Donnerstag, 19. Juni 2014

Reisealltag



Grosse Überraschungen sind mir immer sehr willkommen. Auf Reisen ganz besonders, natürlich immer vorausgesetzt die Überraschungen sind positiv. Heute ist der erste Tag unserer Schweden-Reise, wobei Reise eher übertrieben ist. Zwar sind wir sehr lange unterwegs, aber nicht von einer Stadt zu anderen, sondern ganz gemütlich von einem Ferienhaus zum nächsten. Wahlweise logieren wir jeweils am Meer oder an einem der unzähligen Seen.

Ich hoffe auf wahrgewordene Trolle, Elche mit Pelz an den Geweihen, Blumenkränze in den Haaren zu Midsommar, illusorische Moskitos. Auf gutes Essen kann ich nicht hoffen, da bin ich selber zuständig, respektive verantwortlich.

Der erste Ferientag besteht vor allem aus Auto beladen (und ja, es hatte ALLES Platz, von der Kaffeemaschine über den Milchschäumer bis hin zu einer guten Flasche Wein für den Autozug, schliesslich soll es uns ja gut gehen),
der Tour de Suisse ausweichen, Lörrach finden und die Sonne geniessen. Jetzt steht das Auto in der oberen Etage des Zugs, wir haben nach kurzer Verwirrung ebenfalls unser fahrendes Zuhause für die kommenden 12 Stunden bezogen.

Und hier finde ich sie, die erste grosse Überraschung: Unser Hotelzimmer ist bereits belegt. Diese Überraschung gehört nicht zu den sonderlich positiven, weshalb ich sie auch nicht so sehr mag. Zum guten Glück jedoch war die negative Überraschung hausgemacht, ich habe die Zimmernummer der Rückfahrt angepeilt. Nach kurzer Diskussion sitze ich nun in dem uns zugeteilten Abteil.

Überraschung Nummer zwei, diesmal der bevorzugten Art: Unser Abteil ist tatsächlich ein Hotelzimmer. Dass es Betten drin hat wusste ich selbstverständlich, dass es aber komplett ausgestattet ist mit Dusche/WC, Garderobe, Tisch und Stühlen hat mich sehr erstaunt. Sogar das Laptop hat Platz auf dem Tisch (sobald man die Weinflasche etwas beiseite rückt), ich kann also meinen Mittwoch-Blog schreiben, wenn auch nicht gleich online stellen. Zur Verfügung gestellt werden zusätzlich noch zwei Flaschen Wasser und zwei Fläschchen (man notiere den Diminutiv) Rotwein. Ich hoffe bloss, dass der Grund für die geplante Wein-Narkotisierung der Passagiere nicht mangelnde Fahrkunst des Lokführers ist.
Wir logieren in der oberen Etage (passend zum Auto) und haben nicht nur zwei Seitenfenster, nein, sogar zwei Panoramafenster im Dach gibt es. Wer also im oberen Bett liegen darf, sieht direkt in den Himmel. Leider ist bereits auch schon klar, wer die Panoramasicht bekommt, ich nämlich nicht. Der Grund: Mir wird elendiglich übel, je höher in einem beweglichen Teil ich sitze, respektive liege. So ist für mich schon die obere Etage in einem SBB-Doppelstöcker eine Herausforderung, müsste ich auch noch im oberen Bett nächtigen, wäre das wohl der garantierte Weg zur Null- (wenn nicht Minus-)Diät für die kommenden Tage. Spontan kann ich da nur sagen: „Des einen Freud, des andern Leid“. Immerhin, wenn ich meinen Hals etwas strecke, sehe auch ich vom Bett aus direkt in den Himmel.

Das Morgengetränk ist bereits bestellt, die warme Küche im selben Wagen wie unser Abteil, die Zugtickets als gültig erklärt, das Auto beulenfrei aufgeladen, Crealogix als treuer Reisebegleiter in Griffnähe (Schirm und Kugelschreiber, wobei ich hoffe, dass wir letzteres deutlich häufiger benötigen als ersteres) und die Laune in Ferienstimmung. Es kann losgehen, wir sind bereit. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen