Tatsächlich kann ich von meinem ersten Museumsbesuch hier in
Berlin berichten! Am Freitagmittag wagte ich den Gang ins Curry-Wurst-Museum.
Erwartet hatte ich wenn nicht ein tiefschürfendes Museumserlebnis, dann doch
immerhin ein amüsantes. Angetroffen habe ich beides nicht: Der Eintritt von
€12,50 (wenigstens mit Curry-Wurst-Verköstigung) ist überrissen, und zwar
nicht, weil ich eine kulturelle Banause bin, sondern weil das sogenannte Museum
aus etwas wirklich Banalem (eben der Curry-Wurst) etwas Tiefgründiges zu
machen. Und das ist es nun mal einfach nicht. Der ganze Ausstellungsraum
beschränkt sich auf zwei eher kleine Zimmer, nach 7 Minuten (ok, gefühlt waren
es mindestens 20) endet man nicht sehr viel intelligenter als vor dem Besuch im
Verköstigungsteil. Dort wird einem von einer gelangweilt dreinblickenden Dame mit
Curry-Wurst-Schürze die verlockende Frage „Mit oder ohne Darm?“ entgegengeschleudert.
Wenn nicht an der Wand auf Grossbildschirm die
Boarder-Cross-Übertragung aus Sotschi geflimmert hätte, wäre mein Kartonbecher
(jawoll, KartonBECHER) inklusive Ketchup wohl an der Wand gelandet. Mich
schaudert immer noch, und innerlich habe ich mich vom Experiment Curry-Wurst
verabschiedet.
Am Samstag kam dann der unheilvolle Vorschlag, doch den laut
Reiseführer besten Curry-Wurst-Stand Berlins aufzusuchen und den
Direktvergleich zu machen. Vor dem ersten Cappuccino war mir das eine zu schwierige
Frage, danach willigte ich knurrend ein. Nach einigen Stunden Stadtbummel an
der Sonne erspähten wir unter der genannten U-Bahn-Station (natürlich auf
Erdgeschoss-Niveau, verwirrender könnte die Bezeichnung U-Bahn hier nicht sein,
sie ist nämlich meist eine Ü-Bahn) den Konnopke-Curry-Wurst-Stand. Und mein
Unterkiefer krachte mit lautem Getöse auf die Schienen: Eine unscheinbare Wurstbude,
mit einer nicht enden wollender Warteschlange!
Da stellen sich doch tatsächlich
hunderte von Menschen in eine Schlange, um genau an diesem einen Stand, und
nicht etwa an einem der tausenden anderen, ihre Curry-Wurst zu essen (in ganz Berlin
werden jährlich um die 63 Millionen Curry-Würste verspeist, aneinander gereiht
sind das ca. 9‘000 KM, also von Berlin nach San Francisco, Quelle:
Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie). Natürlich wurde die
berühmteste Curry-Wurst auch von uns getestet, und siehe da, sie schmeckte deutlich
viel besser als im Museum (kann ja nicht wirklich mit dem Alter zu tun haben?).
Diese Tatsache hat mich betreffend Wurst wieder ein wenig versöhnlicher
gestimmt.
Wurst war jedoch nicht das Hauptthema dieses Wochenendes,
sondern einmal mehr lange Rundgänge und -fahrten in der Stadt, von einem Quartier
ins nächste und manchmal auch wieder zurück, von der Sonne in die Wolken, mit
dem schnellsten Aufzug Europas (8m/sec) zum besten Panorama der Stadt (Potsdamer
Platz), vom reizüberflutenden KadeWe in die Stille des Tiergartens, von der Geschichte
in die Moderne Berlins, von den bekannten italienischen Weinen zu den uns eher unbekannten
deutschen, die jedoch äusserst gut schmecken. Jetzt ist aber erst mal ein
Ruhetag ohne neue Eindrücke angesagt, im Wissen, dass es noch viele weitere
interessante Dinge zu entdecken gibt und es mir nicht so rasch langweilig
werden wird.
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