dem Einkaufszettel und zogen los in Richtung Shopping-Alptraum.

Der Verkaufsberater in einem der bekannten Läden für Elektronikartikel („ich bi doch nid blöd“ hat uns schon immer abgeschreckt, aber das Angebot ist vielfältig ohne erst von einem Ort zum anderen rennen zu müssen) war wohl vom Ansturm an einem normalen Freitag ebenso überrascht wie wir, Anstehen und Warten hiess die Devise.

Nach gefühlten zwei Stunden wurden wir sehr freundlich und kompetent auf die Unterschiede unserer gegoogelten drei Modelle hingewiesen.
Einstimmig entschieden wir uns für das schussschnellste Modell, bezahlten ohne mit der Wimper zu zucken und verliessen den ungastlichen Ort in Windeseile, die Erleichterung über den eher schmerzlosen Ersatzkauf stand uns wohl ins Gesicht geschrieben.

Und nun? Sitzen wir wieder beide vor dem Laptop und sind begeistert von den neuen Möglichkeiten dieses kleinen Dings. Crazy new world! Unsere Smartphones können als Fernauslöser oder Heim-Überwachung genutzt, die Fotos kabellos von der Kamera direkt auf das Telefon übertragen werden, nur telefonieren kann sie nicht (ganz ausschliessen würde ich auch diese Funktion noch nicht, es steht vielleicht einfach weiter hinten in der Bedienungsanleitung, aber bei Seite 35 von 367 war unsere Neugierde nach Wissen definitiv gestillt).

Ich freue mich auf jeden Fall über schöne Schweden-Fotos, egal ob per Fernbedienung oder manuell ausgelöst. Die Vorstellung, dass neben Swisscom, google, Nokia und Samsung nun auch noch Panasonic jederzeit weiss, wo wir sind, bereitet mir mittlerweile auch nur noch zeitweise Unbehagen.


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