Schliesst (Mittags)Pause alles mit ein? Pause für alles,
inklusive grauer Zellen, natürlich exklusive Bauch und Kiefermuskulatur? Das
würde bedeuten, dass ich meine Blogtexte nicht über Mittag schreiben könnte,
oder dass ich keine Zeitung mehr lese. Ich vermute mein Hirn erholt sich sehr
gut, wenn es für Blogtexte sorgen muss/darf/soll, speziell über Mittag. Oder eben im
Bett vor dem Einschlafen, genau in der Zeit, in der man zu wenig müde ist um
aufzuhören zu denken, aber viel zu nahe am Schlaf um noch einmal aufzustehen und sich auf die Suche nach einem Notizblock zu
machen. Offensichtlich läuft bei mir die Kreativabteilung dann auf Hochtouren,
auch wenn der Rest von mir lieber schlafen würde.
Mein Körper braucht Pause, keine Frage, ebenso diejenige Abteilung
im Kopf, die für Konzentration zuständig ist. Ein Teil kann wohl aber leben
ohne zu pausieren, ich möchte gar nicht erst wissen was in jener Denkabteilung
wohl in der Tiefschlafphase (schönes Wort mit vielen Fs) alles vor sich geht.
Glücklicherweise habe ich darüber keinerlei Kontrolle, auch wenn es sicher
interessant zu wissen wäre.
Da gibt es aber noch eine andere Abteilung in meinem
Kopf, die ich wirklich sehr gerne näher erforschen würde, allerdings fehlt mir
dazu das medizinische und/oder psychologische Fachwissen bei Weitem. Ich
befürchte sogar, dass es niemanden gibt, der wirklich weiss, was sich dort in
welcher Situation genau abspielt. Hier mein Wunsch mehr darüber zu wissen:
Im Laufe meines Lebens begegnen mir unendlich viele Menschen
(dazu gibt es wohl Hochrechnungen, die google sicher zur Verfügung stellt, bei
Gelegenheit erkunde ich das mal etwas näher). Bei jeder dieser Begegnungen
lasse ich mich automatisch auf mein Gegenüber ein. Es entsteht ein Bild, ein
ziemlich umfassendes sogar, von diesem Menschen, beeinflusst durch das
Aussehen, den blick, die Haltung, die Gangart, die allgemeine Ausstrahlung.
Lächelt er? Ist er verwundert? Oder eher ängstlich? Verärgert? Unangenehm
berührt? Verschlossen? In Eile? Oder ganz einfach müde?
Diesen Moment der ersten Begegnung möchte ich besser
verstehen können, weil ich denke, dass es viel einfacher ist, wenn jeder
Mensch in dieser Situation gleich erfasst wie die andere Person tickt.
Es würde sehr viel emotionale Energie gespart, weil man sich z.B. ein falsches
Bildmacht, das nachträglich mühsamst wieder korrigiert werden muss, oder
schlimmer noch, dieses Gegenüber bekommt aufgrund der ersten (evtl. falschen)
Einschätzung keine zweite Chance.
Auch wären Begegnungen im Berufsleben viel einfacher und
zielführender, wenn beide Verhandlungspartner genau wissen, was der andere
voraussetzt, was er schätzt und was er gar nicht mag. Der Umgang könnte also
auf den jeweiligen Menschen angepasst werden, was unser Zusammenleben sehr viel
entspannter und angenehmer machen würde. Wir wüssten sofort, ob jemand in Ruhe
gelassen werden möchte, ob jemand traurig ist, oder fröhlich und mitteilsam.
Auch wüssten wir, wie wir am besten verstanden werden, ist das gegenüber
flexibel im Geist oder zieht es geordnete Denkstrukturen vor?
Den grössten Vorteil sähe ich aber darin, dass es ein
automatisches Verständnis zwischen Menschen verschiedenster Kulturen gäbe. Wir
könnten uns all die Knigges und Kulturlektionen für China, Indien, Thailand,
Amerika, aber auch Deutschland, Italien, Frankreich ersparen, weil wir wüssten
wie der andere funktioniert, welchen Fettnäpfchen wir ausweichen sollten und
was dem anderen Freude macht.
Ah wie schön wäre es, all dies in der Ausstrahlung einer
Person sehen zu können. Natürlich bin ich mir bewusst, dass all dies auch bei
mir sicht- oder spürbar wäre. Umso besser! Keine Missverständnisse mehr, keine
Fehleinschätzungen oder peinliche Situationen, kein daraus resultierendes
schlechtes Gewissen, und mit der Literatur über „How not to blush“ könnte ich
mir bei einem Freudenfeuer die Hände wärmen.
Ich verfolge diesen Traum weiter und versuche in der
Zwischenzeit möglichst viel wahrzunehmen, wenn ich einem Menschen begegne, neu
oder immer wieder.
Gute Nacht ihr grauen Zellen, lasst mich jetzt endlich schlafen. Trotzdem
aber danke für eure allgegenwärtige Unterstützung, nicht nur in der Tiefschlafphase,
aber auch.
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