Mittwoch, 4. März 2015

Dorfleben

Am vergangenen Freitag war ich (wiederum) Augenzeuge einer interessanten Veranstaltung. Meine allererste Generalversammlung (nur schon dieses Wort, ich salutiere innerlich) des Gewerbevereins. Vermutlich hätte ich ja sowieso nur meinen linken Arm da hin schicken dürfen, weil ich ja nur 20% Gewerbe betreibe. Anspruchsvoll wie ich bin habe ich nicht nur meine ganze Person (inklusive leerem Magen) mitgebracht, sondern auch noch meine bessere Hälfte. Man könnte ja auch sagen, ich hätte mich in der Anzahl Nullen hinter der 2 geirrt, statt 20% kam ich mit 200% (immerhin war ich nicht auf 180, zu Beginn wenigstens).

Mitglieder (Mitgliederinnen hat es übrigens praktisch keine) von Gewerbevereinen hatte ich bis anhin als eher konservativ-verstockt und auf Konfrontationskurs in Erinnerung (von meiner Heimatgemeinde), aber das sind nun doch auch schon einige Jährchen her und die Zeiten ändern sich bekanntlich. Hätte ich doch auf die warnenden Worte meines Mannes gehört! Es war noch GENAU so wie früher! Das Durchschnittsalter ist um die 65 Jahre (das müsste man mal genauer ausrechnen), 99% männlich, als neues Mitglied wird man komisch beäugt (und dann noch weiblich mit Begleitung, "die hat sicher noch nicht einmal den Mitgliederbeitrag bezahlt"), die Haltung doch eher konservativ-kritisch (was nicht grundsätzlich schlecht ist). Übrigens zu meiner Verteidigung: Erstens wusste ich nicht, dass das Abendessen vom Verein bezahlt wurde (inkl. Anhang) und zweitens habe ich den Mitgliederbeitrag tatsächlich noch nicht bezahlt, aber auch noch keine Rechnung dafür erhalten.
Sooo schlimm war's zum Glück nicht...
Der Vorstand ist offensichtlich seit Jahren unterbesetzt mit seinen drei trutzigen Mannen, und der Aufruf nach freiwilligen Vorstandsmitgliedern war wiederholt zu hören. Aber gesucht wird ein Mitglied (dass dies auch eine Frau sein könnte, ist keine Sekunde eine Überlegung wert, und nein, ich bin keine Emanze), das noch so richtig schmutzige Arbeiterhände hat, keine KV-Heinis (Original-Ton Präsident). Nun ja, ich würde mich ja gerne engagieren, aber da ich erstens eine Frau und zweitens eher in die Kategorie der KV-Heinis gehöre, bin ich gleich doppelt disqualifiziert. Meine diesbezügliche Bemerkung während meiner Vorstellungsrunde wurde elegant überhört (oder nicht verstanden). Und da herrschte ja ein Umgangston, unglaublich! Obwohl drei Vertreter der Gemeindebehörde anwesend waren, wurde ziemlich scharf gegen genau diese geschossen. Darf ich mich fragen, was schlauer ist: Scharf schiessen gegen diejenigen, von denen man lauthals mehr Unterstützung fordert oder freundlich und respektvoll sein eigenes Anliegen diskutieren? Ich müsste wohl nicht lange überlegen.


Zusammenfassend lässt sich von diesem Freitagabend sagen, dass das Appenzeller Bier das Highlight war. In zwei Monaten findet die GV des anderen Gewerbevereins aus den zusammengeschlossenen Nachbarsgemeinden statt, bei dem ich ebenfalls Mitglied bin und schon einige Leute kenne. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie es dort zu und her geht. Immerhin habe ich jetzt einen Vorgeschmack und bin gewarnt. Tatsachenbericht zwecks Gewerbeverein-Vergleich folgt.

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