Ich kann verstehen, dass die obige Kombination auf den
ersten (und vielleicht auch auf den zweiten) Blick keinen Sinn macht. In meinem
Kopf hingegen hängen sie zwar nicht extrem direkt zusammen, sind sich jedoch an
ein und demselben Tag begegnet und in meiner Erinnerung hängen geblieben, ich
habe also quasi einen Zoo im Kopf.
Das Zebra: Während der Überarbeitung der verschiedenen
Sprachversionen eines Auftrags führten mein Chef (nein, er ist natürlich nicht
das Zebra) und ich kürzlich eine Diskussion über die kleinen Trennzeichen in
grossen Zahlen wie z.B. 1‘000‘000. Je nach Sprache (und vermutlich Auslegung
des Linguisten) sind diese Zeichen nämlich mal oben, mal unten, mal Punkt statt
Komma. Ziemlich undurchsichtig, insbesondere, wenn wir von einem Kunden
verschiedene Sprachversionen erhalten und innerhalb der Sprachversion diese
Zeichen mal oben und mal unten sind. Mir wäre das einigermassen egal,
solange die Zahl stimmt und leserlich ist, ihm auch, bloss dem Linguisten
nicht. Nachdem wir uns in diesem Punkt geeinigt haben, fielen uns weitere Themen
ein, die unserer Ansicht nach ähnlich überflüssig sind wie Trennzeichen oben
oder unten und ganz einfach nur das Leben verkomplizieren.
Die Fussgängerstreifen-Diskussion beispielsweise bringt mich
immer wieder zum Schmunzeln. In regelmässigen Abständen fühlen sich die
weiblichen Wesen betupft, weil der Fussgängerstreifen eben Fussgängerstreifen
heisst und nicht Fussgängerinnenstreifen (oder allenfalls noch Fussgänger- und
Fussgängerinnenstreifen, damit könnten sie ja auch noch leben, aber auch nur in
umgekehrter Reihenfolge). Ziemlich unpraktisch im täglichen Gebrauch, finde
ich, denn bis ich das lange Wort nur schon gedacht habe, ist meine Begleitung wohl
längst auf der anderen Strassenseite angelangt.
Der Kanton Bern wollte dieses Problem elegant aus dem Weg
schaffen indem er die gelben Streifen einfach offiziell in Zebrastreifen
umbenannt hat. Ich finde das unerhört! Hat jemals irgendein Mensch daran
gedacht, dass sich das Zebra wohl auch betupft fühlen könnte, weil es für die
Namensgebung dieser gelben Dinger herhalten muss? Und wie sieht das nun genau
aus mit der Farbe? Um konsistent zu sein müssten sämtliche Zebras in der
Schweiz ihre schwarzen Streifen (sind sie denn nun überhaupt weiss mit
schwarzen Streifen oder schwarz mit weissen Streifen?) gelb einfärben, was wohl
die Farbindustrie deutlich mehr erfreuen würde als die Zebras. Lassen wir das,
denn wenn wir den Faden weiterspinnen und daran denken, wie wir unseren Kindern
erklären müssten, weshalb der Zebrastreifen nun gelb, das Zebra selber aber
schwarz-weiss ist, wird die Geschichte immer verwirrender.
Wie passen denn nun das Reh und die Sardine in eine Büchse,
resp. in eine Reihe? Das ist viel einfacher zu erklären und der SBB zu
verdanken. Am Tag der Zebra-Diskussion bin ich zur Stosszeit in eine
Stellwerkstörung geraten und musste meine Heimreise deshalb auf den späteren
Abend schieben. Nachdem viele Züge ausgefallen sind, einige nur Teilstrecken
bedienten und alle anderen Verspätungen hatten, war der Andrang auf dem Perron
riesig, als der Zug endlich kam. Die Menschenmenge erinnerte ein wenig an
Indien, und auch die Vollbesetzung im Zug war nicht viel besser. Ich als
höflicher Mensch bin als einer der letzten Passagiere eingestiegen, die Sitzplätze
waren alle schon besetzt, die Stehplätze auch, trotzdem habe ich mich in die
Menge gequetscht.
Es hätte mich nicht sehr verwundert, wenn mir plötzlich
Schwimmflossen und Kiemen gewachsen wären, das Sardine-in-der-Büchse-Gefühl war
übermächtig. Immerhin hatte ich trotz Sardinenfeeling die Möglichkeit aus dem
Fenster zu schauen. Und dann, genau in jenem Moment der absoluten
Platzknappheit, habe ich es erspäht. Es stand mitten auf einer grossen Wiese,
ganz ungestört am Grasen – das Reh. Der Gegensatz dieser zwei Welten hat mich berührt:
Ausserhalb des Fensters das idyllische Bild mit absoluter Ruhe, Einsamkeit, dem
Reh inmitten der Frühlingswiese. Im Zugesinnern das pure Gegenteil: Mensch an
Mensch gedrängt, heiss, stickige Luft, Angst vor plattgemachten Zehenspitzen
und der überwältigende Wunsch einfach nur möglichst schnell wieder aussteigen
zu können.
Hätte ich nun also meine Reinkarnation betreffend die Wahl zwischen
Zebra, Reh und Sardine, würde ich wohl das Reh wählen, und zwar in einem
Jagdschutzgebiet mit Futtersicherheit.
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