Freitag, 12. September 2014

Schauder



Letztens blickte ich aus dem Fenster, bestaunte den Mond und liess den Blick über den Garten schweifen. Wie üblich schimmerte im Schein der Strassenlampe die Wasseroberfläche im Brunnentrog. Nur dass da noch etwas Weissliches, Undefinierbares aus dem Wasser ragte, mit seltsamen Konturen. Ich schaute genauer hin. Mir stockte der Atem, eiskalt lief es mir den Rücken hinunter, und ich konnte die eiskalten Hände, die nach mir griffen, schon spüren.

Schreckensstarr stand ich am Fenster, langsam lief die Mechanik meines Gehirns wieder an, es quietschte und kurbelte, bis sich die Gedanken von den Augen in den Kopf und dann in die Hände vorarbeiteten. Ich öffnete die Türe, tastete mich langsam in Richtung Trog, traute mich nicht so richtig, ging wieder zurück. Dann wieder vorwärts zum Wasser. Hände ragten leblos aus dem Wasser, blau verfärbt. Zitternd bückte ich mich über den Wasserspiegel, und starrte mitten in ein Gesicht. Auf der Stirn war eine Lampe befestigt, die müde vor sich hin flackerte.


Das ist natürlich wiederum alles nur Schall und Rauch. Hier die romantische Beschreibung des wirklich prachtvollen Gartens, inklusive Brunnen, aber exklusive Wasserleiche:
Es steht ein sieben Meter langer, verrosteter Metalltrog in unserem Garten. Cool zum Anschauen, ideal als Grundstückabgrenzung und perfekt genutzt. Ein Viertel des Trogs dient als Gewürz- und Kräutergarten, da gibt es Currykraut, Olivenkraut, Schnittlauch und Petersilie, Rosmarin, Salbei, Kriechoregan, verschiedene Pfefferminzarten. Gerade Pfefferminz ist sehr praktisch für Mojitos, äh, ich meine natürlich Pfefferminztee.

Die anderen drei Viertel des Trogs dienen als Brunnen, wunderschön bis zum Rand gefüllt, mit einigen Holzbrettern obendrauf, die als Sitzgelegenheit dienen. Oft beobachte ich Heerscharen von Vögeln, die in einer Reihe auf dem Brunnenrand sitzen und ein Bad nehmen, oder sich einfach nur aufplustern und den Schnabel ins Wasser halten. Wasserleichen züchten wir nicht, und auch sonst hängen ausser meinen weissen Beinen keine anderen Kreaturen ihre Extremitäten hinein. Demnächst erwerbe ich mir eine wasserfeste Kugellampe, die ich auf den Trogboden stellen kann, so dass das Wasser nachts beleuchtet ist. Wie schön!


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