Sonntag, 30. August 2015

Hochzeit im Backofen



(Dieses Jahr lässt sich das Thema Hitze so richtig ausschlachten.)

Vor unserem Samstagprogramm hatte ich panische Angst. Nicht etwa davor, dass wir die Kirche und somit die Hochzeitszeremonie verpassen (dem hätte ich als unausgesprochen unregelmässigem Kirchgänger nicht nachgetrauert, ausser dass es äusserst peinlich gewesen wäre), oder davor, dass das Apéro-Buffet schon leergefegt ist bevor ich es überhaupt gefunden habe. 

Nein, aber nachdem der mir sonst sehr sympathische Herr Bucheli von SRF Meteo erneut backofenartige Temperaturen angesagt hatte (und ich ihn für einen kurzen Moment hätte erwürgen können, auch wenn er nichts dafür kann) und ich wusste, dass wir den ganzen Nachmittag draussen verbringen müssen, hätte ich mich am liebsten bis Ende September verkrochen. Aber das lag nicht drin, das war einer der wenigen Anlässe, an denen ich nicht kneifen konnte. Was also konnte mich vor dem Hitzetod retten?

Guter Rat ist teuer… meine Überlebensstrategie war, dass ich, sollte es mir zu heiss werden, kurzerhand ins Auto steige und eine Rundfahrt durch den Thurgau mache, Klimaanlage auf Vollgas. Nur so kann ich meine Kerntemperatur zurückschrauben, auch wenn das ein totaler ökologischer Blödsinn wäre. Glücklicherweise (und sehr überraschend) kam es nicht so weit, denn im schönen Thurgau gibt es tatsächlich Orte wie in Südfrankreich, inklusive schattigen Plätzchen und Swimmingpool wie aus dem Bilderbuch.
Auf dem Anwesen (ich kann es nicht anders sagen) des Brautpaars steht ein wunderschön umgebautes, grosses Bauernhaus, daneben viel Umschwung.
So ähnlich sieht es aus, nur viel schöner...
Und dort fand auch der Apéro statt. Man (resp. frau) zog kurzerhand die Schuhe aus, reservierte sich den besten Schattenplatz, deckte sich mit ein paar leckeren Häppchen vom Buffet und einem Glas Wasser (etwas anderes lag nun wirklich nicht drin) ein, setzte sich elegant an den Poolrand (was übrigens schlicht unmöglich ist in einem kurzen Kleid) und hielt die Füsse ins kühle Nass. So lässt sich doch auch ein überdosierter heisser Samstagnachmittag mit Hochzeitsfeier (inklusive entsprechender Bekleidung) gut ertragen.

Leider war dieser angenehme (und von mir vorgängig so gefürchtete Teil) irgendwann vorbei, weiter ging‘s in die Hauptstadt und dort in den Speisesaal direkt unter dem Dach. Nach ungefähr 20 Minuten fühlte ich mich wie ein Hummer, gut gesotten (gibt es dieses Wort überhaupt? Fühlen konnte ich es auf jeden Fall). Die extra für die weiblichen Gäste eingeschobene Bauchtanz-Lektion (!!!!) trug ebenfalls nicht zur Abkühlung bei. Immerhin weiss ich jetzt, dass ich kein Naturtalent bin (ok, das hätte ich auch ohne Kurs sofort unterschrieben).
...leichter gesagt als getan(zt)
Nach Mitternacht wurde das Ganze erträglich, die Heimreise im klimatisierten Taxi trug ihren Teil dazu bei und die Abkühlung auf Normalnull (normalsiebenunndreissig) konnte beginnen. Einziges Problem: Jemand muss heute noch das Auto holen, mit dem Velo… nun ja… mein lieber Mann? Pretty please? Und die Eiswürfel warten ja auch schon auf ihn.

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