Ich habe sie verlassen, die vernetzte Welt – ok, nicht ganz,
aber sehr grossflächig. Seit ich auf einer kleinen Insel südlich von Schweden
mitten im Meer sitze, weiss ich, was tiefenentspannt wirklich meint. Etwas mehr
als ein Tag im kompletten Ruhezustand hat gereicht um zu vergessen was Stress
heisst, oder das dieses Unding überhaupt existiert.
Zuhause würde die Liste meiner Umgebungsgeräusche ungefähr
so aussehen: Verkehrgetobe, das Tippen von Tastaturen, das aggressive Klicken
der Computermäuse, das aufdringliche Telefonieren anderer Menschen an Orten, an
denen ich der Konversation nicht ausweichen kann (leider hat ein Pamir nicht
auch noch Platz in meiner Handtasche),
der „Elfi-Flüüger“ gleich über dem Hausdach, die Liste kann fast unendlich
weitergeführt werden, aber eben, das Tippen der Tastatur passt zur Zeit gerade
nicht in meine Umgebung).
Geräusche, die meine Ohren auf der Insel wahrnehmen:
Wellenrauschen, sanfte Vogelstimmen und feine Flügelschläge, Birkenblätter, die
leise im Wind rascheln (es müssen ja nicht immer Palmen sein), Hasenpfoten, die
über die Wiese trippeln, Moskitos, die ans Fenster klopfen, das Wiegen der
Hängematte (nein, leider nicht, davon träume ich erst). Seit der Erfindung des
E-Books ist während der Lektüre nicht einmal mehr ein Umblättern zu hören.
Wofür ich mich entscheide? Ich bleibe auf der Insel, so lange wie möglich, so
still wie möglich, so entspannt wie noch nie. Der kleine Supermarkt im
Nachbarsdorf sichert das leibliche Wohl, Sonnenhut und –brille übernehmen den
Rest, und natürlich nicht zu vergessen die bequemen schwedischen Strandstühle.
Sogar während ich hier am Wohnzimmertisch sitze und diesen
Text schreibe, höre ich den Wind durch die Bäume sausen, durch eine runde Luke sehe
ich direkt hinauf in den Himmel. Hinter mir sind das Meer und ein grosses
Holzdeck, auf dem genügend Platz für Liegebett, Lesestuhl oder eben eine
Hängematte ist.
Was mich zusätzlich zur Ruhe kommen lässt: Es gibt kein
Internet, sprich keine Mails, keine Whatsapps, keine Möglichkeit zum
Zeitunglesen (ausser in Papierform, auf Schwedisch), keinen Wetterbericht, kein
regelmässiges in-die-Hand-Nehmen des Smartphones, weil mir ja in der
Zwischenzeit jemand etwas unglaublich Wichtiges hätte schreiben können. Sogar
der Fernseher ist frei von deutschen Sendern. Zudem ist die Qualität der
Übertragung so schlecht, dass die Augen und Ohren laut aufjaulen und ich mich
wieder dem Buch, dem Stück Schokolade oder dem Glas Wein zuwende (idealerweise
nicht oder, sondern und).
Zusammengefasst: Ohne Netz (und doppelten Boden) auf
direktem Weg ins Paradies.
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