Montag, 28. September 2015

Kuhwanderweg oder Wanderkuhweg? Nein, Bikeweg!


Am Wochenende trieben wir uns in der Unterengadiner Bergwelt herum. "Aaaaaah, schöööööön, die haben's gut!" höre ich die einen oder anderen neidisch seufzen. Stimmt, ich wäre auch  neidisch auf mich. Auch wenn es einige Stunden gab, in denen ich mich auf einem gemütlichen Sofa gewünscht hätte statt unterwegs in den Alpen.
Vorhergesagt war strahlend blauer Himmel, Sonne pur, kein Wölkchen am Himmel. Am Samstagmorgen war der Himmel allerdings auch nach wiederholtem Augenreiben noch immer tiefgrau statt tiefblau. Darauf vertrauend, dass Meteo schon recht hat, zogen wir los, schlotternd in kurzen Bike-Shorts, die warmen Handschuhe (ausgeliehen) im Rucksack, ebenso die Mütze und die Hoffnung auf eine warme Suppe irgendwo in einer Berghütte.

Nach den ersten hundert Höhenmetern wurden wir über den unmittelbar bevorstehenden Alpabzug informiert, unmittelbar wie unmittelbar: in 10 Minuten, ein Alternativweg war als dringend nötig. Den gab's tatsächlich, aber natürlich wollten wir einen Teil des Abzugs mitverfolgen. Mehr als hundert Kühe, Rinder und Hirte zogen zu Tal, das beeindruckende Kuhglockengetöse hallte vermutlich hinüber bis nach Italien.
Weiter ging's, noch immer im Tiefgrau, Schweisstropfen waren kein Thema, nicht nur mangels Schwitztechnik, sondern weil es ziemlich kühl war. Noch nicht ganz oben angelangt lachte uns ein Hirschgeweih an, und darunter auch (viel wichtiger) der Eingang in ein Berggasthaus. Das liessen wir uns nicht entgehen, die heisse Suppe war bitter nötig und wärmte die kalten Glieder wieder etwas auf. Die dazugehörige Sonnenterrasse hätte zwar eine einmalige Aussicht geboten, allerdings glänzte ein wichtiger Bestandteil des Worte in Abwesenheit, um den dortigen Aufenthalt wirklich zu geniessen.

Kurz nach der Suppe bogen wir ab in einen wärmstens empfohlenen Bike-Trail, und auch von der folgenden Trage- Schiebestrecke wussten wir.
Dann sollte es so richtig losgehen, wunderschöne Wege, alles bergab, zurück bis direkt vors Haus. Stimmt, bloss wussten wir nicht, dass der so schöne Wanderweg mittlerweile zu einem Kuhwanderweg mutierte. Knietief versuchten wir uns auf dem Bike zu halten, zu Fuss gehen war bauchhohe Fischerstiefel keine Alternative. Einmal stecken geblieben gabs nur eins: tief Luft holen, auch ohne Fischerstiefel vom Drahtesel steigen und schieben. Wohlgemerkt ein Bike schieben, das statt der üblichen 12 nun plötzlich 20 Kilogramm wog, Morast sei Dank.
Ab und zu überquerten wir Bergbäche, was kurzfristig zu leichterer Ausrüstung und sauberen Schuhsohlen (NICHT trockenen Füssen) verhalf. Durchbeissen lautete die Devise, und es lohnte sich. Die Sonne ging auf, wärmte unsere kalten Knochen (die vom durch den Schlamm Schieben nicht mehr so kalt waren wie auch schon) und der Weg wurde langsam trockener. Endlich konnten wir die verdiente Abfahrt geniessen, und auch trotz knietiefem Morast wurde uns nicht zu viel versprochen, diese Tour war schlicht grandios. Und mir würden schlicht die Worte fehlen, hätten wir sie unter besseren Wegbedingungen gemacht.




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