Sonntag, 23. März 2014

Steuererklärung: Die jährliche Freude



Nach den letzten gefühlten tausend sonnigen Tagen ist nun endlich das schlechte Wochenendwetter eingetroffen. Und mit ihm das Ende der Ausrede, wieso man nun die Steuererklärung samt Papierbergen zum wiederholten Mal auf das nächste Wochenende verschiebt. Seit das dicke Couvert ins Haus geflattert ist, hängt es ununterbrochen wie eine schwarze Wolke leicht drohend über unseren Köpfen.
 
Immer blinzelt es irgendwo hervor, so dass man sich erneut innerlich distanzieren muss; eine neue Ausrede erfinden, weshalb man sich genau jetzt noch nicht damit auseinandersetzen kann.

Irgendwann rückt der Abgabetermin in greifbare Nähe, die Nervosität steigt, nicht aber die Motivation, sich endlich hinzusetzen, die Formulare auszufüllen und seinen Geist wieder von diesem Ungetüm Steuererklärung zu befreien bis zum nächsten Jahr. Beim gestrigen Aufeinandertreffen zwischen Steuererklärung und uns suchten wir also erneut nach einem Ausweg, die Zeit drängt - eine Woche bleibt uns noch. Das kommende Wochenende ist bereits verplant, bleibt also nur noch dieses. Es wäre sogar prädestiniert dazu, die Sonne verführt uns nicht mehr an die frische Luft, wir sitzen lieber in der trockenen Stube vor dem Laptop. Wieso also nicht endlich diesem schwarzen Wölklein den Garaus machen? Aber nein, panisch schauen wir nach links, nach rechts, auf die Datumsanzeige unserer Uhr, und ein wenig frustriert nach oben (wo uns das Wölklein hämisch angrinst). Aber halt: Einen Ausweg haben wir! „Fristverlängerung“ lautet das Losungswort.

Erleichtert atmen wir auf, legen den dicken Umschlag wieder beiseite und wischen uns die Schweissperlen von der Stirn. Unglück abgewendet, zwar in letzter Sekunde, aber es hat gerade noch gereicht. Ein paar Minuten später holt uns die Realität ein, einer von uns beiden sollte wohl diese Verlängerung definitiv eingeben. Wie üblich in diesen Dingen gibt es keine Freiwilligen. Münze werfen fällt uns nicht ein, stattdessen starten wir den Lösungsfindungsprozess für dieses neue, aber immerhin kleinere, Problem mit einem Glas Wein.

Weil auch nach dem zweiten Glas Wein die schwarze Wolke noch immer nicht rosa ist, starten wir die Steuererklärungsdiskussion von Grund auf neu. Mein Einwand gegen die Fristverlängerung ist mehr als Selbstschutz zu verstehen. Ich kenne uns nur zu gut und weiss, dass wir in haargenau zwei Monaten vor demselben Problem in derselben schweisstreibenden, zeitknappen Hektik  stehen. Mit dem Unterschied, dass unsere nette kleine schwarze Wolke noch zwei weitere Monate ihr Unwesen mit uns treiben darf. Also Schluss mit Diskutieren, ran an die Arbeit.  


Hm, aber wo sind denn nun plötzlich all die Unterlagen hingekommen? Der dicke Umschlag, der unserer guten Laune über die vergangenen paar Wochen immer und immer wieder in die Quere gekommen ist? Die Lohnausweise? Alles lag seit Monaten geduldig auf dem Tisch, und jetzt, wo man es endlich brauchen möchte, ist es weg, verschwunden, in Luft aufgelöst. Was nun?

Sehr schnell kommen wir zum Schluss, dass wir doch einfach zuerst ein paar Runden Badminton spielen gehen, das ist schliesslich gesund und macht Spass. Danach bleibt immer noch genügend Zeit für die Steuererklärung, respektive für die Suchaktion nach den Unterlagen (weit können sie ja nicht sein). Umziehen, Rackets einpacken, Shuttles in die Tasche und los gehts. Wir fühlen uns befreit, für eine kurze Zeit vergessen wir was uns heute noch bevorsteht.

Mittlerweile sind wir zurück, es regnet noch immer, die Suche nach den Unterlagen ist noch nicht gestartet und mir fällt gerade ein, dass ich doch sowieso heute Nachmittag schon für den Besuch von heute Abend vorkochen wollte. Eins ist sicher: Zuerst steht eine Dusche an, danach sehen wir weiter.

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