Dienstag, 16. August 2016

Wo bin ich?



Etwa so fühle ich mich. NOCH IMMER, obwohl ich seit vielen Wochen aus den Ferien zurück bin. Irgendwie fühlt es sich an, wie wenn ein Teil von mir an der nordspanischen Küste hängen geblieben ist. Nicht verloren gegangen, sondern eher bewusst hängen geblieben. Bis jetzt bin ich mir einfach noch nicht im Klaren, ob das nun eine gute Sache ist oder eher nicht. Symptome dieses hängengebliebenen Teils sind unter anderem:

  • Nach wie vor fehlende Lust zum Blogschreiben (was jedoch nicht gleichbedeutend mit Schreibblockade ist, denn andere Texte schreiben sich fast wie von selbst)
  • Nach wie vor fehlende Lust mit anderen Menschen elektronisch zu kommunizieren, wenn es nicht absolut notwendig ist (also kein ständiges Whatsapp-Hinundher, keine unnötigen Mails, telefonieren sowieso nicht). Lieber mache ich persönlich ab um meine Leute zu treffen statt immer mal wieder durch das ach so smarte Smartphone etwas zu lesen
  • Nach wie vor fehlende Lust abends oder am Wochenende vor den Laptop zu sitzen (das erklärt eventuell auch Symptom 1), allerdings könnte das auch am schönen Sommerwetter liegen, bei dem ich lieber draussen im Garten sitze also drinnen am PC
  • Generelle Aversion gegenüber elektronischer Vernetzung

Was nun? Am besten wohl einfach Abwarten und Tee (oder ähnliches) Trinken. Ich bin überzeugt, dass ich ziemlich rasch weiss, ob meine WWW-Aversion gut oder schlecht ist. Vermutlich weiss ich es sogar jetzt schon, bloss sind mir die Konsequenzen etwas zu hart. Aber keine Angst, ich mutiere deswegen nicht zum totalen Aussteiger sämtlicher sozialer Medien, sondern verbringe meine Zeit einfach lieber und häufiger mit echten Menschen statt mit einem Gerät, das mich ständig begleitet und mich daran erinnert, was ich auch noch tun sollte, wem ich noch nicht zurückgeschrieben oder von wem ich schon lange nichts mehr gehört habe.

Der eindeutige Vorteil meines Problems (respektive Nicht-Problems) ist, dass ich viel mehr Zeit habe. Zeit zum einfach nur Sitzen und meinen Geist wandern Lassen, Zeit zum Rätsel Lösen, Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Geniessen, Zeit zum den Liegestuhl Amortisieren, Zeit zum Kochen, Zeit zum Ferien Planen, Zeit zum im wirklichen (und nicht virtuellen) Leben Leben. Wenn ich das so lese, kann es auch gerne so bleiben, ich möchte das gar nicht mehr ändern. Und somit weiss ich jetzt auch, dass es eine gute Sache ist, wenn ein kleiner Teil von mir noch an der Costa Verde weiter träumt, den Wellen zuhört, aufs Meer hinausschaut, während die Füsse aus der Hängematte hängen.


Mittwoch, 3. August 2016

Wegweisende Hinweise werden dankbar nicht entgegen genommen



Wie jedes Jahr kümmern wir uns zurzeit um die Organisation des Plausch-Jassturniers. Und wie jedes Jahr haben wir die wiederkehrenden Teilnehmer übers Wochenende mit weiteren Informationen überschüttet. Soweit, so gut. Nun irritieren mich allerdings die einzelnen Rückmeldungen etwas. 

Zum Beispiel schreibt uns da doch unser netter Nachbar, ob er einen Erste-Hilfe-Koffer oder einen Schaumlöscher mitbringen soll. Ich vermute mal, dass er um seine Sicherheit bangt (er hat sich jedoch trotz mulmigem Gefühl angemeldet). Zuerst dachte ich ja, dass das doch ziemlich frech sei, immerhin sind wir sehr auf die Sicherheit unserer Gäste bedacht. Aber dann – aber dann – musste ich doch feststellen, dass seine Angebote vielleicht mit dem Zustand unseres Festzelts zu tun haben.


Jedes Jahr sieht es ein wenig lottriger aus, jedes Jahr brauchen wir noch stärkere Schnüre und Sturmheringe, damit es nicht vom Winde verweht wird und wirklich auch bei schlechtem Wetter (womit wir nämlich rechnen, wenn es so weitergeht wie die bisherigen Jahre) dicht hält. Nun ja, lieber Nachbar, wir haben den Wink mit dem schlagkräftigen Zaunpfahl durchaus verstanden, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Vielleicht sollte ich auf das Angebot eines Salats oder Desserts zurückkommen? Eine Löschdecke haben wir nämlich selber, ebenso die hübschen Notfallpflaster mit wahlweise Schwiizerchrüüz oder Mickey Mouse drauf.

Andere Rückmeldungen hingegen lassen darauf schliessen, dass die Teilnehmer weniger um ihre Sicherheit als um ihr leibliches Wohl besorgt  sind. Da stehen mir natürlich die Haare zBerg, nicht wahr! Dabei degustieren wir regelmässig verschiedene Würste von verschiedenen Metzgern, damit dann auf jeden Fall nur die Besten auf den Rost zu liegen kommen. Dasselbe mit der Bier- und Weinsorte. Man stelle sich mal unsere ganzjährige Belastung vor: unzählige Würste müssen probiert, Biere getrunken, Weine getestet werden (was wir ohne Jassturnier natürlich auf keinen Fall tun würden, ist ja klar). Jedenfalls lautete eine Rückmeldung ganz lapidar: Bringe meinen eigenen Maiskolben mit.
Nun gut, wir nehmens persönlich und hoffen, dass wenigstens das Bier schmeckt.

Dann gibt’s noch jene Rückmeldungen, die offensichtlich bemängeln, dass wir keinen Alleinunterhalter haben. Originalton der Nachbarn auf der anderen Strassenseite: Statt zu vergeigen spielen wir gutgelaunt in allen Tonarten.
Ach ja, und ein Hinweis auf das schlechte Wetter der letzten Jahre hat natürlich auch nicht gefehlt. Trotz dieser Rückmeldungen (die interessanterweise allesamt auch Anmeldungen waren) freuen wir uns schon jetzt auf einen amüsanten Abend und sind gespannt, wer diesmal den Preis für den schlechtesten Jasser des Abends holen wird.

Die geschätzten Leser werden gebeten, sachdienliche Hinweise zur Verbesserung unseres Anlasses an folgende Adressen abzugeben:
Wetter: Petrus (der irgendwo auf einer schwarzen Wolke hockt, Näheres ist nicht bekannt)
Sicherheit: Mein Mann (der irgendwo zwischen den Zeltstangen nach Schwachstellen sucht)
Verpflegung: Ich (die diesbezüglich jedoch auf allen Ohren und Augen taub und blind ist)
Rahmenprogramm: Pausenclown (der allerdings grade keine Pause hat und daher bis nach der dem Turnier unabkömmlich ist )

Donnerstag, 28. Juli 2016

Kärcher klaut meine Lust am Schreiben! Oder doch nicht?



Hat jemand meine Schreiblust gesehen? Falls ja, bitte umgehend einfangen und zu mir zurückbringen, ich wäre sehr dankbar. Dass ich nur keine Lust mehr habe zu Schreiben ginge ja noch, was mich deutlich viel mehr beunruhigt ist die Tatsache, dass ich stattdessen meine Zeit mit Putzen verbringe!

Es ist ja nicht so, dass ich lieber an den Fenstern herumpoliere als zu schreiben… dachte ich zumindest. Aber ich hab da so ein Gerät bekommen, also ausgeliehen, und das macht richtig Spass! (Hm, diese Aussage macht mir nun wirklich Sorgen...) Dieses Gerät, so ein gelbes Kärcher-Ding, ist ein Fenster-Staubsauger. Genaugenommen ein Fenster-Nichtstaub-Sondernwassersauger. Da kann man tatsächlich einfach mit einem richtig schön nassen kalten Lappen (bei diesem Wetter ideale Kombination für mich) über die Scheiben fräsen und dann mit dem Wassersauger drüber. Resultat: Perfekt geputzte Fenster. Ähm, und daran habe ich Freude? Help! Dafür ist das Leben doch zu kurz!


Spass am Scheibenputzen wegen eines Kärcherdings, und was ist wohl die nächste Stufe?
Spass am Abstauben wegen einer neuen lustigen Erfindung? Nein, das kann nicht sein. Ab sofort verbiete ich mir zu putzen, egal womit. Ich fessle mich sofort an den Stuhl (natürlich erst nachdem ich den Laptop strategisch optimal platziert habe) und bleib da sitzen bis ich den nächsten Blogtext geschrieben habe. Und danach darf ich wieder Putzen?? Öhm, nein, darf ich nicht und will ich nicht. Es gibt ja schliesslich noch andere häusliche Tätigkeiten, die Spass machen. Zum Beispiel den neuen Grill, der auf den klingenden Namen Ascona hört (den hab nicht ich ihm gegeben), zusammenzuschrauben, oder Wachsflecken vom Holztisch zu entfernen, oder den zweijährigen Blütenstaub von den meterlangen Storenlamellen zu jagen, oder die Algen aus dem Brunnen zu fischen, und und und… 

Warum schreibe ich nicht mehr öfter? Genau, ich habe ja gar keine Zeit! Und das, obwohl (oder vermutlich gerade weil) ich im Juli nur 50% gearbeitet habe. Das ist jetzt wohl das typische Pensionierten-Leid: 0% bei einem Arbeitgeber beschäftigt, aber plötzlich so viel vor, dass diese Leute wie vom Erdboden verschwinden und sich auch nur noch schwerlich auf ein Datum zum Beispiel für ein Abendessen festnageln lassen. Ich bin darum überzeugt, dass die bevorstehende Erhöhung von 50 auf 80% Beschäftigungsgrad mein Zeitproblem lösen wird und ich plötzlich wieder stundenlang Zuhause vor dem Laptop die Tastatur klimpern lasse. Klingt irgendwie nach Phänomen… welches ich dann beim nächsten Blogtext (eventuell) näher betrachten werde.