Eine Art Kindertrauma sind nicht nur BBBs (Erklärung folgt):
Eines meiner ganz persönlichen Traumata (natürlich neben den BBBs) aus der Kindheit ist nämlich
der Sonntagsspaziergang. Jeeeeeden Sonntag mussten wir spazieren gehen, ohne
Ausnahme, unabhängig von Wind und Wetter, geschweige denn von unserer Lust auf
Spaziergang (welche sich natürlich sehr in Grenzen hielt).
Mein Bruder versuchte sich diesem Sonntagsbrauch ab und zu
zu entziehen, aber kaum hörte er uns dann das Haus verlassen kam er angerannt
und schlurfte trotzdem hinterher, zwar murrend, aber immerhin. Unser einziger
Trost auf diesen Spaziergängen war das regelmässig eingeforderte „Benzin“.
Ungefähr alle 10 Minuten ging uns Kindern der Most aus und wir konnten keinen
einzigen Fuss mehr vor den anderen setzen ohne vorher Benzin zu tanken, sprich
ein Sugus zu kauen. Trotz Sugus bin ich auch heute noch kein Fan von
Spaziergängen. Mir ist auch nach wie vor rätselhaft, wie es je dazu kommen
konnte, dass ich liebend gerne Wanderungen unternehme. Vermutlich liegt der
Unterschied ganz einfach im Risikograd: Der Sonntagsspaziergang war selten bis
nie gefährlich oder atemberaubend, die von mir gewählten Wanderwege sind
immerhin ab und zu ausgesetzt und im richtigen Gebirge (die rheintaler Hügel
können wirklich nichts dafür, dass sie zuwenig spannend waren für meinen Geschmack).
Meinen Eltern mache ich aber keinen Vorwurf, immerhin waren
die Spaziergänge ökologisch mehr als nur vertretbar, war der Startpunkt doch
immer unsere Haustüre. Wir benutzten also nie das Auto oder öV, sondern
starteten immer am selben Ort (was natürlich den Radius und somit auch die
Abwechslung etwas einschränkte). Sie selber sind immer noch häufig zu Fuss
unterwegs, es war also keine Erziehungsmassnahme, die sie nur getroffen haben
während unserer Kindheit, sondern sie machen das tatsächlich immer noch gerne.
Nun zu einem anderen Kinderschreck, den BBBs, auch wenn ich
gerüchteweise gehört habe, dass es Kinder (und Erwachsene) geben soll, die das
tatsächlich mit Freude gemacht haben. BBB steht für Burgenbastelbogen. Ja
genau, MEIN Kindheitsschreck. Diese Burgenbastelbögen waren absolut traumatisch
für ein Kind wie mich mit wenig bis null feinmotorischer Fähigkeiten. Nur schon
das mühsame Ausschneiden der einzelnen Teile hat mich in den Wahnsinn getrieben,
gefolgt vom haarsträubenden Zusammenleimen derselben. Der Leim klebte überall,
nur nicht dort, wo die Teile hätten zusammen kommen sollen. An den Fingern, in
den Haaren, auf der Nase, unter den Zehennägeln (wie auch immer er dorthin
gekommen ist), aber ganz sicher nicht auf einem Teil des BBB’s.
Vor zwei Jahren wollte meiner nicht vorhandenen Feinmotorik
den Meister zeigen, in der Annahme, dass diese sich mit den Jahren natürlich
verbessert hat (man wächst ja nicht nur in Zentimetern, sondern hoffentlich
auch in anderen Dimensionen). Für unsere Hochzeit kreierten wir unsere eigenen
Ringe und machten sie selber unter Anleitung eines Goldschmieds. Nach den
ersten zwei Stunden fühlte ich mich wieder unangenehm in meine Zeiten der BBBs
zurückversetzt (und erst noch mit dem Wissen, dass der Ring-Bastel-Workshop
zwei ganze Tage dauern würde!): Feinste Teilchen mussten erstellt werden, noch
feinere Bergspitzen aus dem Metall gesägt werden (nur schon die Sägen waren
kaum zu sehen, geschweige denn die Bergspitzen). Ich habe meinen Ring ziemlich
schnell der netten Goldschmiedin übergeben und mir statt zu schleifen und zu
sägen einen Kaffee geholt (die Kaffeemaschine hatte grosse Knöpfe, das war also
kein Problem).
Ich muss also feststellen, dass ich heute zwar gerne wandere
(auch sonntags), aber nach wie vor alle feinmotorischen Aufgaben delegiere und
somit den Haussegen und meine Nerven schone.
Ganz sicher hat jeder von euch ganz viele solcher Erinnerungen
aus der Kindheit, ich freue mich schon jetzt auf eure Rückmeldungen (und keine
Angst, ich verarbeite sie nur im schlimmsten Fall zu einem Blog)! Und zum Schluss noch ein Bild, wie es mit besseren feinmotorischen Fähigkeiten hätte aussehen können:
Ich habe BBB geliebt!!! ��
AntwortenLöschenOh, hätte nicht gedacht, dass sich in meiner nächsten Umgebung ein BBB-Fan aufhält;-) wie können wir uns nur ausstehen?? :-)
AntwortenLöschen