All diejenigen, die mich auch nur ein wenig kennen, wissen,
dass ich nicht so rasch bleich werde, geschweige denn vor Schreck erstens laut
schreie (hm, ich wusste bis heute Morgen selber nicht, dass ich das überhaupt
kann) und zweitens tatsächlich erstarre.
Es gibt ein einziges Tier (mal abgesehen von einem
unverhofft auftauchenden Bären), das es anscheinend schafft, mich in
Schreckstarre zu versetzen. Hier:
Ich habe eine Schlangenphobie, das wusste ich bereits
vorher, und zwar in einem mir äusserst peinlich Ausmass (gebt mir Mäuse,
Ratten, Spinnen, alles kein Problem): Ich kann kaum ein Bild einer Schlange
sehen, weder in der Zeitung noch in einem Bilderbuch (jaja, lacht nur), und
wenn das Vieh dann auch noch im Fernseher gezeigt wird, verhalte ich mich
ähnlich wie wenn ein Krimi kommt (Hände vor die Augen und nur ganz schnell mal
zwischen den Fingern hindurchspähen).
Tiere, die weder Pelz noch Beine haben,
sind mir äusserst zuwider, warum auch immer. Sogar Blindschleichen lassen mich
schaudern, hier bin ich ausnahmsweise sogar froh, dass es sie nicht mehr allzu
häufig gibt bei uns Zuhause.
Eine meiner unliebsamsten Kindheitserinnerungen verdanke ich
eines dieser haar- und beinlosen Tiere: Als kleines Mädchen friedlich
planschend im Ticino, und plötzlich starr vor Schreck auf einem Stein, weinend,
weil ich dringend aufs Klo hätte müssen, das aber nicht mehr konnte, weil sich
um den ganzen Stein herum eine fiese Wasserschlange gewickelt hatte. Mein Vater
musste mich retten, für meine Panik hatte er jedoch nur ein mildes Lächeln
übrig (so zumindest meine Erinnerung).
An meinem ersten Tag in Schweden, auf der Insel Tjurkö,
warnte Madalen uns vor Schlangen, ich dachte zuerst, sie wolle mich veräppeln.
Wollte sie aber offensichtlich nicht, und erklärte den Unterschied zwischen den
giftigen und ungiftigen zwei Arten. Beide stehen hier in Schweden unter Schutz,
man dürfte sie theoretisch nicht umbringen. Praktisch hingegen macht das fast
jeder in Schweden, weil es einfach gefährlich ist, wenn sich ein solches Vieh
im eigenen Garten häuslich niederlässt.
Heute Vormittag also wollte ich, nichts Böses ahnend, wie
jeden Morgen ins Haupthaus, um dort meine Maler-Utensilien vorzubereiten.
Rechts neben der Türe im Gras bewegte sich etwas, ich schaute kurz genauer hin
und reagierte eben genau wie im ersten Teil beschrieben: Mit einem Schrei und
Schreckstarre. Mein Mann schaute sich ziemlich verdutzt um und kapierte im
ersten Moment überhaupt nichts. Dann kam er näher und inspizierte das Tier, es
ist ziemlich gross, dick und gehört zur giftigen Sorte.
Meine Schreckstarre
klammerte sich in meinen Schultern fest, ich versucht sie zu lösen, aber eine
Sekunde später waren sie schon wieder fast unter meinen Ohren, so sehr war ich
verkrampft. Mein Magen beschwerte sich über das Haustier mit Übelkeit, und
meine Lust, Arbeitsvorbereitung zu machen, sank in den tiefen Minusbereich.
Etwas später kam der Vermieter, gerade als die Schlange sich
wieder gemütlich den Bauch an der Sonne wärmte. Er versuchte sie zu vertreiben,
zuerst mit Stampfen, dann mit Steinen. Sie liess sich erstaunlicherweise nicht
aus der Ruhe bringen, nur ganz langsam verdrückte sie sich wieder in eine Ritze
im Haus. Nur um kurze Zeit danach nicht nur neben, sondern VOR der Haustüre zu
sonnen. Übel! Mit lautem Gestampfe bringt man sie dazu, sich zu verkriechen
(brr, wenn ich daran denke, wie schmal die Ritze ist, respektive wo dieses Vieh
überall durchkommt, erstarre ich gleich von Neuem), aber ein paar Minuten
später liegt sie wieder vor der Haustüre.
Falls ich also nach meinen Ferien eine etwas stampfende,
unelegante Gangart haben sollte, dann wisst ihr warum. Wie ich heute Nacht
ruhig schlafen soll, weiss ich ehrlich gesagt noch nicht, vermutlich hilft nur
eine ausreichende Menge Rotwein. Und noch während ich diesen Text schreibe,
habe ich eine dicke Gänsehaut, gepaart mit einem flauen Gefühl im Magen.
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