Letztens blickte ich aus dem Fenster, bestaunte den Mond und
liess den Blick über den Garten schweifen. Wie üblich schimmerte im Schein der Strassenlampe die
Wasseroberfläche im Brunnentrog. Nur dass da noch etwas Weissliches, Undefinierbares aus dem
Wasser ragte, mit seltsamen Konturen. Ich schaute genauer hin. Mir stockte der Atem, eiskalt lief es mir den
Rücken hinunter, und ich konnte die eiskalten Hände, die nach mir griffen, schon spüren.
Schreckensstarr stand ich am Fenster, langsam lief die
Mechanik meines Gehirns wieder an, es quietschte und kurbelte, bis sich die
Gedanken von den Augen in den Kopf und dann in die Hände vorarbeiteten. Ich
öffnete die Türe, tastete mich langsam in Richtung Trog, traute mich nicht so richtig,
ging wieder zurück. Dann wieder vorwärts zum Wasser. Hände ragten leblos aus
dem Wasser, blau verfärbt. Zitternd bückte ich mich über den Wasserspiegel, und
starrte mitten in ein Gesicht. Auf der Stirn war eine Lampe befestigt, die müde vor sich hin flackerte.
Das ist natürlich wiederum alles nur Schall und Rauch. Hier die romantische
Beschreibung des wirklich prachtvollen Gartens, inklusive Brunnen, aber
exklusive Wasserleiche:
Es steht ein sieben Meter langer, verrosteter Metalltrog in
unserem Garten. Cool zum Anschauen, ideal als Grundstückabgrenzung und perfekt
genutzt. Ein Viertel des Trogs dient als Gewürz- und Kräutergarten, da gibt es
Currykraut, Olivenkraut, Schnittlauch und Petersilie, Rosmarin, Salbei,
Kriechoregan, verschiedene Pfefferminzarten. Gerade Pfefferminz ist sehr praktisch für Mojitos, äh, ich meine natürlich Pfefferminztee.
Die anderen drei Viertel des Trogs dienen als Brunnen,
wunderschön bis zum Rand gefüllt, mit einigen Holzbrettern obendrauf, die als
Sitzgelegenheit dienen. Oft beobachte ich Heerscharen von Vögeln, die in einer
Reihe auf dem Brunnenrand sitzen und ein Bad nehmen, oder sich einfach nur
aufplustern und den Schnabel ins Wasser halten. Wasserleichen züchten wir
nicht, und auch sonst hängen ausser meinen weissen Beinen keine anderen
Kreaturen ihre Extremitäten hinein. Demnächst erwerbe ich mir eine wasserfeste
Kugellampe, die ich auf den Trogboden stellen kann, so dass das Wasser nachts
beleuchtet ist. Wie schön!
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