Grosse Überraschungen sind mir immer sehr willkommen. Auf
Reisen ganz besonders, natürlich immer vorausgesetzt die Überraschungen sind
positiv. Heute ist der erste Tag unserer Schweden-Reise, wobei Reise eher
übertrieben ist. Zwar sind wir sehr lange unterwegs, aber nicht von einer Stadt
zu anderen, sondern ganz gemütlich von einem Ferienhaus zum nächsten. Wahlweise
logieren wir jeweils am Meer oder an einem der unzähligen Seen.
Ich hoffe auf wahrgewordene Trolle, Elche mit Pelz an den
Geweihen, Blumenkränze in den Haaren zu Midsommar, illusorische Moskitos. Auf
gutes Essen kann ich nicht hoffen, da bin ich selber zuständig, respektive
verantwortlich.
Der erste Ferientag besteht vor allem aus Auto beladen (und
ja, es hatte ALLES Platz, von der Kaffeemaschine über den Milchschäumer bis hin
zu einer guten Flasche Wein für den Autozug, schliesslich soll es uns ja gut
gehen),
der Tour de Suisse ausweichen, Lörrach finden und die Sonne geniessen.
Jetzt steht das Auto in der oberen Etage des Zugs, wir haben nach kurzer
Verwirrung ebenfalls unser fahrendes Zuhause für die kommenden 12 Stunden
bezogen.
Und hier finde ich sie, die erste grosse Überraschung: Unser
Hotelzimmer ist bereits belegt. Diese Überraschung gehört nicht zu den
sonderlich positiven, weshalb ich sie auch nicht so sehr mag. Zum guten Glück
jedoch war die negative Überraschung hausgemacht, ich habe die Zimmernummer der
Rückfahrt angepeilt. Nach kurzer Diskussion sitze ich nun in dem uns
zugeteilten Abteil.
Überraschung Nummer zwei, diesmal der bevorzugten Art: Unser
Abteil ist tatsächlich ein Hotelzimmer. Dass es Betten drin hat wusste ich
selbstverständlich, dass es aber komplett ausgestattet ist mit Dusche/WC,
Garderobe, Tisch und Stühlen hat mich sehr erstaunt. Sogar das Laptop hat Platz
auf dem Tisch (sobald man die Weinflasche etwas beiseite rückt), ich kann also
meinen Mittwoch-Blog schreiben, wenn auch nicht gleich online stellen. Zur
Verfügung gestellt werden zusätzlich noch zwei Flaschen Wasser und zwei
Fläschchen (man notiere den Diminutiv) Rotwein. Ich hoffe bloss, dass der Grund
für die geplante Wein-Narkotisierung der Passagiere nicht mangelnde Fahrkunst
des Lokführers ist.
Wir logieren in der oberen Etage (passend zum Auto) und
haben nicht nur zwei Seitenfenster, nein, sogar zwei Panoramafenster im Dach
gibt es. Wer also im oberen Bett liegen darf, sieht direkt in den Himmel.
Leider ist bereits auch schon klar, wer die Panoramasicht bekommt, ich nämlich
nicht. Der Grund: Mir wird elendiglich übel, je höher in einem beweglichen Teil
ich sitze, respektive liege. So ist für mich schon die obere Etage in einem
SBB-Doppelstöcker eine Herausforderung, müsste ich auch noch im oberen Bett
nächtigen, wäre das wohl der garantierte Weg zur Null- (wenn nicht Minus-)Diät
für die kommenden Tage. Spontan kann ich da nur sagen: „Des einen Freud, des
andern Leid“. Immerhin, wenn ich meinen Hals etwas strecke, sehe auch ich vom
Bett aus direkt in den Himmel.
Das Morgengetränk ist bereits bestellt, die warme Küche im
selben Wagen wie unser Abteil, die Zugtickets als gültig erklärt, das Auto
beulenfrei aufgeladen, Crealogix als treuer Reisebegleiter in Griffnähe (Schirm
und Kugelschreiber, wobei ich hoffe, dass wir letzteres deutlich häufiger
benötigen als ersteres) und die Laune in Ferienstimmung. Es kann losgehen, wir
sind bereit.
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