Mittwoch, 12. Februar 2014

Haarabschneider oder Halsabschneider?



Berlin, Berlin… irgendwie erinnert mich das nicht unbedingt und an erster Stelle an meine Schulzeit, und doch werde ich wohl in Zukunft Berlin automatisch auch mit Schule verbinden. Nach meinem freien Vormittag versuche ich jeweils Motivation zu finden, um von zwei bis sieben Uhr nachmittags im Schulzimmer zu sitzen, eingepfercht mit 15 anderen Lernern (ja, so nennen die das hier) und dem jeweiligen Dozenten. Das Klassenzimmer ist für 17 Personen eindeutig zu klein, die Luft wird nach den ersten Minuten gleich spürbar dünner und die Temperatur steigt. Auch meine innere Temperatur, wohlgemerkt, da ich im Klassenverband unüblich schnell genervt bin ab kleinen Dingen, sei es langsames Vorwärtsgehen, überflüssige Fragen, unklare Anweisungen oder kaugummikauende Mit-Wiederkäuer, äh, Mitlerner.

Abgesehen von den äusseren Faktoren waren die ersten drei Tage Unterricht sagen wir mal neutral, meine Begeisterung für den Unterrichtsbesuch ist noch nicht geweckt, was aber vermutlich eher an der Art der Vermittlung liegt als an den Dozenten. Diese sind äusserst versiert und sympathisch, und völlig schuldlos an der Tatsache, dass die Klasse vorwissenstechnisch, lerntempo-bezogen und sprachlich sehr durchmischt ist. Die einen sind überfordert, die anderen eher gelangweilt. Weshalb ich so gerne Fernstudien absolviere? Genau darum, das eigene Lerntempo vorgeben, keine kaugummikauenden Nachbarn, etc. Natürlich kann man mir vorhalten, dass ich diesbezüglich nicht sehr flexibel bin, das stimmt. Auch wenn ich mich als sehr tolerante und flexible Erdenbürgerin einschätze (womit ich eventuell völlig daneben liege), gibt es Dinge wie „im Klassenverband lernen“, die meine Nerven aus irgendwelchen Gründen übermässig strapazieren.

Zum Glück findet die Weiterbildung aber in Berlin statt, da gibt es ja genügend Nervenfutter für mich (nein, NICHT Kultur). Immer noch geniesse ich mehrmals täglich einen Spaziergang durch „meine“ Strasse, vorbei an den unzähligen Restaurants und Läden, ab und zu auch nicht vorbei, sondern hinein. Hinein zum echten italienischen Cappuccino oder zum türkischen Abendessen, und natürlich kommt auch das deutsche Bier nicht zu kurz, auch wenn Sommer die idealere Jahreszeit dafür ist. 




Morgen wage ich den Besuch bei einem Frisör und bin schon ganz gespannt. Es gibt zwei dieser Läden in meiner Strasse, einer schneidet die Haare für fast nichts, der andere kostet deutlich viel mehr. Ich habe mich aus Termingründen für den teureren Haarabschneider entschieden und hoffe, dass es nicht auch ein Halsabschneider ist. Eigentlich hoffe ich nur, dass er sein Handwerk beherrscht, seine Bemerkung bei der Terminabsprache hat mich nicht hoffen lassen: „Oh, entschuldige bitte, ich hab dich falsch eingetragen, ich seh nämlich fast nichts mehr.“ Beruhigend, nicht wahr?

Sollte auf diesen Text also kein Post mehr folgen, dann hat mir dieser halb blinde Herr wohl statt der Haare die Ohren gestutzt (immerhin wäre dies dann das teurere Vergnügen gewesen). Drückt mir die Daumen!!

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