Ich habe mich schon des Öfteren gefragt, weshalb der
Altweibersommer Altweibersommer heisst. Immerhin klingt der Begriff nicht
sonderlich schmeichelhaft und hat einen eher negativen Beigeschmack, zumindest für meine Ohren. Seltsam, denn der Altweibersommer beglückt uns ja meist mit Sonne
und milden Temperaturen.
Nun hat meine Allgemeinbildung dank SRF 1 (Radio, nicht
TV, und wie bitte schön soll man diese zwei eigentlich unterscheiden, wenn sie
denselben Namen haben?) einen Sprung vorwärts gemacht, jedenfalls im Klima/Natur-Departement.
Der Moderator hat nämlich endlich das Geheimnis um die alten Weiber gelüftet
(natürlich hätte ich dies auch schon lange selber tun können, denn Herr Google
weiss es ja auch).
Tatsächlich, bei genauem Hinschauen findet man dieser
Tage unzählige wunderschöne Spinnweben. Auf Bäumen, an Häusern, in Büschen,
manchmal auch quer über dem Gesicht (was ich dann nicht sonderlich schätze).
Frühmorgens sind sie nass vom Tau und darum viel besser sichtbar als sonst. Die
langen, dichten Spinnfäden sehen dann aus wie graue Haare einer alten Dame.
Daher der Name für diese „Jahreszeit“. Wikipedia nennt das natürlich nicht Jahreszeit,
dort klingt es so:
„Der Altweibersommer
ist eine sogenannte meteorologische Singularität und
bezeichnet einen Zeitabschnitt gleichmäßiger Witterung im
Spätjahr, oft im September, der sich durch ein Hochdruckgebiet,
stabiles Wetter und ein warmes Ausklingen des Sommers
auszeichnet. Das kurzzeitig trockenere Wetter erlaubt eine gute Fernsicht und
intensiviert den Laubfall und die Laubverfärbung.“
Klingt auch gut, ich
kann ja schliesslich nicht einfach eine fünfte Jahreszeit erfinden, nur weil
mir der Begriff „meteorologische Singularität“ nicht geläufig ist.
Heute Morgen früh habe ich mich also auf die Jagd
gemacht, suchen musste ich jedoch nicht lange, und auch die Wegstrecke hielt
sich sehr in Grenzen. Rund um unser Haus und den Garten hängen unendlich viele,
wunderschöne Netze, die einen geometrisch perfekt, die anderen ähneln eher
einem Wollknäuel (oder dem sprichwörtlichen „Gnuusch im Fadezainli“).
Faszinierend, wie die hauchdünnen Fäden die schwere Last des Taus tragen. Gut, hat
der Name meine Neugierde gekitzelt, sonst hätte ich mich wohl nicht auf die
Pirsch gemacht und diese Kunstwerke festgehalten.
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