Freitag, 27. Februar 2015

Strassenverkehrsordnung Italien

Blog in Allerkürze: Heute hat es an der Türe geklingelt (ja, das an sich ist schon eine Seltenheit, nicht weil unser Besuch mit der Türe ins Haus fällt, sondern weil wir tagsüber nie zuhause sind), ich habe etwas zögerlich aufgemacht (möchte ja weder eine neue Versicherung noch einen dieser modernen Haustiere, sprich Staubsaugerroboter). Da draussen stand der Pöstler, in der Hand einen eingeschriebenen Brief. Huch! Absender: Stadtpolizei Bozen. Ok, die Schweissperlen auf meiner Stirn sind sofort wieder getrocknet, denn ICH war ja nicht in Bozen. Also habe ich nett unterschrieben und den Brief geöffnet.
Natürlich, ich habs ja schon geahnt (und nein, nicht weil mein Angetrauter ein notorischer Raser wäre), eine Busse aus Bozen. Ich als geborene Gwundernase musste sofort wissen, wie hoch der Betrag ist. Fett und gross und unterstrichen steht es da: € 180 (exakter Wortlaut: „in der verkehrsbeschränkten Zone trotz des Verbotes fuhr.“ Die sprechen doch auch Deutsch in Bozen? Dachte ich jedenfalls). Zufälligerweise habe ich dann doch auch noch den oben dran stehenden Fliesstext gelesen. Und siehe da, man erhält 30% Rabatt auf die Busse, wenn man sofort bezahlt. Unglaublich! Klein und unscheinbar mitten im Fliesstext!


Nun gut, ich habe nicht lange studiert und die Banküberweisung gemacht. Ein paar Stunden später dann habe ich plötzlich gemerkt, dass da irgendetwas nicht stimmen kann, nicht weil mein Mann damals nicht in Bozen war, sondern wegen des lustigen nicht-Satzes „in der verkehrsbeschränkten Zone trotz des Verbotes fuhr.“ Denn: In der ersten Zeile des Briefs steht, dass der Verstoss dem Lenker damals nicht direkt vorgehalten werden konnte, weil dieser abwesend war. Häh? Der Töff fuhr in der verkehrsbeschränkten Zone, aber der Lenker war abwesend? Interessant. Ich freue mich schon jetzt auf Erklärungsversuche meines Mannes. Und auf seine Reaktion sowieso. Da laufen die wildesten Bilder in meinem  Kopf ab, dabei kann ich doch nicht konzentriert arbeiten, wenn ich lachen muss.

Freitag, 20. Februar 2015

Informations(oder nicht)veranstaltung



Hier ein paar zusammengewürfelte Aussagen, die unser Gemeindepräsident oder seine Entourage gemacht hat (und meine Gedanken dazu):


  • „Wir sind nicht unglücklich darüber, wenn Sie anschliessend keine Fragen stellen.“ (Dies zu Beginn einer Informationsveranstaltung der Gemeinde zum Thema Sanierung/Neubau zweier Gebäude mit geplanten Kosten in der Höhe von 11 Mio Franken.)
  • „Sie können jetzt Verständnisfragen stellen, aber nicht Ihre Meinung kundtun.“ (Tatort siehe oben)

  • „Schicken Sie uns doch ein Mail oder so, wenn Sie weitere Fragen haben.“ (An wen und wohin? Tatort siehe oben)

  • Frage aus dem Publikum: „Wurde bei der geplanten Sanierung des Mehrzweckgebäudes (Kostenpunkt: 4,5 Mio Franken) nachhaltige Energie/nachhaltiges Bauen berücksichtigt?“ Antwort: „Äh, NEIN.“ (Der zuständige Herr setzte sich nach dieser Antwort wieder hin, ohne dieses Nein zu begründen, woraufhin sich die Dame aus dem Publikum noch einmal meldete und nachfragte. Antworten: „Solarpaneele sind vielleicht zu schwer für unser Dach.“ und „Das Dach hat ja auch die falsche Ausrichtung.“ Es gibt offensichtlich nicht nur auf dumme Fragen dumme Antworten, sondern auf gescheite Fragen dumme Antworten. Tatort: Info-Veranstaltung)
  • „Die Gemeinde ist finanziell gut aufgestellt und hat ein grosses Vermögen.“ (Nun ja,  ein zugegebenermassen nicht ganz naheliegender Gedanke wäre doch, einen kleinen Teil dieses Vermögens in nachhaltige Energie zu investieren? Tatort dieser Aussage war ebenfalls die erwähnte Info-Veranstaltung.)
  • „Auf dem Plan, den Sie hier sehen, ist die bedeutendste Umzonung noch nicht eingezeichnet.“ (Tatort siehe oben, zum Thema Bau- und Zonenordnung)

  • Antwort auf die Frage, weshalb man zwar seit Jahren im Trägerverein „energiestadt label“ ist, aber keine weiteren Massnahmen zu sehen/zu spüren/geplant sind: „Wir setzen das Geld, das ein solches Label kostet, lieber für Einzelmassnahmen ein.“ (Aha, bei genauerem Hinsehen kosten die Massnahmen für das Label nicht wirklich viel (aber natürlich müsste sich die Gemeinde dazu verpflichten), und bei den obigen Bauvorhaben im Rahmen von 11 Mio Franken wird keine einzige Massnahme umgesetzt.)

  • (Stolzer Tonfall) „Bei der Erweiterung der Bibliothek schauen wir in die Zukunft und planen Internet-Arbeitsplätz.“ (Reicht es, wenn ich dazu sage, dass sogar schon meine Eltern (nicht mehr ganz jugendlich) ihre Bücher zwar noch über die Bibliothek ausleihen, dies aber elektronisch von Zuhause aus machen und dann im e-Reader lesen? Hier wird für 1,5 Mio Franken eine Bibliothek ausgebaut, Basis für die Berechnung der Besucherzahlen war das Wachstum der Gemeinde in den letzten 10 Jahren oder so. Eventuell würde sich ein Blick noch etwas weiter in die Zukunft lohnen? Das Buch wird nicht aussterben, aber ich bin auch sicher, dass sich die reellen Besucherzahlen einer Bibliothek in den nächsten 15 Jahren drastisch ändern werden, und zwar nicht nach oben. Ganz im Gegensatz zu den virtuellen Zahlen, aber auch hier müssten sich die Bibliotheken wohl stärker um zukünftige elektronische Möglichkeiten (oder andere Anreize für Kunden) kümmern, denn bereits jetzt kann ich kostenlos auf internationalen Plattformen völlig legal Bücher elektronisch ausleihen, oder natürlich auch kaufen. Dazu muss ich keinen einzigen Autokilometer zurücklegen oder mich an Öffnungszeiten halten, sondern kann mich einfach dann, wenn ich Zeit habe, durch die virtuellen Bücherregale wühlen.)

Bei einigen der oben genannten Punkte habe ich heute per Mail noch einmal beim Gemeindepräsidenten nachgehakt. Ich bin mir bewusst, dass ich mich mit meiner ewigen Fragerei für das Label „Mühsame Einwohnerin“ qualifiziere, aber immerhin ist dieses im Gegensatz zum enegiestadt-Label kostenlos.

Freitag, 13. Februar 2015

Vorurteile, ACHTUNG!



Ja, ab und zu ertappe ich mich selber bei Vorurteilen, was mir jeweils sehr unangenehm ist, weil ich eigentlich möglichst keine Vorurteile haben will. Aber manchmal machen sie das Leben auch einfach amüsanter, diese Vorurteile.

Letztens am Bahnhof Altstetten abends um fünf: Gut zu wissen, dass das mitten in der Stosszeit ist, es tummeln sich Menschen auf dem Perron, quasi Schulter an Schulter, Tasche an Tasche, Zigarette an Zigarette und Handy an Handy sowieso. Diese ungewollte (und auch total unerwünschte) Nähe zu meinen Mitmenschen bringt es naturgemäss mit sich, dass man in andere Konversationen hineinhört. Das kann je nach Inhalt und/oder Niveau des Gesprächs ein hineinhören Können oder Müssen sein, meist ist es ein Müssen (nein, es interessiert mich wirklich und wahrhaftig nicht, wieviel PS der neue Jeep haben muss und dass man (es war erst noch eine FRAU) eben nicht den ökologischen kaufen kann, weil der nämlich nicht wie ein Auto, sondern wie ein Traktor klingt).

Zurück auf den Perron in Zürich Altstetten. Unglücklicherweise kam ich neben zwei junge Männer zu stehen, die sich im typischen Mundart-Albanisch-Italienisch-Türkisch-Slang unterhielten, nicht gerade leise. (Übrigens für alle, die den Bezug zu unseren Jungs etwas verloren haben, hier eine wichtige Information: Auch Jungs und Mädels, die in der siebten Generationen in Hintertupfingen wohnen und mit ihren Eltern/Nachbarn/etc. einwandfrei Hintertupfingisch reden, haben diesen Slang drauf, weil das cool ist, und weil die Jungs mit einer solchen Akzent-Färbung grössere Chancen auf der Mädels-Jagd haben.) Jetzt bin ich schon wieder vom Perron in Altstetten abgeschweift, also zurück zu den beiden Jungs (ein Schweizer und ein Italiener, aber beide mit Slang), die da immer noch stehen, und ich gleich daneben (mittlerweile sind mir auch noch die Ohren abgefroren, aber der Zug sollte demnächst eintreffen).


Boy 1: „Ey, Altä, was lauft?“ Boy 2: „Ey, Mann, voll iisi, morn isch Wuchenänd.“ Boy 1: „Vollcool, ey! Ey, Altä, d Sara isch im Fall vollgeil wänn si dich so aaluegt vo unä ufä.“ Boy 2: „Ächt jetzt?“(Und hier war meine Vorstellungskraft schon leicht irritiert, meine Ohren wollten nicht mehr hinhören.) Boy 1: „Und weisch was? Si isch uh huerä chlii, aber si fangt jetzt scho ah zum redä, Mann, und laufä cha si au scho fascht ganz.“ Boy 2: „Ah, dini jüngschti  Cousine, gäll, Mann…“ Boy 1: „Ja voll, ey, huerä härzig, di chlii!“

Genau, und was lief da in der ersten Hälfte des Gesprächs in meinem Kopf genau ab? Hmpf, ich verdränge das lieber und freue mich, dass die beiden Jungs Freude an der kleinen Sara haben. Einmal mehr sollte ich mit Vorurteilen vorsichtig sein und meinen  Mitmenschen zuhören, bevor ich mir eine Meinung bilde. (Aber manchmal macht das Gehirn einfach etwas und ich hole erst etwas später wieder auf, ähm, wenn überhaupt.)



Sonntag, 8. Februar 2015

Sport ist nicht Mord, oder etwa doch?



Das Sprichwort „Sport ist Mord“ kam bisher gar nicht gut an bei mir. Meist kam es von hämisch grinsenden Bewegungsmuffeln, wenn sie mich mit Schrammen vom Biken sahen, oder muskelkaterjaulend durch die Gegend humpelnd. Jaja, da hatten sie immer gut reden, und trotzdem finde ich Sport immer noch besser als fies zu grinsen (gut, das ist vielleicht auch ein Sport? Und die Verletzungsgefahr ist gering, ausser Kieferverrenkungen kann nicht viel passieren).

Heute jedoch fragte ich mich zum ersten Mal, ob vielleicht nicht doch ein Funken Wahrheit drin steckt, wie in den meisten Sprichwörtern. Guten Mutes nämlich (obwohl ich immer verliere) packte ich am Morgen meine Utensilien für ein paar Runden Badminton. Ab ins Auto und los in Richtung Nachbardorf.

Beim Aufstellen des Netzes kann noch nicht so viel passieren, auch nicht beim Rollläden herunter lassen, damit die Sichtverhältnisse für beide Spielrichtungen gut sind. Dann eine kurze Aufwärmrunde vor dem ersten Match. Ab und zu schlägt man sich hierbei das Racket selber um die Ohren (unabsichtlich natürlich) oder landet auf den Knien, wenn man etwas zu enthusiastisch unterwegs ist. Das ist alles kein Problem und einkalkulierbar.

Nach fünf Machtes lautet der Spielstand 5:1, und nein, natürlich nicht für mich. Trotz aussichtslosem Spielstand gebe ich alles und renne dem Shuttle hinterher. Da! Die Chance!! Ich sehe, wie der Gegner den Shuttle verfehlt. Sofort entspanne ich mich, aber noch während ich auf den Shuttle starre, der im gegenüberliegenden Spielfeld auf dem Boden liegt, nehme ich aus den Augenwinkeln wahr, dass da noch immer etwas in der Luft herumfliegt. Direkt auf meine Nase zu! Und es zeigt ein sehr seltsames Flugverhalten. Mein Mann kann es nicht sein, denn der steht mit ungläubigem Blick nebem dem Shuttle. Aaaaah!! Sein Racket schiesst auf mich zu!! In letzter Sekunde bringe ich meine Nase in Sicherheit, bevor das Ding neben meinem Schienbein auf den Boden knallt. Hätte in diesem Moment jemand durchs Fenster in die Halle geäugt, hätte er sich wohl etwas über die Anordnung der Gegenstände gewundert: Zwei Rackets im selben Spielfeld, der Shuttle im anderen Feld, je ein Tränen lachender Spieler pro Feldhälfte. Was ist hier falsch?

Jetzt frage mich natürlich, ob das ein Anschlag auf meine Nase war. Oder psychologische Kriegsführung? Egal was es war, ich bin einmal mehr mit Pauken und Trompeten untergegangen. Aber Hauptsache es macht Spass und meine Nase ist noch ganz.