Freitag, 13. Februar 2015

Vorurteile, ACHTUNG!



Ja, ab und zu ertappe ich mich selber bei Vorurteilen, was mir jeweils sehr unangenehm ist, weil ich eigentlich möglichst keine Vorurteile haben will. Aber manchmal machen sie das Leben auch einfach amüsanter, diese Vorurteile.

Letztens am Bahnhof Altstetten abends um fünf: Gut zu wissen, dass das mitten in der Stosszeit ist, es tummeln sich Menschen auf dem Perron, quasi Schulter an Schulter, Tasche an Tasche, Zigarette an Zigarette und Handy an Handy sowieso. Diese ungewollte (und auch total unerwünschte) Nähe zu meinen Mitmenschen bringt es naturgemäss mit sich, dass man in andere Konversationen hineinhört. Das kann je nach Inhalt und/oder Niveau des Gesprächs ein hineinhören Können oder Müssen sein, meist ist es ein Müssen (nein, es interessiert mich wirklich und wahrhaftig nicht, wieviel PS der neue Jeep haben muss und dass man (es war erst noch eine FRAU) eben nicht den ökologischen kaufen kann, weil der nämlich nicht wie ein Auto, sondern wie ein Traktor klingt).

Zurück auf den Perron in Zürich Altstetten. Unglücklicherweise kam ich neben zwei junge Männer zu stehen, die sich im typischen Mundart-Albanisch-Italienisch-Türkisch-Slang unterhielten, nicht gerade leise. (Übrigens für alle, die den Bezug zu unseren Jungs etwas verloren haben, hier eine wichtige Information: Auch Jungs und Mädels, die in der siebten Generationen in Hintertupfingen wohnen und mit ihren Eltern/Nachbarn/etc. einwandfrei Hintertupfingisch reden, haben diesen Slang drauf, weil das cool ist, und weil die Jungs mit einer solchen Akzent-Färbung grössere Chancen auf der Mädels-Jagd haben.) Jetzt bin ich schon wieder vom Perron in Altstetten abgeschweift, also zurück zu den beiden Jungs (ein Schweizer und ein Italiener, aber beide mit Slang), die da immer noch stehen, und ich gleich daneben (mittlerweile sind mir auch noch die Ohren abgefroren, aber der Zug sollte demnächst eintreffen).


Boy 1: „Ey, Altä, was lauft?“ Boy 2: „Ey, Mann, voll iisi, morn isch Wuchenänd.“ Boy 1: „Vollcool, ey! Ey, Altä, d Sara isch im Fall vollgeil wänn si dich so aaluegt vo unä ufä.“ Boy 2: „Ächt jetzt?“(Und hier war meine Vorstellungskraft schon leicht irritiert, meine Ohren wollten nicht mehr hinhören.) Boy 1: „Und weisch was? Si isch uh huerä chlii, aber si fangt jetzt scho ah zum redä, Mann, und laufä cha si au scho fascht ganz.“ Boy 2: „Ah, dini jüngschti  Cousine, gäll, Mann…“ Boy 1: „Ja voll, ey, huerä härzig, di chlii!“

Genau, und was lief da in der ersten Hälfte des Gesprächs in meinem Kopf genau ab? Hmpf, ich verdränge das lieber und freue mich, dass die beiden Jungs Freude an der kleinen Sara haben. Einmal mehr sollte ich mit Vorurteilen vorsichtig sein und meinen  Mitmenschen zuhören, bevor ich mir eine Meinung bilde. (Aber manchmal macht das Gehirn einfach etwas und ich hole erst etwas später wieder auf, ähm, wenn überhaupt.)



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