Kleine Freuden des Alltags: Eigentlich sind sie die grossen
Freuden, die das Leben erst lebenswert machen. Sie versüssen den Tag, in kurzen
Abständen, immer mal wieder funkelt ein Moment, der mich zum Lachen bringt,
mich beruhigt, mich freut oder mich ganz einfach zufrieden dasitzen lässt.
Es braucht nicht viel für einen solchen Moment: Das Lächeln
eines fremden Menschen, der mir irgendwo auf der Strasse begegnet, die
Sonnenstrahlen, die mir das Gesicht wärmen, der Geruch von Frühling, der in der
Luft liegt, ein blinkender Ampelmann. Gestern Nachmittag sass ich mitten in
Berlin an der Sonne, bei sagenhaften 15 Grad im T-Shirt. Ich hatte ein gutes
Buch dabei, vor mir stand ein Glas Tee. Der Duft von frischer Pfefferminze, das
leicht Säuerliche der Limonen, eine etwas scharfe Ingwer-Note und die Süsse des
Honigs, dazu die Sonne im Gesicht, was für ein Glück!
Heute Morgen ging ich,
einmal mehr ausgerüstet mit einem Lernheft, in mein italienisches Lieblingscafé,
und wurde herzlich begrüsst, der Cappuccino kam, ohne dass ich ihn bestellen
musste, begleitet von einem freundlichen Lächeln. Nein, es braucht wirklich
nicht viel für diese Momente des Glücks, nur sehen muss man sie, dann begegnen
sie einem überall und immer wieder.
Nun liegt wieder ein Besucherwochenende vor mir, das letzte.
Ich freue mich sehr auf meinen Besuch und darauf, die Stadt zeigen zu können, zu wissen, wo die
meiner Ansicht nach lohnenden Plätze sind, und auch zu wissen, wohin ich meine
Besucher ganz sicher nicht führe (zum Beispiel ins berühmt-berüchtigte
Wurst-Museum). Ein bisschen schwermütig bin ich, weil es wirklich mein letztes
Wochenende in Berlin ist, aber ich freue mich auch sehr auf mein eigenes
Zuhause, mein Umfeld, meine neue Stelle. Und es bleiben mir immerhin noch ganze acht Tage, die ich für weitere Stadterkundungen nutzen werde.
Nach meinem Wochenend-Besuch aus der Schweiz reist mein
Vater an, natürlich wie üblich mit dem Wohnwagen im Schlepptau (nicht, dass er
nicht bei mir in der Wohnung wohnen dürfte). Er logiert in Spandau, einer der
wenigen Campingplätze in Berlin, die im März schon offen sind. Dass er mich
besuchen kommt, ist natürlich nicht nur schön, sondern auch sehr praktisch.
Ich kann ihm all mein Gepäck mitgeben, statt es mühsam mit nach Hause zu
schleppen. Verantwortlich für das Mehrgepäck ist vor allem der Ampelmann, der
hat es mir einfach angetan (ja, ich bin wohl ein einfaches Gemüt, statt auf Berliner
Kultur stehe ich auf die rot-grünen seltsamen Figuren).
Die sonstigen
Shopping-Musts habe ich ziemlich schnell abgehakt: KaDeWe hat mir die Haare zu
Berge stehen lassen und die totale Reizüberflutung ausgelöst, dasselbe am
Kurfürsten-Damm. Diese Gegenden lasse ich nun gerne aussen vor und bin heilfroh, dass ich im vergleichsweise ruhigen
und gemütlichen Schöneberg wohne, ohne internationale billig-Shopping-Ketten (eine davon heisst McGeiz, mich schaudert!) oder Starbucks-Filialen.
Jetzt aber weg von Starbucks hin zu meinem Plan für heute: Nachdem ich vor ein paar Tagen mit dem
Zug (ich glaube, es war eine S-Bahn, über- und unterirdisch) rund um die Stadt
gefahren bin, möchte ich nun im Norden aussteigen und zum Zentrum wandern. Die
Stadtrundfahrt mit dem Zug lohnt sich sehr, es gibt tatsächlich einen
Schienenring, der sich um die ganze Stadt legt, die Fahrt rundherum dauert es
etwas mehr als eine Stunde. Man kann sogar wählen, ob man links- oder
rechtsherum fahren möchte (das war eine schwierige Entscheidung, da ich genau
im Süden des Rings stand und ursprünglich in den Norden wollte).
Zwar ist die
Innenstadt meist nicht gut sichtbar, dafür Dinge und Gegenden, die man als
Berlin-Besucher sonst nicht zu sehen bekommt. Die weniger schönen, grauen, schmutzigen
Wohngebiete, die förmlich nach Armut und Kriminalität riechen (vielleicht irre
ich mich mit diesem Eindruck, ich hoffe es), aber auch Energiewerke hautnah,
Firmengelände so gross wie ein Schweizer Dorf, Schrebergärten soweit das Auge
reicht, neue farbenfrohe Wohnsiedlungen und endlose Grünanlagen. Jetzt klebe ich aber erstmal die abfallenden
Schuhsohlen neu an, bevor es losgeht in den Stadt-Dschungel, mit offenen Augen, um die hinter den Häusern hervorzwinkernden Glücksmomente nicht zu verpassen.
Jetzt noch jeden Tag ein Zückerchen aus Berlin. Es liest sich locker und leicht. Kompliment! :-)
AntwortenLöschenDanke für die Blumen:-)
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