Samstag, 29. März 2014

Hilfe, die Ferien rücken an!



Diejenigen unter euch, die lieber nur einen Blog pro Woche hätten, muss ich leider enttäuschen. Nach der ersten Biketour dieses Jahres müsste ich mindestens 2 Blogs aussetzen, würde ich mit den Beinen oder meinem Hinterteil (dann wohl noch viel länger) tippen. Aber eben, da ich nach wie vor mit den Fingern Buchstaben aneinander reihe, kommt auch dieser Blog pünktlich und zum zweiten Mal in dieser Woche. Allerdings besteht nach wie vor kein Lesezwang (ok, ein bisschen schon;-)).
 
Heute Morgen allerdings stand zuerst eine Zügelaktion an, meine Freundin verfrachtete ihren gesamten Haushalt von Winterthur nach Oberneunforn, im Mai dann von dort in ihre endgültige Bleibe, die noch im Bau ist. Also früh aus den Federn, mit einem Kaffee die müden Geister wecken, Anhänger ans Auto und los. Zum Glück war alles sehr gut vorbereitet, kurz vor Mittag war der Spuk bereits vorbei.

Dann schlich sich die Frage nach sportlicher Betätigung an: Anfangs Mai (und das ist schon fürchterlich bald) fahren wir zu viert an den Gardasee, und dorthin fährt man eigentlich nur, wenn man Hardcore-Biketouren machen möchte (allerdings in einer wunderschönen Umgebung und einer Piazza, die nach jeder Tour zum Aperitivo einlädt). Meine Fitness lässt bis jetzt sehr zu wünschen übrig, und mittlerweile ist der Druck, endlich mal wieder auf mein Zweirad zu sitzen, ähnlich hoch wie am letzten Sonntag betreffend Steuererklärung. Es blieb noch zu entscheiden, ob das Leiden allenfalls am Sonntag besser zu ertragen wäre. Nein, ist es nicht, also bringe ich es lieber hinter mich, damit ich morgen mit gutem Gewissen den Liegestuhl in Beschlag nehmen kann. Die Motivation für Bewegung ist mässig, das Wetter hingegen zeigt sich mal wieder von seiner Schokoladenseite, es gibt also keinen Ausweg mehr.

Kurz nach dem Mittag also jammert mein Bike (und ich) bei der ersten Steigung schon leicht vor sich hin, aber die Sonne und die Wärme tun der Seele gut, wenn auch nicht meinen Beinen. Der Frühling ist überall spür-, hör-, riech- und sichtbar, herrlich! Auch keuchend kann man sich offensichtlich an den  vielen Schlüsselblumen, Osterglocken, Vögeln und grünen Wiesen freuen. Ich bin froh, dass die heutige Tour nicht von Hügel zu Hügel geht, sondern zweimal direkt den Berg hoch und natürlich wieder hinunter. Ich fahre nicht gerne in den Hügeln, sondern lieber an einem Stück einen richtigen Berg hoch, also muss ich immer gut überlegen, wie die Strecke gewählt wird. Im Flachland um Winterthur sind die „richtigen“ Berge ja eher spärlich gesät.

Zugegebenermassen hat das Bergauffahren heute eher mittelmässig Spass gemacht, was ausschliesslich an meiner nicht vorhandenen Kondition liegt. Diese muss eindeutig noch trainiert werden bis zu den Ferien, denn Italien besteht in meinem Fall nicht nur aus „Dolce Vita“, sondern auch aus steilen Bergen und spannenden Abfahrten (und ja, auch aus Pasta, Pizza, Birra, Vino, Cappuccino e sole).

Stichwort Abfahrt: Die hat heute trotz müder Beine mehr als Spass gemacht. Ein Singletrail im Wald, schmal, kurvenreich und bergab, nicht allzu grober Schotter, und inklusive Treppen. Eine ist fahrbar nach dem Motto „Augen zu und durch“, die andere ist so steil, dass sie kaum zu Fuss zu bewältigen ist, geschweige denn mit einem fahrbaren Untersatz. Dieser lässt sich zum Glück tragen, so dass der Höhenunterschied trotzdem machbar ist. Selbstverständlich hat mir die zu fahrende Treppe sehr viel mehr Freude gemacht, so sehr, dass ich für ein Blogfoto gleich dreimal nacheinander hinunterraste (und natürlich nach jeder holprigen Fahrt das Bike und meine müden Beine wieder hochschleppen musste).


Ich freue mich auf die nächste Tour, aber noch viel mehr auf gebirgige Ausflüge in und um Riva del Garda. Nicht, dass ich nach dieser heutigen Tour viel fitter bin als vorher, aber immerhin hat mich mein freundliches Velo kein einziges Mal abgeworfen (ja, gut zureden hilft tatsächlich) und der Spassfaktor war deutlich höher als erwartet.  




(Der ganz grosser Pluspunkt nach einer wunderschönen Tour ist, dass ich nun schreibend im Garten sitzen darf, während mein ziemlich schmutziges Bike gereinigt und gepflegt wird. Was will frau mehr?)


Mittwoch, 26. März 2014

Alle Jahre wieder - nein, nicht die Steuererklärung



Alle Jahre wieder – nein, nicht nur die Steuererklärung sucht uns regelmässig im Frühling heim, auch angenehmere Dinge begegnen uns immer mal wieder.

Ich zum Beispiel bin seit einigen Tagen schon fast unverhältnismässig fröhlich, wenn ich morgens um exakt 04.17 Uhr erwache. Das hat nichts mit einer allfälligen senilen Bettflucht zu tun (ja, ich weiss, die kommt mit den Jahren), sondern mit ihr, resp. ihm:


Wikipedia widmet dem Amselgesang satte zwei Abschnitte:

„Lautäusserungen
Der im Frühjahr weithin hörbare Reviergesang der Amselmännchen ist vielen Menschen vertraut. Die Amsel gilt als besonders kreativ in der Erfindung, Kombination und Variation von Motiven. Die melodiösen Strophen klingen für menschliche Ohren eingängig (...)

 

Reviergesang
(...) Der Reviergesang wird vom Männchen gewöhnlich von zwei bis drei verschiedenen, exponierten Singwarten vorgetragen, die hin und wieder gewechselt werden. Eine Strophe dieses Gesangs dauert im Mittel etwas mehr als zwei Sekunden. In der Brutsaison geben Amseln während der Morgendämmerung für 20 bis 30 Minuten eine nahezu ununterbrochene Folge solcher Strophen von sich, wobei die Pausen zwischen den Strophen im Mittel etwa drei Sekunden lang sind. Beim abendlichen Gesang sind die Pausen etwas länger.“

„Meine“ Amsel ist mir ganz besonders ans Herz gewachsen, auch wenn sie wirklich sehr früh schon sehr wach ist (und ich mit ihr). Sie hat sich im vergangenen Frühling auf der benachbarten Tannenspitze niedergelassen und unablässig ihren Gesang trainiert. Die Melodie war unverkennbar, und zwar so, dass ich jeden Morgen schon ganz früh vor mich hin gelacht habe. Irgendwie brachte sie mich einfach zum Lachen, warum genau weiss ich nicht. Nachdem sie gegen den Spätsommer immer ruhiger wurde und ihr Gesang schliesslich ganz ausblieb, fehlte sie mir noch einige Wochen lang, nicht  nur frühmorgens, sondern oft auch an Wochenenden, die ich im Garten verbrachte und mich daran gewöhnt habe, sie zu hören. Hoffnung auf ein Wiedersehen, resp. ein Wiederhören, hatte ich nicht.

Und nun, seit ein paar Tagen, ertappe ich mich, wie ich wieder morgens um 4.17 Uhr erwache, meine Ohren spitze und eine Melodie höre, die mich zum Lachen bringt. Ja, sie ist zurück, noch bin ich nicht sicher, ob es dieselbe Amsel ist wie letztes Jahr, aber ihr Gesang kommt demjenigen aus 2013 immer näher, je länger sie trainiert. Von Tag zu Tag wird die Melodie klarer und meine Freude grösser. Schön, einen solchen Wecker erleben zu dürfen! Die paar wenigen Gesichtsfalten, die sich aufgrund des Schlafmangels zeigen, stecke ich lachend weg.

Hier eine Kostprobe, leider nicht von meinem persönlichen Vogel (mein Aufnahmegerät schläft um diese Zeit noch):

Habt ihr auch einen Vogel? (Im Garten natürlich…)

Sonntag, 23. März 2014

Steuererklärung: Die jährliche Freude



Nach den letzten gefühlten tausend sonnigen Tagen ist nun endlich das schlechte Wochenendwetter eingetroffen. Und mit ihm das Ende der Ausrede, wieso man nun die Steuererklärung samt Papierbergen zum wiederholten Mal auf das nächste Wochenende verschiebt. Seit das dicke Couvert ins Haus geflattert ist, hängt es ununterbrochen wie eine schwarze Wolke leicht drohend über unseren Köpfen.
 
Immer blinzelt es irgendwo hervor, so dass man sich erneut innerlich distanzieren muss; eine neue Ausrede erfinden, weshalb man sich genau jetzt noch nicht damit auseinandersetzen kann.

Irgendwann rückt der Abgabetermin in greifbare Nähe, die Nervosität steigt, nicht aber die Motivation, sich endlich hinzusetzen, die Formulare auszufüllen und seinen Geist wieder von diesem Ungetüm Steuererklärung zu befreien bis zum nächsten Jahr. Beim gestrigen Aufeinandertreffen zwischen Steuererklärung und uns suchten wir also erneut nach einem Ausweg, die Zeit drängt - eine Woche bleibt uns noch. Das kommende Wochenende ist bereits verplant, bleibt also nur noch dieses. Es wäre sogar prädestiniert dazu, die Sonne verführt uns nicht mehr an die frische Luft, wir sitzen lieber in der trockenen Stube vor dem Laptop. Wieso also nicht endlich diesem schwarzen Wölklein den Garaus machen? Aber nein, panisch schauen wir nach links, nach rechts, auf die Datumsanzeige unserer Uhr, und ein wenig frustriert nach oben (wo uns das Wölklein hämisch angrinst). Aber halt: Einen Ausweg haben wir! „Fristverlängerung“ lautet das Losungswort.

Erleichtert atmen wir auf, legen den dicken Umschlag wieder beiseite und wischen uns die Schweissperlen von der Stirn. Unglück abgewendet, zwar in letzter Sekunde, aber es hat gerade noch gereicht. Ein paar Minuten später holt uns die Realität ein, einer von uns beiden sollte wohl diese Verlängerung definitiv eingeben. Wie üblich in diesen Dingen gibt es keine Freiwilligen. Münze werfen fällt uns nicht ein, stattdessen starten wir den Lösungsfindungsprozess für dieses neue, aber immerhin kleinere, Problem mit einem Glas Wein.

Weil auch nach dem zweiten Glas Wein die schwarze Wolke noch immer nicht rosa ist, starten wir die Steuererklärungsdiskussion von Grund auf neu. Mein Einwand gegen die Fristverlängerung ist mehr als Selbstschutz zu verstehen. Ich kenne uns nur zu gut und weiss, dass wir in haargenau zwei Monaten vor demselben Problem in derselben schweisstreibenden, zeitknappen Hektik  stehen. Mit dem Unterschied, dass unsere nette kleine schwarze Wolke noch zwei weitere Monate ihr Unwesen mit uns treiben darf. Also Schluss mit Diskutieren, ran an die Arbeit.  


Hm, aber wo sind denn nun plötzlich all die Unterlagen hingekommen? Der dicke Umschlag, der unserer guten Laune über die vergangenen paar Wochen immer und immer wieder in die Quere gekommen ist? Die Lohnausweise? Alles lag seit Monaten geduldig auf dem Tisch, und jetzt, wo man es endlich brauchen möchte, ist es weg, verschwunden, in Luft aufgelöst. Was nun?

Sehr schnell kommen wir zum Schluss, dass wir doch einfach zuerst ein paar Runden Badminton spielen gehen, das ist schliesslich gesund und macht Spass. Danach bleibt immer noch genügend Zeit für die Steuererklärung, respektive für die Suchaktion nach den Unterlagen (weit können sie ja nicht sein). Umziehen, Rackets einpacken, Shuttles in die Tasche und los gehts. Wir fühlen uns befreit, für eine kurze Zeit vergessen wir was uns heute noch bevorsteht.

Mittlerweile sind wir zurück, es regnet noch immer, die Suche nach den Unterlagen ist noch nicht gestartet und mir fällt gerade ein, dass ich doch sowieso heute Nachmittag schon für den Besuch von heute Abend vorkochen wollte. Eins ist sicher: Zuerst steht eine Dusche an, danach sehen wir weiter.