Mittwoch, 6. August 2014

Ein Missverständnis mit dem Elch


Elche machen einem das Leben nicht immer nur schöner. Nein, manchmal schaffen sie es auch, dass man sich verwundert umschaut, sich etwas veräppelt fühlt und kopfschüttelnd wieder nach Hause geht.

Ich bin nicht faul, nur unheimlich entspannt;-)
Seit zehn Tagen fahren wir regelmässig an einem handgeschriebenen Schild vorüber, auf dem "Älg" zu lesen ist. Automatisch gingen wir davon aus, dass hinter diesem Schild ein schwedischer Jäger steckt, der Elchfleisch verkauft. Und seit exakt 10 Tagen steht auch fest, dass wir all unsere Energie zusammenklauben, unsere Bücher und Badehosen beiseite legen, auf die Bikes steigen und zu diesem Jäger fahren.

Haben wir plangemäss so gemacht, gestern Nachmittag um drei Uhr. Es war heiss und unheimlich schwül, allerdings steckten die Badetücher in der Waschmaschine, weshalb ein Bad im See keine Option war. Wir nutzten also die einmalige Gelegenheit, klammerten unsere Hosenbeine fest, stiegen auf den Sattel und quälten uns in der saunaartigen Hitze den Berg hoch in Richtung Älg-Tafel.

Zehn Kilometer später und unzählige Schweisstropfen ärmer passierten wir ein anderes, uns bis anhin unbekanntes Schild, auf dem ebenfalls von Hand geschrieben "Älg" zu lesen ist. Nach den wenigen Sekunden, die meine Hirnzellen benötigten, um das Gesehene in Gedanken umzuwandeln, fiel es mir wie Schuppen vor die Augen. Ein kurzer Stopp-Ruf in Richtung Hinterrad meines Vordermannes mit dem Hinweis, dass es sich nicht lohnt, weiter zu fahren. Warum?
Logisch: Ein Schild kurz VOR dem Waldstück, das andere auf der Gegenfahrbahn kurz NACH dem Waldstück, beide für den Autofahrer GUT sichtbar. Hier gibt es kein Elchfleisch zu kaufen, nein, ganz im Gegenteil. Die Schilder dienen dazu, den Autofahrer darauf aufmerksam zu machen, dass jederzeit eines dieser Tiere mitten auf der Strasse stehen könnte.
 
Elche sind dämmerungsaktive Tiere, wir konnten also mitten am Tag nicht einmal damit rechnen, dass sich eine noch nie dagewesene Elch-Mountainbike-Begegnung ergeben könnte.

Immerhin, statt ein Stück Elchfleisch im Rucksack hatten wir Lachtränen in den Augen, was mir sowieso sympathischer ist. Und wer weiss, vielleicht machen wir uns nun noch einmal auf die dämmerungsaktiven Socken und halten Ausschau nach den Königen der schwedischen Wälder (die Trolle halten sich leider nach wie vor gut versteckt).

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