Mittwoch, 28. Mai 2014

Der ominöse rote Knopf


Ja, irgendwie hat sie es geschafft, die Welt (oder wer auch immer dahinter steckt): Sobald ich irgendwo einen rot leuchtenden oder blinkenden Knopf sehe, bin ich paralysiert. Mein Kopf schaltet automatisch auf Panik, ein klarer Gedanke zu fassen steht völlig ausser Frage.

Der heutige Tag hat aus genau diesem Grund denkbar schlecht begonnen (nun ja, die Zugfahrt von Zuhause ins Büro verlief ohne Zwischenfälle). Ich habe mir, wie fast jeden Morgen, einen Kaffee aus unserer luxuriösen Kaffeemaschine gegönnt, auch das ging noch ganz stressfrei. Leider ist, ebenfalls wie jeden Morgen, die Tasse immer viel zu schnell wieder leer (mein Chef verdächtigt die trockene Büroluft). Was mache ich also? Natürlich, ich hole mir noch einen zweiten Kaffee.

Ich wandere in den Kaffeeraum, wasche meine Tasse aus, stelle sie unter den Kolben – und da ereilt es mich, der ROTE Knopf! Er blinkt wie verrückt! Und die vielen gutmütigen grünen Knöpfe, die sonst immer leuchten, verweigern die Arbeit. Ich kann mich gerade noch stoppen bevor ich in Deckung gehe (das wäre dann doch etwas peinlich im Kaffeeraum), sondern trete nur mal einen Schritt von der rot blinkenden Maschine weg.

Von weitem versuche ich zu lesen, was auf dem Display steht (unsere Maschine spricht mit uns, was nicht immer von Vorteil ist). Aber da wird nur darauf hingewiesen, dass in einigen Tagen ein Service fällig ist. Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass mich mein Chef in den ersten Tagen gewarnt hat: „Drück NIEMALS auf die Reinigungs-Taste der Kaffeemaschine, auch nicht, wenn sie das verlangt. Eine Reinigung dauert Stunden, und das hat verheerende Folgen, und je früher der Morgen, umso verheerender die Folgen.“ 
Zu erwartendes Szenario
Das ist also ungefähr die einzige Handlung, mit der ich auf einen Schlag unzählige Feinde haben kann. Ich hüte mich als vorsichtiger Mensch, auf irgendeinen anderen Knopf zu drücken als auf das Kaffeetassen-Symbol, schliesslich hänge ich an meinem Leben.

Allerdings brauche ich jetzt wirklich einen Kaffee… ich hole Hilfe. Im Büro nebenan sitzt so ein lustiger, netter Kerl, bei dem klopfe ich an, in der Hoffnung, dass er Abhilfe schaffen kann. Ich skann nur „Kaffeemaschine“ sagen, schon katapultiert es ihn aus seinem Sessel: „Ich brauche DRINGEND einen Kaffee, sofort!!“. Hm, so war das nicht gemeint, also beende ich ganz schnell meinen begonnenen Satz, damit er sich nicht allzu sehr auf einen frischen Kaffee freut.

Wir schleichen uns vorsichtig etwas näher an das immer noch rot blinkende Ungetüm. Er schaut mich kurz an, holt tief Luft und drückt blitzschnell auf genau diesen roten Knopf. In derselben Sekunde höre ich von ihm: „Also ich würde ja NIE im Leben auf einen rot blinkenden Knopf drücken! Viel zu gefährlich!“ 

 
Aber sein Kaffeedrang hatte in diesem Moment wohl oberste Priorität, und tatsächlich, nun ist der rote Knopf verstummt und die Kaffeetassen-Symbole leuchten mich wieder freundlich grün an. Die Welt ist gerettet und Kollateralschäden blieben aus.

Kommentar aus dem OFF:


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