Sonntag, 27. Juli 2014

Dichtestress? Paradies gefällt mir besser



Dichtestress ist hier in Värmlands Län, wenn man im Rückspiegel nicht kein, sondern ein Auto sieht, und wenn dieses dann auch noch einen Anhänger hat oder auf mehr als 100 Meter Distanz heranfährt, wird es schon fast unanständig. 

Wir sind heute von unserem Baustellenzuhause weitergezogen in Richtung Westen, nahe Oslo, aber noch immer in Schweden. Der zehn Kilometer lange Ränken, unser neues Daheim, hat es doch immerhin auf die Landkarte geschafft, was viele kleinere Seen hier nicht schaffen (unvorstellbar, die Anzahl Seen hier, ich staune nach wie vor und freue mich immer wieder an jedem noch so kleinen Teich, der mir über den Weg läuft). 

Unsere neue Bleibe hat nicht etwa eine Adresse, sondern nur Koordinaten. Ich war leicht beunruhigt, weil unser Navi nicht mit Koordinaten umgehen kann. Unser Vermieter hat mich insofern beruhigt, als dass wir die ersten Gäste wären, die das Haus nicht fänden. Zudem hat er noch einige Fotos zur Orientierung geschickt - ab dann, wenn man die "richtige" Strasse verlässt. Das war ziemlich hilfreich, denn sobald die grosse Strasse nicht mehr da ist, steht man im Wald. Einsam und verlassen auf Kiesstrassen, ab und zu mal eine grüne Tonne am Strassenrand, die verrät, dass irgendwo im Dickicht doch noch Menschenleben sein könnte.

Nun sitzen wir hier, einmal mehr ist Paradies ein zu wenig starkes Wort. Das Haus ist zugegebenermassen für zwei Personen seeehr gross, das echte Ausmass war uns allerdings bei der Buchung nicht bewusst. Der Balkon ist im ersten Stock mit Blick auf den Ränken, bequemen Gartenmöbeln, die mich sofort dazu verleiteten, die erste Nacht draussen zu schlafen (da noch immer mückenfrei) und einem grossen Gartensitzplatz. Unmittelbar vor dem Haus liegt der grosse See mit dem malerischen Badeplatz (auf echt schwedisch heisst das badplats, und das Tretboot heisst trampbot, wirklich eine manchmal schon fast comicartig anmutende Sprache, die mich äusserst fasziniert). Der Sandstrand und die geschliffenen Felsen bieten, ausgestattet mit einer Yoga- und/oder Hängematte, eine gute Schlafgelegenheit.

Was mehr? Ruhe, Ruhe, und noch einmal Ruhe. Das im Halbtagestakt vorüberziehende kleine Boot ist eine willkommene Abwechslung, auch das Zirpen der Grillen oder das Flirren einiger kleiner Hummeln. Das Thema Schlangen verdränge ich, mein Blick bleibt hängen an der wunderschönen Wiese vor unserem Haus, daraus sind Träume gemacht, da bin ich mir ganz sicher. 

Der perfekte Ort für ein Bad im angenehm temperierten Wasser, der perfekte Tag für ein abendliches Feuer, der perfekte Abschluss einer bisher einzigartigen Schwedenreise. Ich bin unendlich froh, dass wir hier noch zwei ganze Wochen bleiben dürfen, bevor es dann endgültig (aber immer noch gemächlich) in Richtung Schweiz zurückgeht. Glück? Ja, hier ist es zu finden…
Unsere zwei bereits auf Seetauglichkeit getesteten Fahr- oder besser Ruderzeuge

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