Vor einigen Tagen spazierte ich morgens mitten während der
Stosszeit von der Europaallee durch die Unterführung zum unterirdischen Perron 41/42, um von
dort Richtung Büro zu pendeln. Ich habe von oben an der Treppe auf das Meer an
Menschen hinunter geschaut, während ich überlegte, ob ich mich wirklich in die
Masse stürzen muss oder ob es vielleicht doch ein Entkommen gibt.
Ein grosser Teil der Menschenmasse eilt in ungesundem Tempo
von hier nach da (was die alle machen und wohin sie gehen und was tatsächlich
passieren würde, wenn sie nicht dorthin gingen wo sie hingehen müssen aber eigentlich nicht hingehen wollen ist eine
gänzlich andere Geschichte). Derselbe grosse Teil der Masse fällt in die
Kategorie der Jeansträger (mich mit eingeschlossen). Und genau da fällt es mir
auf: So normal es in den vergangenen Jahrzehnten wurde Jeans zu tragen, so
normal und alltäglich ist heute das lebenserhaltende iPhone (wahlweise auch Samsung, HTC, Nokia, Sony, Huawei, etc.) am Ohr/in der Hand/in der Hosentasche/im Auto/im Zug/im Bett/neben dem Kochherd/auf dem stillen Örtchen (ich möchte nicht wissen was geschieht, wenn man all die Menschen von ihrem Gerät trennt, vermutlich würden sie alle in eine kollektive Schockstarre fallen).
Ein ganz normaler
Alltagsgegenstand, nicht der Rede wert, Jeans wie auch iPhone fallen in diese
Kategorie. Schade eigentlich, vor noch nicht allzu vielen Jahren war jeder
iPhone-Besitzer stolz auf sein Gerät, und die Nicht-Apfel-besitzende Umwelt hat
neidisch dabei zugeschaut, wie er seinem meist verblüfften Publikum all die nützlichen, lustigen, coolen und meist
total überflüssigen Apps demonstriert hat.
Fairerweise muss man sagen, dass die Geschichte der Jeans
etwas anders verlaufen ist als die des iPhones. Jeans waren lange Zeit ein
Kleidungsstück für Arbeiter - Holzfäller, Gärtner, Elektriker, Farmer, und das
Gegenteil von salonfähig. Das iPhone hingegen wurde von Anfang an als Gadget
vermarktet, das einen gewissen Lebensstil vermitteln soll, das die verschworene
Apfel-Gemeinschaft eint und die anderen ausschliesst. Und natürlich hat die weltweite Verbreitung des iPhones deutlich viel weniger Zeit gebraucht als die "Sozialisierung" der Jeans.
Trotzdem sind beide, Jeans wie auch iPhone, mittlerweile
aus dem Alltag nicht mehr wegzudenkende Begleiter. Aber so wie niemand von seiner Jeans schwärmen würde,
schwärmt auch niemand mehr von seinem iPhone. Gut oder schlecht? Wovon bin ich mehr abhängig: Von meiner Lieblingsjeans oder von meinem Smartphone? Eigentlich
völlig irrelevant und trotzdem ein Gedankenexperiment wert.
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