Donnerstag, 12. November 2015

Ach du lieber Zahn!

Nach meinem frühmorgendlichen Besuch bei der Dentalhygienikerin (das klingt ausgeschrieben ausgesprochen scheusslich, DH ist da doch schon viel freundlicher) frage ich mich ernsthaft, ob ich allenfalls leichtgläubig bin. Blauäugig ja, seit knapp 40 Jahren, aber leichtgläubig? Es ist zu befürchten…
Als Kind wurde uns doch täglich eingetrichtert, unsere Zähne gut und mindestens dreimal pro Tag zu putzen, was wir auch brav gemacht haben im Wissen, dass einmal pro Woche die Zahntante in die Schule kommt. Bei ihr mussten wir mit Elmex-Gel (noch heute schaudert mich die Erinnerung an jenen Geschmack) eine Zahn-Zusatzreinigung einlegen, hübsch aufgereiht (wir, nicht die Zähne) auf dem Bänkli in der Garderobe der Turnhalle.

Bis zum heutigen Tag habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mein Gebiss nicht dreimal täglich reinige, so infiltriert bin ich aus meiner Kindheit. Kurz nachdem ich lesen (und verstehen) konnte, warnte man mich in diversen Zeitungsartikeln davor, die Zähne zu heftig zu putzen, oder mit einer zu harten Zahnbürste, oder mit zuviel Druck, oder mit der falschen Zahnpasta mit zuviel Weissmacher drin. Und NIEMALS darf man die Zahnseide vergessen,  NIEMALS, oder die Zähne fallen auf der Stelle aus (womit sich bei genauerem Nachdenken das mühsame Zahnseidelen erübrigen würde).
Zurück zu meiner DH-Dame, die übrigens ganz nett war: Was hat die doch an meinen Zähnen herumgeschraubt! Und zwar nicht mit Kunststoff- oder Holzgeräten, sondern knallhart mit Metallwerkzeug. Das hat gekratzt, geschabt, gequietscht, gehackt, gesägt, gehobelt und gejault. Diese Geräusche bescherten mir eine stündige Ganzkörper-Hühnerhaut und ein Dauer-Zwiegespräch mit meinem Zahn-Schutzengel. Dies nach all den Ermahnung aus der Kindheit, doch sanft mit meinen Zähnen umzugehen! Wäre mein spontanes, zahnlaienhaftes Urteil hier erwünscht, müsste ich sagen, dass diese Behandlung das pure Gegenteil von schonend war.

Die Tortur endete nach exakt 60 Minuten, wobei ich davon ausgehen muss, dass mein Unterkiefer gegenüber meinem Oberkiefer massiv vernachlässigt wurde (oder je nach Sichtweise geschont), denn für den zuerst malträtierten Oberkiefer benötigte die Dame 34 Minuten, weshalb nach Adam Riese für den Unterkiefer nur noch läppische 26 übrig blieben.


Mit frisch abgeschabten Zähnen, die vollgepflastert sind mit einer seltsamen weissen Pfefferminzmasse, erhole ich mich jetzt langsam wieder vom eher unsanften Tagesbeginn. Immerhin sind meine Zähne so gesund, dass ich erst in zwei Jahren wieder antraben muss, hallelujaaaahh! Und dann kommen ja schon bald die Dritten…

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