Montag, 27. Oktober 2014

Ein sympathisches Haustier

Nein, diesmal kein Igel, und auch keine Katze, ein Wellensittich schon gar nicht (wir reden hier ja von sympathisch…). Und auch kein Hau-Stier, wie ein Bekannter kürzlich seinen Hund nannte (oder wie war das doch gleich noch mal?).

Es ist ein mir vertrautes Wesen, aber sympathisch finde ich es nur deswegen, weil es so unendlich zuverlässig und wiederkehrend ist. Alle weiteren Eigenschaften sind auf der anderen Seite der Skala, nämlich anhänglich, schmerzvoll, viel zu lange dauernd, übertrieben und frustierend (das "r" lassen wir hier mal weg, es geht ja schliesslich um ein Tier). Es kommt nicht, wenn man nach ihm ruft, sondern dann, wenn es ihm (und nicht etwa mir) passt. Es geht auch nicht, wenn man es zum Teufel jagt. Dazu kommt, dass es ganz offensichtlich nicht alle Menschen gleich gern heimsucht.

Das einzig nachhaltig Wirkende gegen dieses Tier ist, wenn man es schlichtweg aushungert. Und dies wiederum hat gesundheitsschädigende Folgen für mich. Klingt doch sehr nach einer Patt-Situation, nicht wahr? 

Darf ich vorstellen? Mein Haustier: Der Muskelkater.

Mal etwas netter lächelnd, mal knurrig, mal laut brüllend, aber immer schmerzhaft und fies. Würde ich ihn aushungern, hiesse das folglich, mich nicht mehr zu bewegen, was eine gesundheitsschädigende Massnahme wäre und somit nicht in Frage kommt. Ihm in regelmässigen Abständen zu füttern, sprich mich zu bewegen, würde wohl eine Abnahme der Schmerzintensität bedeuten, nicht aber der Häufigkeit (das habe ich schon oft versucht, nützt alles nichts, er kommt äusserst zuverlässig immer wieder zu mir zurück, eigentlich müsste ich mich ja sehr geliebt fühlen.)

Schon nach den ersten paar joggenden Minuten sehe ich ihn hinter einem Busch hervor grinsen, und je länger ich unterwegs bin, desto häufiger kreuzt er meinen Weg. Mal hockt er im Bachbett, mal hoch oben auf einem Ast, dann wieder spielt er vor mir auf der Strasse mit Kieselsteinen oder schmeisst mir einen Ast vor die Füsse. Und immer, immer hat er dieses fiese Grinsen im Gesicht. Er weiss genau, dass er mich die nächsten drei Tage sprichwörtlich auf Schritt und Tritt verfolgen wird (und Treppenstufen liebt er ganz besonders, vor allem abwärts).

Mit einem sanften Ziehen in den Waden macht er sich bemerkbar, völlig erträglich und eigentlich noch nett. Aber dann, dann wandert er in Richtung Oberschenkel, um sich dort flächendeckend auszubreiten und mir jeden noch so kleinen Schritt vorwärts (oder auch rückwärts) zu vermiesepetern. Jede Stufe, die ich nehme, ist ein qualvoller, aber nicht zu verhindernder Schmerz. Jede kleinste Bewegung lässt mich aufjaulen und erinnert mich an mein ungeliebtes Haustier. 

Ob man das Ding nicht einfach mal in ein Ferienheim für Katzenviecher geben kann? So ungefähr für 365 Tage im Jahr? Oder ich würde es einfach mal an meine Mitjogger abgeben, denen der Kater nie um die Beine schmeichelt. Aber ob die das schätzen würden? Ich befürchte, die einzige Option nach einer Jogging-Runde ist und bleibt, mich in den grossen Topf mit grüner Rosssalbe zu setzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen