Freitag, 9. Januar 2015

Ausschlafen



Ja, das hätte ich tun können und sollen heute Morgen. Warum? Erstens weil ich müde war und zweitens, weil ich jetzt seit einer geschlagenen dreiviertel Stunde hier am Pult stehe und nicht arbeiten kann.

Bei vollelektronischen Büros beginnt ein solches Problem jedoch schon viel früher: Nämlich dann, wenn ich ein Netzwerkproblem erkenne und unseren IT-Helpdesk anrufen möchte. Das kann ich nicht, denn ohne funktionstüchtigen PC kann ich auch nicht telefonieren, weil das Telefonsystem über das Netzwerk läuft.

Also warte ich von sieben Uhr bis halb acht, sprich bis der erste Mitarbeiter kommt, der nach mir beginnt. Diesen schnappe ich mir, denn bei ihm funktioniert seltsamerweise alles bestens. Er ruft für mich die Helpline an, dort kommt beruhigende Musik mit der Stimme aus dem OFF: "Alle unsere Mitarbeiter sind besetzt, bitte haben Sie einen Moment Geduld. Ihre momentane Wartezeit beträgt 7 Jahre, 263 Tage, 4 Stunden, 21 Minuten und 36 Sekunden." (ich gebs ja zu, den letzten Satz habe ich mir ausgedacht). Beim dritten Versuch bekomme ich dann einen geduldigen IT-Mitarbeiter ans Telefon, der mir bestätigt, dass das Problem nicht an mir, sondern am Netzwerk liegt.

Er weist mich auch sehr freundlich darauf hin, dass er jetzt nicht mir reden könne, weil er ja ein Problem zu beheben habe. Aha... ich hatte den Eindruck, ich sei ganz freundlich gewesen (und schwatzhaft bin ich nicht, oder?), weil ich nämlich weiss, dass IT ganz und gar nichts dafür kann, dass ich nicht arbeiten kann. Ich wage dann doch noch zu fragen, wie es nun weiter geht. Seine Antwort: "Ich schreibe dir ein Mail, wenn das Problem gelöst ist." Worauf ich natürlich ganz unehrenhaft in lautes Gelächter ausbreche. Denn wie um Himmels Willen stellt der gute Mann sich das vor? Er schreibt mir ein Mail, dass mein PC nun wieder funktioniert, das ich aber nicht lesen kann, genau WEIL eben mein Gerät ausser Gefecht ist. Und wenn ich sein Mail lesen kann, bedeutet das gleichzeitig auch, dass ich schon selber gemerkt habe, dass ich wieder arbeiten kann. Nun ja, mein Gelächter auf seine hilfreiche Antwort fand er nicht wirklich amüsant, aber es ist ja schliesslich auch noch früh morgens. 


Aber nun was? Ich gehe Kaffee trinken und warte, bis ich per Mail, das ich nicht lesen kann, benachrichtigt werde, dass ich wieder Mails lesen kann (zum Glück ist unsere Kaffeemaschine nicht von einem funktionierenden Netzwerk abhängig, sondern "nur" von Strom, Wasser und dem guten Abdel, der die Bohnen nachfüllt). Auch so kann man seine Arbeitszeit verbringen, und ich habe endlich genug Zeit, mir wirklich dasjenige Brötchen auszusuchen, das ich wirklich will, und nicht dasjenige, das einfach griffbereit zuoberst liegt. Ist doch gut, nicht wahr?


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