Berlin, Berlin… irgendwie erinnert mich das nicht unbedingt
und an erster Stelle an meine Schulzeit, und doch werde ich wohl in Zukunft
Berlin automatisch auch mit Schule verbinden. Nach meinem freien Vormittag
versuche ich jeweils Motivation zu finden, um von zwei bis sieben Uhr
nachmittags im Schulzimmer zu sitzen, eingepfercht mit 15 anderen Lernern (ja,
so nennen die das hier) und dem jeweiligen Dozenten. Das Klassenzimmer ist für
17 Personen eindeutig zu klein, die Luft wird nach den ersten Minuten gleich
spürbar dünner und die Temperatur steigt. Auch meine innere Temperatur,
wohlgemerkt, da ich im Klassenverband unüblich schnell genervt bin ab kleinen
Dingen, sei es langsames Vorwärtsgehen, überflüssige Fragen, unklare
Anweisungen oder kaugummikauende Mit-Wiederkäuer, äh, Mitlerner.
Abgesehen von den äusseren Faktoren waren die ersten drei
Tage Unterricht sagen wir mal neutral, meine Begeisterung für den
Unterrichtsbesuch ist noch nicht geweckt, was aber vermutlich eher an der Art
der Vermittlung liegt als an den Dozenten. Diese sind äusserst versiert und
sympathisch, und völlig schuldlos an der Tatsache, dass die Klasse
vorwissenstechnisch, lerntempo-bezogen und sprachlich sehr durchmischt ist. Die
einen sind überfordert, die anderen eher gelangweilt. Weshalb ich so gerne Fernstudien
absolviere? Genau darum, das eigene Lerntempo vorgeben, keine kaugummikauenden
Nachbarn, etc. Natürlich kann man mir vorhalten, dass ich diesbezüglich nicht
sehr flexibel bin, das stimmt. Auch wenn ich mich als sehr tolerante und
flexible Erdenbürgerin einschätze (womit ich eventuell völlig daneben liege),
gibt es Dinge wie „im Klassenverband lernen“, die meine Nerven aus
irgendwelchen Gründen übermässig strapazieren.
Zum Glück findet die Weiterbildung aber in Berlin statt, da
gibt es ja genügend Nervenfutter für mich (nein, NICHT Kultur). Immer noch
geniesse ich mehrmals täglich einen Spaziergang durch „meine“ Strasse, vorbei
an den unzähligen Restaurants und Läden, ab und zu auch nicht vorbei, sondern
hinein. Hinein zum echten italienischen Cappuccino oder zum türkischen
Abendessen, und natürlich kommt auch das deutsche Bier nicht zu kurz, auch wenn
Sommer die idealere Jahreszeit dafür ist.
Morgen wage ich den Besuch bei einem Frisör und bin schon
ganz gespannt. Es gibt zwei dieser Läden in meiner Strasse, einer schneidet die
Haare für fast nichts, der andere kostet deutlich viel mehr. Ich habe mich aus
Termingründen für den teureren Haarabschneider entschieden und hoffe, dass es
nicht auch ein Halsabschneider ist. Eigentlich hoffe ich nur, dass er sein
Handwerk beherrscht, seine Bemerkung bei der Terminabsprache hat mich nicht
hoffen lassen: „Oh, entschuldige bitte, ich hab dich falsch eingetragen, ich
seh nämlich fast nichts mehr.“ Beruhigend, nicht wahr?
Sollte auf diesen Text also kein Post mehr folgen, dann hat
mir dieser halb blinde Herr wohl statt der Haare die Ohren gestutzt (immerhin
wäre dies dann das teurere Vergnügen gewesen). Drückt mir die Daumen!!
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