Plötzlich realisierte sie, dass ich ihr ja noch immer die Türe offen hielt und sie gar nichts zu tun brauchte ausser hindurch zu gehen. Was für ein Gelächter!! Wir erholten uns kaum mehr, und immer mal wieder wurde ich an jenem Nachmittag von Lachsalven heimgesucht, wenn mir ihr perplexer Gesichtsausdruck wieder erschien.
Ein ganz anderes lachauslösendes Erlebnis hatte ich mit
einem unserer Kunden. Unsere Projekte durchlaufen Qualitätsprüfungsschlaufen,
sowohl intern als auch beim Kunden selber. Nach sage und schreibe fünf solcher
Runden (was mehr als normal ist) und unzähliger Korrekturen durfte der englische
Original-Text schliesslich in die Übersetzung. Zu diesem Zeitpunkt muss er
tadellos sein, weil nachträgliche Korrekturen jeweils nach-übersetzt und
eingefügt werden müssen, was nicht nur zeitraubend, sondern vor allem auch
teuer ist (aber zum Glück in der Verantwortung des Kunden liegt). Nun also war
das Ding in der Übersetzung, aber als ich eines frühen Morgens vom Kunden ein
Mail mit dem Hinweis erhielt, dass er doch noch einen Fehler gefunden habe, und
zwar einen, der allenfalls übersetzungsrelevant ist (im Gegensatz zu kleineren
Tipp-Fehlern),
wurde ich doch ein wenig blass. Ich öffnete den Anhang und
stellte fest, dass ich diesen Fehler eigentlich lieber nicht korrigieren,
sondern abwarten möchte, wie die Übersetzer damit umgehen. Ein winziger Fehler,
zwei Buchstaben vertauscht, niemand hat es gesehen, aber die Bedeutung ändert
komplett. Geschrieben stand da „Be fair to our costumers.“ Klingt nett, nicht
wahr? Auf den ersten bis fünften Blick macht es offensichtlich auch Sinn so. Aber
beim sechsten Blick stellte sich dann doch die Frage, ob das Zielpublikum
dieses Kunden wirklich “Kostümiers” sind… ich wage es zu bezweifeln. Natürlich hätte
da eigentlich „Customers“ stehen müssen, aufgefallen ist es niemandem. Ich
wüsste jetzt liebend gerne, ob die Übersetzer den Kostumier ernst genommen
hätten oder nicht. Auf jeden Fall hatten der Kunde und ich ziemlichen Spass am „Verschreiber“
und waren froh, dass wir im letzten Moment eine internationale Krise verhindern
konnten.
Eine ebenfalls englisch-humorige Diskussion gab es in
Barcelona. Wir liessen uns im Hotel vom Guest Relations-Manager beraten betreffend
Samstagabend-Programm. Er sollte uns eine Tapas-Bar empfehlen, was er auch mit
Begeisterung tat. Nicht nur eine, sondern gleich vier hatte er zur Hand, drei
davon praktischerweise an derselben Ecke der Stadt. Dahin wanderten wir also
frohen Mutes, vorbei an der ersten Empfehlung (die hatte noch geschlossen zur
frühen Stunde abends um sieben, Hungääär!), die zweite (gemäss Aussage des leicht
angegrauten Hotel-Mannes „something new, modern style, seems strange, but try
it out“) liessen wir vorerst mal noch links liegen, das dritte überzeugte uns
auf Anhieb. Und tatsächlich, feinste Tapas, freundliche Bedienung (eher selten
in Barcelona) und der passende Wein dazu. Nachdem unser Hunger gestillt war
machten wir uns auf die Suche nach einem Drink, und für diesen wagten wir uns
ins „Bananas“ (Empfehlung Nummer 2). Schlechte Entscheidung! Wir waren total
uncool für diese Lokalität, wurden lange nicht bedient, dann knallte man uns
den Mojito um die Ohren (also auf den Tisch). Dieser, also nicht der Tisch, war
mit weissem Kristallzucker und Sirup angerührt, natürlich ohne Limetten, und
genauso schmeckte er auch. Nun sind wir ja in einem (auch schon leicht ergrauten) Alter, in dem man sich
nicht mehr alles antun muss, insbesondere keinen schlechten Cocktail.
Also
nichts wie los, Rechnung verlangen und schnellstmöglich raus aus dem „Bananas“.
Dass die Drinks in der Hotelbar sehr gut schmecken, wussten wir bereits (ja,
aus Erfahrung, nicht aus Erzählungen), also war die logische Folge, dass wir
uns dorthin verpflanzten. Am Eingang stand wieder unser Guest Relations-Manager
und fragte nach. Natürlich schwärmten wir ihm von den feinen Tapas und dem
guten Wein vor, und bedankten uns für den guten Tipp 3. Wir ahnten, dass die
Frage nach dem „Bananas“ kommen würde… „And how was the Bananas?“ – Einfache Antwort
unsererseits: „The Bananas is totally bananas.“ Er schaute uns etwas
schockiert an, bevor wir beide losprusteten und er erleichtert mitlachte.
Immerhin schien er verärgert, dass dieses neue Lokal ihn frech angerufen und
sich in den höchsten Tönen empfahl für seine Kunden, dann aber nichts anderes
als eine billige (bewusste Wortwahl) Spelunke ist. Ich bin sicher, dass er nie
wieder einen seiner Gäste dorthin schicken wird, und bei uns hat es immerhin für
einen Lacher gesorgt, das bananas Bananas.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen