Montag, 21. Juli 2014

AIDA auf der Baustelle



Unglaublich, was so eine Baustelle alles zu bieten hat. Neben Schlangen (und den üblichen Verdächtigen wie Spinnen, rostigen Nägeln, Holzspeissen, sich in Luft auflösendes Werkzeug, Deckfarbe statt auf dem zu bemalenden Objekt in den Haaren oder zwischen den Zähnen) ist auch klassische Musik in Form von zum Beispiel AIDA zu finden.

Unvorstellbar? Nicht hier im hohen Norden. An unserem letzten Arbeitstag auf der Baustelle hatten wir Unterstützung von unserem Nachfolger, Eberhard. Eberhard ist ein wunderbar spannender Mensch: Er reist in drei Monaten von Deutschland nach Lappland und zurück, mal übernachtet er im Auto, mal im Vandrarhem (ungefähr eine Jugendherberge, allerdings ist die Altersdurchmischung viel besser). Seine Frau, sie ist Schwedin, bleibt währenddessen in Deutschland, weil sie keinerlei Verlangen hat, sich in Lappland von den Mücken foltern zu lassen oder im Auto zu schlafen, geschweige denn auf der Baustelle Schrauben zu sortieren (oder Schweizerkreuze ans Vogelhaus zu malen).

 
Eberhard hat Rainer, den „Bauherrn“, letztes Jahr durch einen unglaublichen Zufall kennen gelernt und arbeitet nun schon zum zweiten Mal auf Rifallet (unserer Baustelle). Er, respektive sein Auto, ist komplett ausgerüstet mit Gaskocher, Kaffeekocher, Geschirr, Besteck, Decke, Kissen, Matratze, Kühlschrank und was man(n) sonst noch so braucht auf Reisen. Unter anderem reist da auch eine kleine Box mit, die sich MusicMan nennt. Sie ermöglicht AIDA überall und jederzeit.

Wir sassen grade in der Mittagspause (ein kulinarisches Hoch mit Gurke am Stück (immerhin geschält), Knäckebrot und einem gekochten Ei) und freuten uns auf das wirkliche Highlight des Tages, den hausgemachten Blåbär-Cheesecake (ohne Bär, also vegetarisch) von unserer Nachbarin Kathrin. Herangedüst kommt also Eberhard (den wir bereits am Vorabend kennen- und schätzen gelernt haben) mit seinem mobilen Zuhause. Als erstes bietet er an, uns einen Kaffee zu kochen. Wir staunen, nehmen das Angebot aber dankend an, im Gegenzug erhält er selbstverständlich ein Stück Kuchen von uns.
Ein Deutscher geht vor uns auf die Knie, wer hätte DAS gedacht;-) (O-Ton Eberhard)
Während der Kaffee kocht, steht da plötzlich inmitten unserer Schrauben, Pinsel, altem Holz und Eierschalen der MusicMan und aus ihm ertönt AIDA, in wunderschönem Klang, voll und mitten ins Herz. So wie es klassische Musik verdient hat zu erklingen, in guter Qualität, an einem perfekten Ort (trotz Baustelle waren wir jeden Tag erfreut über die schöne Umgebung auf Rifallet, die Ruhe, die Blumen- und Vogelvielfalt, die Aussicht). Natürlich haben wir an jenem Nachmittag nicht mehr wirklich hart gearbeitet, das hätte irgendwie nicht zur Stimmung gepasst. Geruhsam aufräumen, letzte Arbeiten erledigen und ab und zu was aus dem Leben von Eberhard hören war der ideale Abschluss. 

DANKE Eberhard! Das sind diejenigen Erlebnisse auf Reisen, die unvergesslich sind und immer wieder Freude machen. Schön auch, dass er jetzt noch eine Woche unser Nachbar ist, auch wenn wir nun Feriengäste sind während er unsere Arbeit weiterführt. Wer weiss, vermutlich suchen wir Rifallet nächste Woche noch einmal heim und greifen den beiden Herren unter die Arme, je nachdem, was noch ansteht. 

Impressionen Rifallet:




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen