Freitag, 16. Oktober 2015

Neue Berufsgattung



Meine Freundin hat letzthin eine neue Berufsgattung erfunden, einfach so, mitten im Gespräch. Nach einem gemütlichen Essen begleitet von einem Glas Wein (welches vermutlich nicht ganz unschuldig war an der Neuerfindung) landete sie wie immer in unserem bequemsten Sessel, streckte alle Viere von sich und seufzte zufrieden auf.

Während wir vor uns hin plauderten machte sich mein Mann parat für den Ausgang, kam noch einmal kurz zu uns zwecks Verabschiedung. Er drehte uns schon den Rücken zu, als meine Freundin etwas vor sich hin murmelte. „Wie bitte was?“ Ein blitzschnelles Wendemanöver seinerseits, suppentellergrosse Augen und ein äusserst ungläubliger Blick liessen sie das Germurmelte noch einmal wiederholen, diesmal mit einem breiten Lachen im Gesicht: „Möchtest du kein Harem?“

Da klappte selbst mir der Kiefer herunter, und wäre ich nicht schon auf dem Teppich gesessen, hätte es wohl Kollateralschaden (für meinen Kiefer, nicht für den Zahnarzt, das wäre dann wohl ein Kollateralgewinn…) gegeben. Ihre lapidare Erklärung zum Vorschlag: „Bei euch ist es einfach so gemütlich, ich bekomme immer warmes Essen, guten Wein und im Idealfall Dessert inklusive Alter Birne, zudem ist der Sessel superbequem.“

Ist ja logisch, dass hierauf der Harem-Vorschlag folgen musste, nicht wahr? Mein Mann zog leicht verdattert von dannen, während wir laut losprusteten beim Gedanken, wie er diese Geschichte seinen Kollegen erzählen würde, wäre wohl filmreif.

Gestern nun war sie wieder bei uns, mein Mann und ich hatten den Harem-Vorschlag schon längst vergessen, als sie plötzlich zwischen zwei Bissen warmen Essens (na, wer sagts denn) noch einmal fragte, ob sie denn nicht Harem-Dame werden könne. Natürlich mit besonderer Funktion, respektive eben lieber ohne besondere Funktion. Ihr schwebt eine (Nicht-)Betätigung vor, in der es in erster Linie um Essen, Trinken und gemütlich im Sessel sitzen geht.

Sie wäre also im Prinzip eine Freelance-Harem-Dame. Klingt gut, oder? Eine Rosinenpick-Harem-Dame wäre wohl die freie deutsche Übersetzung dazu. Ich melde mich gleich mit an, geht das überhaupt, wenn man schon verheiratet ist?

Die darauf folgende Unterhaltung enthalte ich den geneigten Lesern lieber vor, auf jeden Fall war sie begleitet von unzähligen Lachtränen. Und wie wir auf das Thema „haarige Beine“ kamen, weiss ich wirklich nicht mehr, ist aber vermutlich auch ziemlich irrelevant.

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