Mittwoch, 11. Juni 2014

Energieband oder was ein Geschenk auch noch sagen kann



Heute Morgen fand ich auf meinem Pult nicht nur die übliche Unordnung, sondern auch eine Geburtstagskarte und ein Geschenk meines Arbeitgebers vor. Selbstverständlich habe ich mich riesig gefreut, aber da der erste Morgenkaffee absolute Priorität hat, griff ich nur rasch zur Tasse und eilte in Richtung Küche.

Nach meiner Rückkehr an den Arbeitsplatz, diesmal mit Kaffee und Gipfeli bewaffnet, kümmerte ich mich dann etwas genauer um den Gabentisch. Von weitem war das eingepackte Präsent undefinierbar, beim näheren Hinsehen entpuppte es sich als Phiten-Armband.


Das Design gefiel mir auf Anhieb, ein schlichtes, sportliches Band in den Farben Rot Schwarz, die Grösse passte perfekt (trotz meiner Handgelenke in Kindergrösse). Nur hatte ich keine Ahnung, was ein Phiten-Armband überhaupt ist, die Beschreibung auf der Rückseite war in koreanischer Schrift verfasst, was mich kurz vor ein Problem stellte.

Google sei Dank! Einmal mehr – und zwei Minuten später war auch ich auf der Höhe der Zeit. Mein neuer Schmuck besteht aus karbonisiertem Titan, Mikro-Titankügelchen und Silikon-Elastomer. Er gibt meinen Bewegungen mehr Geschmeidigkeit und löst Spannungen. Zudem verleiht er Energie und optimiert die Handlungsfähigkeit durch leitende Titan-Nanopartikel.

Ich freue mich sehr über das Geschenk, einerseits, weil es mir wirklich sehr gut gefällt mit seinem sportlichen Äusseren und den passenden Farben, andererseits weil ich schlicht und ergreifend gerne Geschenke erhalte, respektive auspacke.

Nun aber, nach längerem „Aufs-Handgelenk-Starren“, fällt mir ein, dass das Geschenk vielleicht nicht nur ein Geschenk, sondern ein ziemlich deutlicher Hinweis auf meine Arbeit sein könnte (ganz zu schweigen von meinen eher elefantös ungeschmeidigen Bewegungen).

Und das gefällt mir nun überhaupt gar nicht mehr. Übersetzt hiesse das, dass ich zu wenig Energie an den Tag lege, suboptimal handle und armbandliche Unterstützung nötig habe, zudem wäre weniger elefantiges Fortbewegen ebenfalls nicht fehl am Platz.

Genau, und diese Überlegungen führen vermutlich dazu, dass ich nie mehr ein Geschenk erhalte, weil der Schenkende befürchten muss, dass ich alles hinterfrage und mir überlege, was mir wer womit wohl sagen möchte. Die Vorstellung, dass ich nie mehr Geschenke erhalte, raubt mir wiederum jegliche Energie und Handlungsfähigkeit, womit die Wirkung meines Phiten-Bandes gleich doppelt nötig wird. Ich bin überzeugt, dass ich ganz energiegeladen in die Ferien reise, und genauso energiegeladen wieder zurückkomme, meinem Chef sei Dank.


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