Bin mich suchen gegangen.
Wenn ich wieder
da bin, bevor ich zurückkomme, sagt mir: „Ich soll auf mich warten.“
Nach zwei Monaten Schweden, Einsamkeit, Ruhe,
Entspannung, Langsamkeit und wenig bis null Hirnakrobatik sitze ich wieder im Büro. Bis
zum Hals eingedeckt mit Arbeit, die ohne angestrengtem Nachdenken zu keinem Resultat
führt. Leider waren sich meine grauen Zellen nicht alle einig über den genauen
Zeitpunkt der Rückkehr ins Arbeitsleben. Dies hat zur Folge, dass ich nun hier
sitze und mir ab und zu die Augen reiben muss, um zu verstehen, was ich denke.
Ein Teil meiner Gedanken ist immer noch auf dem Weg nach
Nirgendwo, auf der Suche nach mir, oder wartet irgendwo darauf, von mir
gefunden zu werden. Bloss wo? Und wann? Sollte dieser Teil in Schweden
geblieben sein, muss ich wohl auf ihn verzichten bis frühestens im kommenden
Sommer. Sollte er unterwegs irgendwo untergetaucht sein, könnte die Suche allenfalls noch länger dauern. Am besten finde ich mich wohl
einfach damit ab, dass ein Teil von mir im Norden zurückgeblieben ist. Dort ist
das Wetter sowieso besser als hier… die Tiere sind grösser, schöner und meist pelziger, die
Welt ist ruhiger, die Luft ist besser – es gibt also keinen Grund, mir um diese
grauen Zellen Sorgen zu machen, denen geht es mit Sicherheit blendend.
Bleibt noch die Frage, wie die verbliebenen „Arbeiterzellen“
das Fehlen ihrer Kollegen kompensieren können. Vielleicht mit mehr Freizeit? Das
verkürzt die Regenerierung. Mit mehr Ruhe? Das verlängert den Zeitraum bis zur
geistigen Erschöpfung. Mit mehr Schlaf? Das hilft bei der Verarbeitung des
Erlebten. Mit gutem Essen? Zugegebenermassen hilft das meinem seelischen
Wohlbefinden mehr als meinen strapazierten Hirnzellen, ist aber trotzdem
angenehm. Mehr Bewegung? Würde ganz sicher helfen, ist aber anstrengend für
alle anderen Körperteile. Einen Spiegel ins Gehirn einbauen? So denkt die verbleibende Hälfte, sie sei zwei Hälften und somit wieder voll funktionstüchtig.
Ich werde darüber brüten, eine Nutzwertanalyse machen, diese
zu verstehen versuchen, in Worte fassen und niederschreiben. Leider habe ich
schon wieder nicht gehört, was ich soeben gedacht habe, wie war das nochmal mit
der Nutzwertanalyse? Ich lasse es einfach bleiben und warte auf mich, sooo wichtig sind diese grauen Zellen nun auch wieder nicht.
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