Nach den letzten gefühlten tausend sonnigen Tagen ist nun
endlich das schlechte Wochenendwetter eingetroffen. Und mit ihm das Ende der
Ausrede, wieso man nun die Steuererklärung samt Papierbergen zum wiederholten
Mal auf das nächste Wochenende verschiebt. Seit das dicke Couvert ins Haus
geflattert ist, hängt es ununterbrochen wie eine schwarze Wolke leicht drohend
über unseren Köpfen.
Immer blinzelt es irgendwo hervor, so dass man sich erneut
innerlich distanzieren muss; eine neue Ausrede erfinden, weshalb man sich genau
jetzt noch nicht damit auseinandersetzen kann.
Irgendwann rückt der Abgabetermin in greifbare Nähe, die
Nervosität steigt, nicht aber die Motivation, sich endlich hinzusetzen, die
Formulare auszufüllen und seinen Geist wieder von diesem Ungetüm
Steuererklärung zu befreien bis zum nächsten Jahr. Beim gestrigen
Aufeinandertreffen zwischen Steuererklärung und uns suchten wir also erneut
nach einem Ausweg, die Zeit drängt - eine Woche bleibt uns noch. Das kommende
Wochenende ist bereits verplant, bleibt also nur noch dieses. Es wäre sogar
prädestiniert dazu, die Sonne verführt uns nicht mehr an die frische Luft, wir
sitzen lieber in der trockenen Stube vor dem Laptop. Wieso also nicht endlich
diesem schwarzen Wölklein den Garaus machen? Aber nein, panisch schauen wir
nach links, nach rechts, auf die Datumsanzeige unserer Uhr, und ein wenig
frustriert nach oben (wo uns das Wölklein hämisch angrinst). Aber halt: Einen Ausweg
haben wir! „Fristverlängerung“ lautet das Losungswort.
Erleichtert atmen wir auf, legen den dicken Umschlag wieder
beiseite und wischen uns die Schweissperlen von der Stirn. Unglück abgewendet, zwar
in letzter Sekunde, aber es hat gerade noch gereicht. Ein paar Minuten später
holt uns die Realität ein, einer von uns beiden sollte wohl diese Verlängerung
definitiv eingeben. Wie üblich in diesen Dingen gibt es keine Freiwilligen.
Münze werfen fällt uns nicht ein, stattdessen starten wir den
Lösungsfindungsprozess für dieses neue, aber immerhin kleinere, Problem mit
einem Glas Wein.
Weil auch nach dem zweiten Glas Wein die schwarze Wolke noch
immer nicht rosa ist, starten wir die Steuererklärungsdiskussion von Grund auf
neu. Mein Einwand gegen die Fristverlängerung ist mehr als Selbstschutz zu
verstehen. Ich kenne uns nur zu gut und weiss, dass wir in haargenau zwei
Monaten vor demselben Problem in derselben schweisstreibenden, zeitknappen
Hektik stehen. Mit dem Unterschied, dass
unsere nette kleine schwarze Wolke noch zwei weitere Monate ihr Unwesen mit uns
treiben darf. Also Schluss mit Diskutieren, ran an die Arbeit.
Hm, aber wo sind denn nun plötzlich all die Unterlagen
hingekommen? Der dicke Umschlag, der unserer guten Laune über die vergangenen
paar Wochen immer und immer wieder in die Quere gekommen ist? Die Lohnausweise?
Alles lag seit Monaten geduldig auf dem Tisch, und jetzt, wo man es endlich
brauchen möchte, ist es weg, verschwunden, in Luft aufgelöst. Was nun?
Sehr schnell kommen wir zum Schluss, dass wir doch einfach
zuerst ein paar Runden Badminton spielen gehen, das ist schliesslich gesund und
macht Spass. Danach bleibt immer noch genügend Zeit für die Steuererklärung,
respektive für die Suchaktion nach den Unterlagen (weit können sie ja nicht
sein). Umziehen, Rackets einpacken, Shuttles in die Tasche und los gehts. Wir
fühlen uns befreit, für eine kurze Zeit vergessen wir was uns heute noch
bevorsteht.
Mittlerweile sind wir zurück, es regnet noch immer, die
Suche nach den Unterlagen ist noch nicht gestartet und mir fällt gerade ein,
dass ich doch sowieso heute Nachmittag schon für den Besuch von heute Abend
vorkochen wollte. Eins ist sicher: Zuerst steht eine Dusche an, danach sehen wir weiter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen