Tatsächlich zieht sich das Schauderthema Geist und Co.
weiter. Ich traute meinen Ohren kaum, als ich ein Telefongespräch
zwischen meinem Mann und seiner schon sehr in die Jahre gekommenen Mutter
belauschte: „Jaja, wir kommen. Ja, heute noch. JA, bevor es dunkel wird! Ja, wir
kommen ganz sicher, aber es wird früher Abend. Also dann, bis später! JAHAAA, wir kommen ganz bestimmt!“ Sie
hat anscheinend die ganze Nacht kein Auge zugetan, und wir müssen zwingend heute noch bei
ihr vorbeischauen.
Wie sich herausstellt, hat sie einen Geist auf dem Dachboden,
und unsere Aufgabe ist es nun, diesen zu jagen, respektive sichtbar zu machen. Der
Poltergeist lässt offensichtlich Nacht für Nacht Holzklötze auf den Boden
knallen, spaziert hin und her (was erstens bei seiner vermuteten luftigen Konsistenz
gar keine Geräusche machen dürfte und zweitens bei den vielen Spinnweben, die sich
ihm in den Weg hängen, keine fortlaufende Geräuschkulisse ergeben würde) und
ist ganz allgemein kein willkommener Mitbewohner.
Nichts wie los also, wir schnappen uns die grösste
vorhandene Taschenlampe mit „Erstarr-Funktion“ (man weiss ja schliesslich doch
nie so ganz genau), entfalten die knarrende Estrichtreppe und bahnen uns einen
Weg über die klebrigen Spinnweben. Zuhauf liegen und hängen sie in der Gegend
herum. Ah, da, eine hat sich quer über meine Augen gelegt, ich seh nichts mehr!
Und nun hängt eine über die Lippen bis hinter die Ohren, und sie klebt fest,
ich bin mundtot! Vor lauter um uns Wischen haben wir beinahe die Hauptaufgabe
aus den Augen verloren, nämlich die Konzentration auf den Geist.
Nirgends Anzeichen von Holzklötzen, keine Fussspuren im
Staub, keine Blutflecken an den Balken (vermutlich trägt er ja keinen Helm und
wird sich demzufolge ab und zu den Kopf an einem Balken stossen)… aber auch
keine Spuren von Mardern oder Mäusen, rein gar nichts ist zu sehen. Was sollen
wir ihr denn nun zur Beruhigung sagen? Wohl schlicht und ergreifend, dass ein
offener Holz-Dachboden ab und zu ziemlich laut knarren kann, und dass da oben ganz
ehrlich und auch nach gewissenhafter Suche niemand sein Unwesen treibt.
Ob
ihr das wirklich zu einem besseren Schlaf verhilft, wage ich zu bezweifeln. Aber es gibt schliesslich auch nette Geister, oder?
(Der ist doch süss, ich würde ihn sofort als Mitbewohner nehmen) |
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