Mittwoch, 20. August 2014

ICH BIN NICHT DA

Bin mich suchen gegangen.
Wenn ich wieder da bin, bevor ich zurückkomme, sagt mir: „Ich soll auf mich warten.“


Nach zwei Monaten Schweden, Einsamkeit, Ruhe, Entspannung, Langsamkeit und wenig bis null Hirnakrobatik sitze ich wieder im Büro. Bis zum Hals eingedeckt mit Arbeit, die ohne angestrengtem Nachdenken zu keinem Resultat führt. Leider waren sich meine grauen Zellen nicht alle einig über den genauen Zeitpunkt der Rückkehr ins Arbeitsleben. Dies hat zur Folge, dass ich nun hier sitze und mir ab und zu die Augen reiben muss, um zu verstehen, was ich denke.

Ein Teil meiner Gedanken ist immer noch auf dem Weg nach Nirgendwo, auf der Suche nach mir, oder wartet irgendwo darauf, von mir gefunden zu werden. Bloss wo? Und wann? Sollte dieser Teil in Schweden geblieben sein, muss ich wohl auf ihn verzichten bis frühestens im kommenden Sommer. Sollte er unterwegs irgendwo untergetaucht sein, könnte die Suche allenfalls noch länger dauern. Am besten finde ich mich wohl einfach damit ab, dass ein Teil von mir im Norden zurückgeblieben ist. Dort ist das Wetter sowieso besser als hier… die Tiere sind grösser, schöner und meist pelziger, die Welt ist ruhiger, die Luft ist besser – es gibt also keinen Grund, mir um diese grauen Zellen Sorgen zu machen, denen geht es mit Sicherheit blendend.
Bleibt noch die Frage, wie die verbliebenen „Arbeiterzellen“ das Fehlen ihrer Kollegen kompensieren können. Vielleicht mit mehr Freizeit? Das verkürzt die Regenerierung. Mit mehr Ruhe? Das verlängert den Zeitraum bis zur geistigen Erschöpfung. Mit mehr Schlaf? Das hilft bei der Verarbeitung des Erlebten. Mit gutem Essen? Zugegebenermassen hilft das meinem seelischen Wohlbefinden mehr als meinen strapazierten Hirnzellen, ist aber trotzdem angenehm. Mehr Bewegung? Würde ganz sicher helfen, ist aber anstrengend für alle anderen Körperteile. Einen Spiegel ins Gehirn einbauen? So denkt die verbleibende Hälfte, sie sei zwei Hälften und somit wieder voll funktionstüchtig.

Ich werde darüber brüten, eine Nutzwertanalyse machen, diese zu verstehen versuchen, in Worte fassen und niederschreiben. Leider habe ich schon wieder nicht gehört, was ich soeben gedacht habe, wie war das nochmal mit der Nutzwertanalyse? Ich lasse es einfach bleiben und warte auf mich, sooo wichtig sind diese grauen Zellen nun auch wieder nicht.


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