Sonntag, 23. Februar 2014

Phänomen Curry-Wurst



Tatsächlich kann ich von meinem ersten Museumsbesuch hier in Berlin berichten! Am Freitagmittag wagte ich den Gang ins Curry-Wurst-Museum. Erwartet hatte ich wenn nicht ein tiefschürfendes Museumserlebnis, dann doch immerhin ein amüsantes. Angetroffen habe ich beides nicht: Der Eintritt von €12,50 (wenigstens mit Curry-Wurst-Verköstigung) ist überrissen, und zwar nicht, weil ich eine kulturelle Banause bin, sondern weil das sogenannte Museum aus etwas wirklich Banalem (eben der Curry-Wurst) etwas Tiefgründiges zu machen. Und das ist es nun mal einfach nicht. Der ganze Ausstellungsraum beschränkt sich auf zwei eher kleine Zimmer, nach 7 Minuten (ok, gefühlt waren es mindestens 20) endet man nicht sehr viel intelligenter als vor dem Besuch im Verköstigungsteil. Dort wird einem von einer gelangweilt dreinblickenden Dame mit Curry-Wurst-Schürze die verlockende Frage „Mit oder ohne Darm?“ entgegengeschleudert. 

Wenn nicht an der Wand auf Grossbildschirm die Boarder-Cross-Übertragung aus Sotschi geflimmert hätte, wäre mein Kartonbecher (jawoll, KartonBECHER) inklusive Ketchup wohl an der Wand gelandet. Mich schaudert immer noch, und innerlich habe ich mich vom Experiment Curry-Wurst verabschiedet.

Am Samstag kam dann der unheilvolle Vorschlag, doch den laut Reiseführer besten Curry-Wurst-Stand Berlins aufzusuchen und den Direktvergleich zu machen. Vor dem ersten Cappuccino war mir das eine zu schwierige Frage, danach willigte ich knurrend ein. Nach einigen Stunden Stadtbummel an der Sonne erspähten wir unter der genannten U-Bahn-Station (natürlich auf Erdgeschoss-Niveau, verwirrender könnte die Bezeichnung U-Bahn hier nicht sein, sie ist nämlich meist eine Ü-Bahn) den Konnopke-Curry-Wurst-Stand. Und mein Unterkiefer krachte mit lautem Getöse auf die Schienen: Eine unscheinbare Wurstbude, mit einer nicht enden wollender Warteschlange! 

Da stellen sich doch tatsächlich hunderte von Menschen in eine Schlange, um genau an diesem einen Stand, und nicht etwa an einem der tausenden anderen, ihre Curry-Wurst zu essen (in ganz Berlin werden jährlich um die 63 Millionen Curry-Würste verspeist, aneinander gereiht sind das ca. 9‘000 KM, also von Berlin nach San Francisco, Quelle: Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie). Natürlich wurde die berühmteste Curry-Wurst auch von uns getestet, und siehe da, sie schmeckte deutlich viel besser als im Museum (kann ja nicht wirklich mit dem Alter zu tun haben?). Diese Tatsache hat mich betreffend Wurst wieder ein wenig versöhnlicher gestimmt.

Wurst war jedoch nicht das Hauptthema dieses Wochenendes, sondern einmal mehr lange Rundgänge und -fahrten in der Stadt, von einem Quartier ins nächste und manchmal auch wieder zurück, von der Sonne in die Wolken, mit dem schnellsten Aufzug Europas (8m/sec) zum besten Panorama der Stadt (Potsdamer Platz), vom reizüberflutenden KadeWe in die Stille des Tiergartens, von der Geschichte in die Moderne Berlins, von den bekannten italienischen Weinen zu den uns eher unbekannten deutschen, die jedoch äusserst gut schmecken. Jetzt ist aber erst mal ein Ruhetag ohne neue Eindrücke angesagt, im Wissen, dass es noch viele weitere interessante Dinge zu entdecken gibt und es mir nicht so rasch langweilig werden wird.


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