Mittwoch, 19. März 2014

Denkpause?



Schliesst (Mittags)Pause alles mit ein? Pause für alles, inklusive grauer Zellen, natürlich exklusive Bauch und Kiefermuskulatur? Das würde bedeuten, dass ich meine Blogtexte nicht über Mittag schreiben könnte, oder dass ich keine Zeitung mehr lese. Ich vermute mein Hirn erholt sich sehr gut, wenn es für Blogtexte sorgen muss/darf/soll, speziell über Mittag. Oder eben im Bett vor dem Einschlafen, genau in der Zeit, in der man zu wenig müde ist um aufzuhören zu denken, aber viel zu nahe am Schlaf um noch einmal aufzustehen und sich auf die Suche nach einem Notizblock zu machen. Offensichtlich läuft bei mir die Kreativabteilung dann auf Hochtouren, auch wenn der Rest von mir lieber schlafen würde.



Mein Körper braucht Pause, keine Frage, ebenso diejenige Abteilung im Kopf, die für Konzentration zuständig ist. Ein Teil kann wohl aber leben ohne zu pausieren, ich möchte gar nicht erst wissen was in jener Denkabteilung wohl in der Tiefschlafphase (schönes Wort mit vielen Fs) alles vor sich geht. Glücklicherweise habe ich darüber keinerlei Kontrolle, auch wenn es sicher interessant zu wissen wäre.



Da gibt es aber noch eine andere Abteilung in meinem Kopf, die ich wirklich sehr gerne näher erforschen würde, allerdings fehlt mir dazu das medizinische und/oder psychologische Fachwissen bei Weitem. Ich befürchte sogar, dass es niemanden gibt, der wirklich weiss, was sich dort in welcher Situation genau abspielt. Hier mein Wunsch mehr darüber zu wissen:



Im Laufe meines Lebens begegnen mir unendlich viele Menschen (dazu gibt es wohl Hochrechnungen, die google sicher zur Verfügung stellt, bei Gelegenheit erkunde ich das mal etwas näher). Bei jeder dieser Begegnungen lasse ich mich automatisch auf mein Gegenüber ein. Es entsteht ein Bild, ein ziemlich umfassendes sogar, von diesem Menschen, beeinflusst durch das Aussehen, den blick, die Haltung, die Gangart, die allgemeine Ausstrahlung. Lächelt er? Ist er verwundert? Oder eher ängstlich? Verärgert? Unangenehm berührt? Verschlossen? In Eile? Oder ganz einfach müde?



Diesen Moment der ersten Begegnung möchte ich besser verstehen können, weil ich denke, dass es viel einfacher ist, wenn jeder Mensch in dieser Situation gleich erfasst wie die andere Person tickt. Es würde sehr viel emotionale Energie gespart, weil man sich z.B. ein falsches Bildmacht, das nachträglich mühsamst wieder korrigiert werden muss, oder schlimmer noch, dieses Gegenüber bekommt aufgrund der ersten (evtl. falschen) Einschätzung keine zweite Chance.



Auch wären Begegnungen im Berufsleben viel einfacher und zielführender, wenn beide Verhandlungspartner genau wissen, was der andere voraussetzt, was er schätzt und was er gar nicht mag. Der Umgang könnte also auf den jeweiligen Menschen angepasst werden, was unser Zusammenleben sehr viel entspannter und angenehmer machen würde. Wir wüssten sofort, ob jemand in Ruhe gelassen werden möchte, ob jemand traurig ist, oder fröhlich und mitteilsam. Auch wüssten wir, wie wir am besten verstanden werden, ist das gegenüber flexibel im Geist oder zieht es geordnete Denkstrukturen vor?



Den grössten Vorteil sähe ich aber darin, dass es ein automatisches Verständnis zwischen Menschen verschiedenster Kulturen gäbe. Wir könnten uns all die Knigges und Kulturlektionen für China, Indien, Thailand, Amerika, aber auch Deutschland, Italien, Frankreich ersparen, weil wir wüssten wie der andere funktioniert, welchen Fettnäpfchen wir ausweichen sollten und was dem anderen Freude macht.



Ah wie schön wäre es, all dies in der Ausstrahlung einer Person sehen zu können. Natürlich bin ich mir bewusst, dass all dies auch bei mir sicht- oder spürbar wäre. Umso besser! Keine Missverständnisse mehr, keine Fehleinschätzungen oder peinliche Situationen, kein daraus resultierendes schlechtes Gewissen, und mit der Literatur über „How not to blush“ könnte ich mir bei einem Freudenfeuer die Hände wärmen.



Ich verfolge diesen Traum weiter und versuche in der Zwischenzeit möglichst viel wahrzunehmen, wenn ich einem Menschen begegne, neu oder immer wieder.



Gute Nacht ihr grauen Zellen, lasst mich jetzt endlich schlafen. Trotzdem aber danke für eure allgegenwärtige Unterstützung, nicht nur in der Tiefschlafphase, aber auch.


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