Am vergangenen Freitag war ich (wiederum) Augenzeuge einer interessanten Veranstaltung. Meine allererste
Generalversammlung (nur schon dieses Wort, ich salutiere innerlich) des
Gewerbevereins. Vermutlich hätte ich ja sowieso nur meinen linken Arm da hin
schicken dürfen, weil ich ja nur 20% Gewerbe betreibe. Anspruchsvoll wie ich bin habe
ich nicht nur meine ganze Person (inklusive leerem Magen) mitgebracht, sondern
auch noch meine bessere Hälfte. Man könnte ja auch sagen, ich hätte mich in der
Anzahl Nullen hinter der 2 geirrt, statt 20% kam ich mit 200% (immerhin war ich nicht auf 180, zu Beginn wenigstens).
Mitglieder (Mitgliederinnen hat
es übrigens praktisch keine) von Gewerbevereinen hatte ich bis anhin als eher
konservativ-verstockt und auf Konfrontationskurs in Erinnerung (von meiner
Heimatgemeinde), aber das sind nun doch auch schon einige Jährchen her und die
Zeiten ändern sich bekanntlich. Hätte ich doch auf die warnenden Worte
meines Mannes gehört! Es war noch GENAU so wie früher! Das Durchschnittsalter
ist um die 65 Jahre (das müsste man mal genauer ausrechnen), 99% männlich, als
neues Mitglied wird man komisch beäugt (und dann noch weiblich mit Begleitung, "die
hat sicher noch nicht einmal den Mitgliederbeitrag bezahlt"), die Haltung
doch eher konservativ-kritisch (was nicht grundsätzlich schlecht ist). Übrigens
zu meiner Verteidigung: Erstens wusste ich nicht, dass das Abendessen vom
Verein bezahlt wurde (inkl. Anhang) und zweitens habe ich den Mitgliederbeitrag
tatsächlich noch nicht bezahlt, aber auch noch keine Rechnung dafür erhalten.
Sooo schlimm war's zum Glück nicht... |
Der Vorstand ist offensichtlich
seit Jahren unterbesetzt mit seinen drei trutzigen Mannen, und der Aufruf nach
freiwilligen Vorstandsmitgliedern war wiederholt zu hören. Aber gesucht wird
ein Mitglied (dass dies auch eine Frau sein könnte, ist keine Sekunde eine Überlegung
wert, und nein, ich bin keine Emanze), das noch so richtig schmutzige Arbeiterhände
hat, keine KV-Heinis (Original-Ton Präsident). Nun ja, ich würde mich ja gerne
engagieren, aber da ich erstens eine Frau und zweitens eher in die Kategorie
der KV-Heinis gehöre, bin ich gleich doppelt disqualifiziert. Meine
diesbezügliche Bemerkung während meiner Vorstellungsrunde wurde elegant
überhört (oder nicht verstanden). Und da herrschte ja ein Umgangston,
unglaublich! Obwohl drei Vertreter der Gemeindebehörde anwesend waren, wurde
ziemlich scharf gegen genau diese geschossen. Darf ich mich fragen, was
schlauer ist: Scharf schiessen gegen diejenigen, von denen man lauthals mehr Unterstützung
fordert oder freundlich und respektvoll sein eigenes Anliegen diskutieren? Ich müsste
wohl nicht lange überlegen.
Zusammenfassend lässt sich von
diesem Freitagabend sagen, dass das Appenzeller Bier das Highlight war. In zwei
Monaten findet die GV des anderen Gewerbevereins aus den zusammengeschlossenen
Nachbarsgemeinden statt, bei dem ich ebenfalls Mitglied bin und schon einige
Leute kenne. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie es dort zu und her geht.
Immerhin habe ich jetzt einen Vorgeschmack und bin gewarnt. Tatsachenbericht zwecks
Gewerbeverein-Vergleich folgt.
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