Nun ja, als wir am ersten Ferientag
losfuhren, litt ich in Lörrach Höllenqualen während wir auf den Autozug nach
Hamburg warteten. Bei 38 Grad befürchtete ich, dass mein letztes Stündlein
geschlagen hat und freute mich wie ein kleines Kind darauf, endlich meine Füsse
in die kalte Dusche zu halten (ja, wir buchten Kabine inklusive
Dusche/WC). Dann aber folgte der grosse Frust: Die DB schickte uns einen uralten
Schlafwagen, zwar mit Dusche/WC, jedoch ohne Wasser (was nützts also? Nix, genau...).
Jetzt, mittlerweile in Südschweden an einem einsamen See mitten im Wald,
hat es 12 Grad, nicht ganz Dauerregen und die Sonnencrème liegt depressiv
zuunterst in der Reisetasche. Ich freue mich trotzdem, denn wer hätte je gedacht, dass
ich im Hochsommer froh bin um ein Cheminée-Feuer?
Die Aussicht aus unserem
Wohnzimmer ist sensationell, auch wenn mein lieber Mann sich beschwert, dass es
doch mit Sonnenuntergang (oder -aufgang oder generell einfach mit Sonne)
deutlich viel schöner wäre.
Wir haben Zeit unsere Fotos zu sortieren, Reisepläne für die nächsten
Ferien zu schmieden (hier haben wir genug Platz, die Landkarte auf Tischhöhe
auszubreiten, zu Hause müssen wir auf dem Boden kniend darüber brüten), Blogs zu
schreiben oder ganz einfach auf den See zu schauen. Und vielleicht den einen
oder anderen Elch zu erschrecken?
Auf jeden Fall sind wir froh, dass wir überhaupt unser Haus gefunden haben und nicht die Notschlafstelle in Vaggeryd beanspruchen mussten. Eine
Adresse gibt es nicht, unser GPS machte schlapp, dem Smartphone ging der Strom
aus und?? Tatsächlich ging gleichzeitig auch noch der eingebaute Kompass unseres Autos in die
Knie. Was wir leider nicht bemerkten, weil die Sonne nicht schien, sonst hätten
wir wohl schnell festgestellt, dass wir nicht nach Süden, sondern direkt nach
Norden unterwegs sind. Irgendwann kam mir der Vergleich mit unserer Karte und
den Autobahnausfahrtsnummern spanisch vor (was in Schweden gar nicht gut ist)
und wir gingen noch einmal genau über die Bücher. Tatsächlich lotste uns der
Kompass 180 Grad in die falsche Richtung, bei Nicht-Sonnenschein! Da musste
also vieles stimmen, dass uns das passieren konnte.
Nach einigen Stunden Fahrzeit und den letzten 4 Kilometern im tiefen Schlamm
fanden wir unser Zuhause, wunderschön ruhig, modern, perfekt möbliert, mit
äusserst freundlichen Gastgebern, die nicht weit von uns wohnen und doch weit genug, um sich alleine zu fühlen. Kein einziges Haus, keine einzige Lampe sehen wir von uns aus,
einfach nur Ruhe, Wald, See... Schweden eben.
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