Heute Morgen fand ich auf meinem Pult nicht nur die übliche
Unordnung, sondern auch eine Geburtstagskarte und ein Geschenk meines
Arbeitgebers vor. Selbstverständlich habe ich mich riesig gefreut, aber da der
erste Morgenkaffee absolute Priorität hat, griff ich nur rasch zur Tasse und
eilte in Richtung Küche.
Nach meiner Rückkehr an den Arbeitsplatz, diesmal mit Kaffee
und Gipfeli bewaffnet, kümmerte ich mich dann etwas genauer um den Gabentisch.
Von weitem war das eingepackte Präsent undefinierbar, beim näheren Hinsehen
entpuppte es sich als Phiten-Armband.
Das Design gefiel mir auf Anhieb, ein schlichtes,
sportliches Band in den Farben Rot Schwarz, die Grösse passte perfekt (trotz
meiner Handgelenke in Kindergrösse). Nur hatte ich keine Ahnung, was ein
Phiten-Armband überhaupt ist, die Beschreibung auf der Rückseite war in
koreanischer Schrift verfasst, was mich kurz vor ein Problem stellte.
Google sei Dank! Einmal mehr – und zwei Minuten später war
auch ich auf der Höhe der Zeit. Mein neuer Schmuck besteht aus karbonisiertem
Titan, Mikro-Titankügelchen und Silikon-Elastomer. Er gibt meinen Bewegungen mehr
Geschmeidigkeit und löst Spannungen. Zudem verleiht er Energie und optimiert
die Handlungsfähigkeit durch leitende Titan-Nanopartikel.
Ich freue mich sehr über das Geschenk, einerseits, weil es
mir wirklich sehr gut gefällt mit seinem sportlichen Äusseren und den passenden
Farben, andererseits weil ich schlicht und ergreifend gerne Geschenke erhalte,
respektive auspacke.
Nun aber, nach längerem „Aufs-Handgelenk-Starren“, fällt mir
ein, dass das Geschenk vielleicht nicht nur ein Geschenk, sondern ein ziemlich
deutlicher Hinweis auf meine Arbeit sein könnte (ganz zu schweigen von meinen
eher elefantös ungeschmeidigen Bewegungen).
Und das gefällt mir nun überhaupt
gar nicht mehr. Übersetzt hiesse das, dass ich zu wenig Energie an den Tag
lege, suboptimal handle und armbandliche Unterstützung nötig habe, zudem wäre weniger
elefantiges Fortbewegen ebenfalls nicht fehl am Platz.
Genau, und diese Überlegungen führen vermutlich dazu, dass
ich nie mehr ein Geschenk erhalte, weil der Schenkende befürchten muss, dass
ich alles hinterfrage und mir überlege, was mir wer womit wohl sagen möchte.
Die Vorstellung, dass ich nie mehr Geschenke erhalte, raubt mir wiederum jegliche
Energie und Handlungsfähigkeit, womit die Wirkung meines Phiten-Bandes gleich
doppelt nötig wird. Ich bin überzeugt, dass ich ganz energiegeladen in die
Ferien reise, und genauso energiegeladen wieder zurückkomme, meinem Chef sei
Dank.
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