Freitag, 31. Oktober 2014

Nur kurz



Mir fehlen ausnahmsweise die Worte, mein Gehirn fühlt sich an wie Kopfsalat. Ein strenger Tag, und draussen ist es schon wieder dunkel. Diese Kombination ist suboptimal für mich, ich plädiere schon seit Jahren PRO WINTERSCHLAF!! Auch vermute ich immer stärker, dass ich in meinem früheren Leben Murmeltier war, und vorher Bär, und noch vorher Siebenschläfer.

Auf jeden Fall gibt es dieses Mal nur wenig zu lesen, was einige der geneigten Leser (Lesenden? Leser und Leserinnen? Leser- und Leserinnenschaft?) ganz sicher erfreut. 

Neben der Müdigkeit aufgrund des nicht ausgelebten Winterschlafs leide ich nämlich auch noch an Zeitmangel. Nicht zu unterschätzen: Die zeitaufwändige Pflege meines Haustiers, dem Muskelkater (hat übrigens rein gar nichts zu tun mit irgendeinem anderen Kater, nur dass das gleich geklärt ist), der wieder friedlich herumtigert und sich bei mir heimisch fühlt. 

Hinzu kommt das zeitraubende Nebelsuppe Löffeln, wirklich, das ist eine tagesfüllende Beschäftigung, kein Wunder, komme ich nicht mehr zum Schreiben.
Ich mache mich jetzt auf den Weg in Richtung Stadt (den Nebel habe ich vertrieben), das wird meinen Kater entspannen und die kalte Luft meine müden Geister hoffentlich wiederbeleben. In diesem Sinne wünsche ich allen einen erholsamen Abend, der sich am ehesten vor dem Kamin oder mit einem Fondue geniessen lässt.


Montag, 27. Oktober 2014

Ein sympathisches Haustier

Nein, diesmal kein Igel, und auch keine Katze, ein Wellensittich schon gar nicht (wir reden hier ja von sympathisch…). Und auch kein Hau-Stier, wie ein Bekannter kürzlich seinen Hund nannte (oder wie war das doch gleich noch mal?).

Es ist ein mir vertrautes Wesen, aber sympathisch finde ich es nur deswegen, weil es so unendlich zuverlässig und wiederkehrend ist. Alle weiteren Eigenschaften sind auf der anderen Seite der Skala, nämlich anhänglich, schmerzvoll, viel zu lange dauernd, übertrieben und frustierend (das "r" lassen wir hier mal weg, es geht ja schliesslich um ein Tier). Es kommt nicht, wenn man nach ihm ruft, sondern dann, wenn es ihm (und nicht etwa mir) passt. Es geht auch nicht, wenn man es zum Teufel jagt. Dazu kommt, dass es ganz offensichtlich nicht alle Menschen gleich gern heimsucht.

Das einzig nachhaltig Wirkende gegen dieses Tier ist, wenn man es schlichtweg aushungert. Und dies wiederum hat gesundheitsschädigende Folgen für mich. Klingt doch sehr nach einer Patt-Situation, nicht wahr? 

Darf ich vorstellen? Mein Haustier: Der Muskelkater.

Mal etwas netter lächelnd, mal knurrig, mal laut brüllend, aber immer schmerzhaft und fies. Würde ich ihn aushungern, hiesse das folglich, mich nicht mehr zu bewegen, was eine gesundheitsschädigende Massnahme wäre und somit nicht in Frage kommt. Ihm in regelmässigen Abständen zu füttern, sprich mich zu bewegen, würde wohl eine Abnahme der Schmerzintensität bedeuten, nicht aber der Häufigkeit (das habe ich schon oft versucht, nützt alles nichts, er kommt äusserst zuverlässig immer wieder zu mir zurück, eigentlich müsste ich mich ja sehr geliebt fühlen.)

Schon nach den ersten paar joggenden Minuten sehe ich ihn hinter einem Busch hervor grinsen, und je länger ich unterwegs bin, desto häufiger kreuzt er meinen Weg. Mal hockt er im Bachbett, mal hoch oben auf einem Ast, dann wieder spielt er vor mir auf der Strasse mit Kieselsteinen oder schmeisst mir einen Ast vor die Füsse. Und immer, immer hat er dieses fiese Grinsen im Gesicht. Er weiss genau, dass er mich die nächsten drei Tage sprichwörtlich auf Schritt und Tritt verfolgen wird (und Treppenstufen liebt er ganz besonders, vor allem abwärts).

Mit einem sanften Ziehen in den Waden macht er sich bemerkbar, völlig erträglich und eigentlich noch nett. Aber dann, dann wandert er in Richtung Oberschenkel, um sich dort flächendeckend auszubreiten und mir jeden noch so kleinen Schritt vorwärts (oder auch rückwärts) zu vermiesepetern. Jede Stufe, die ich nehme, ist ein qualvoller, aber nicht zu verhindernder Schmerz. Jede kleinste Bewegung lässt mich aufjaulen und erinnert mich an mein ungeliebtes Haustier. 

Ob man das Ding nicht einfach mal in ein Ferienheim für Katzenviecher geben kann? So ungefähr für 365 Tage im Jahr? Oder ich würde es einfach mal an meine Mitjogger abgeben, denen der Kater nie um die Beine schmeichelt. Aber ob die das schätzen würden? Ich befürchte, die einzige Option nach einer Jogging-Runde ist und bleibt, mich in den grossen Topf mit grüner Rosssalbe zu setzen.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Der Wanderbaum



Bäume gehören zu meinen Lieblingswesen. Ob man sie als Wesen sieht oder nicht ist "natürlich" Ansichtssache, für mich sind es Wesen. Stämmig, gut verankert, eine gesunde Bodenhaftung, aber trotzdem sehr flexibel. Eine Augenweide, Schattenspender, Luftreiniger, Pausenplatz für Vögel und Futterstation für Eichhörnchen. Also einfach unglaublich vielseitig und sympathisch.

Sie passen je nach Jahreszeit ihr Blattgewand an, oder lassen die Hüllen auch mal ganz fallen (seltsamerweise dann, wenn wir Menschen das Gegenteil von „Hüllen-Fallenlassen“ machen). Sie riechen gut, auch wenn man das meist nur noch im Wald wirklich intensiv geniessen kann. Sie machen keinen Lärm, sagen nicht viel (mit einer Ausnahme: Bei der Kartause Ittingen steht ein schwatzender Tannenbaum), helfen mit ihrem ganz leisen und beruhigenden Blätterrauschen beim Einschlafen. 

Sie lassen sich fällen (nun gut, der Förster wäre wohl ziemlich verdutzt, wenn ein zu fällender Baum plötzlich davonrennt und schreit: „Ich will nicht!!! Ich will nicht!!“), damit wir im Winter ein warmes Zuhause haben oder vor dem Kamin sitzen und uns entspannen können. Sie machen Städte grüner, lockern Plätze auf und dienen auch mal als Möbel, in einem schönen Design als Tisch und Stuhl, oder ganz natürlich als Baumstrunk am Wegrand. 


Dies alles macht einen Baum in meinen Augen zu einem Wesen. Aber dass er zusätzlich zu all den oben genannten Eigenschaften auch noch als Lachsack auftritt, war mir bislang unbekannt. 

Neulich abends in Winterthur: Ich war unterwegs in Richtung Bahnhof, schlenderte gemütlich durch die Unterführung, und achtete nicht sonderlich auf meine Umgebung. Plötzlich jedoch weckte etwas vor mir meine Aufmerksamkeit. Das Ding bewegte sich in Richtung Perron, hatte, wie ich, zwei Beine, zwei Füsse… aber die obere Hälfte unterschied sich ganz klar von allen anderen Dingen, die sich da sonst noch auf dem Perron herumtrieben.

Ein Wanderbaum! Vor lauter Lachen konnte ich kaum ein Foto schiessen, dies gleich auch als Erklärung für die schlechte Bildqualität. Und natürlich überlegte ich mir zwischen meinen Lachsalven, ob es nun erlaubt ist, den Baum abzulichten oder nicht? Aber schliesslich ist ja nichts zu erkennen, ausser ein paar Blätter, eine Handtasche und die Schuhe dazu. Schön, dass mich mein Lieblingswesen mit einer ganz neuen Eigenschaft überrascht hat, DANKE.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Altweibersommer



Ich habe mich schon des Öfteren gefragt, weshalb der Altweibersommer Altweibersommer heisst. Immerhin klingt der Begriff nicht sonderlich schmeichelhaft und hat einen eher negativen Beigeschmack, zumindest für meine Ohren. Seltsam, denn der Altweibersommer beglückt uns ja meist mit Sonne und milden Temperaturen.

Nun hat meine Allgemeinbildung dank SRF 1 (Radio, nicht TV, und wie bitte schön soll man diese zwei eigentlich unterscheiden, wenn sie denselben Namen haben?) einen Sprung vorwärts gemacht, jedenfalls im Klima/Natur-Departement. Der Moderator hat nämlich endlich das Geheimnis um die alten Weiber gelüftet (natürlich hätte ich dies auch schon lange selber tun können, denn Herr Google weiss es ja auch).

Tatsächlich, bei genauem Hinschauen findet man dieser Tage unzählige wunderschöne Spinnweben. Auf Bäumen, an Häusern, in Büschen, manchmal auch quer über dem Gesicht (was ich dann nicht sonderlich schätze). Frühmorgens sind sie nass vom Tau und darum viel besser sichtbar als sonst. Die langen, dichten Spinnfäden sehen dann aus wie graue Haare einer alten Dame. Daher der Name für diese „Jahreszeit“. Wikipedia nennt das natürlich nicht Jahreszeit, dort klingt es so:
Der Altweibersommer ist eine sogenannte meteorologische Singularität und bezeichnet einen Zeitabschnitt gleichmäßiger Witterung im Spätjahr, oft im September, der sich durch ein Hochdruckgebiet, stabiles Wetter und ein warmes Ausklingen des Sommers auszeichnet. Das kurzzeitig trockenere Wetter erlaubt eine gute Fernsicht und intensiviert den Laubfall und die Laubverfärbung.“ 

Klingt auch gut, ich kann ja schliesslich nicht einfach eine fünfte Jahreszeit erfinden, nur weil mir der Begriff „meteorologische Singularität“ nicht geläufig ist.

Heute Morgen früh habe ich mich also auf die Jagd gemacht, suchen musste ich jedoch nicht lange, und auch die Wegstrecke hielt sich sehr in Grenzen. Rund um unser Haus und den Garten hängen unendlich viele, wunderschöne Netze, die einen geometrisch perfekt, die anderen ähneln eher einem Wollknäuel (oder dem sprichwörtlichen „Gnuusch im Fadezainli“). Faszinierend, wie die hauchdünnen Fäden die schwere Last des Taus tragen. Gut, hat der Name meine Neugierde gekitzelt, sonst hätte ich mich wohl nicht auf die Pirsch gemacht und diese Kunstwerke festgehalten.