Dass wir alle älter werden, ist
wohl unbestritten. Dass wir das nicht jeden Tag bewusst wahrnehmen, ist eine
nette Geste unseres "Erfinders", wer auch immer das gewesen sein mag,
da scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Dass es morgens hie und da an einem neuen
Ort zwickt und zerrt und nicht mehr so elastisch (oder viel zu elastisch…) ist,
zeigt uns aber doch immer wieder, dass wir nicht ewig jung bleiben.
Es gibt jedoch auch Momente, in
denen man sich freut, dass man älter geworden ist, Klassenzusammenkünfte sind ganz besonders prädestiniert. Am vergangenen Samstag wagte ich es zum
ersten Mal in meinem nun doch nicht mehr so jugendlichen Alter von knapp 40 an
meine erste Klassenzusammenkunft. Dass ich weder an Zusammenkünfte meiner Primar-,
noch Sekundar- noch Gymnasiumsklasse gehe, ist mittlerweile bekannt, aber die
Zusammenkunft der Hotelfachschule wollte ich mir auf keinen Fall entgehen
lassen. Mein Mut (oder Leichtsinn?) hat sich gelohnt.
Viele der Anwesenden habe ich
seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen, aber erstaunlicherweise sahen sie alle
noch genau so aus wie früher. Ob das nun Realität ist oder schlicht verzerrte
Wahrnehmung meinerseits (schliesslich hoffe ich dadurch, dass auch ich noch
genau so aussehe wie vor 20 Jahren, ooooder nein, in meinem Fall vielleicht
doch lieber nicht, die damalige Igel-Frisur lässt mich noch immer erschaudern). Auch waren sie alle noch genau so nett wie früher, bloss etwas reifer. Mir hat
es gut getan, meine ehemaligen Mitstudenten so frisch und knackig zu sehen,
auch wenn dieser Zustand im Verlauf des Abends allmählich leicht nachgelassen
hat.
Wie gerne hätte ich uns alle am
Sonntagmorgen früh gesehen, leicht grün im Gesicht, mit Fragezeichen betreffend
fortgeschrittenem Abend (zum Beispiel wie um Himmels Willen kam das
Nachtzug-Zuschlag-Billet in meine Tasche? Gut war es dort, aber wie kam es da
hin? Oder haben wir tatsächlich diesen seltsamen rotblauen Saft getrunken?
Meine Kopfschmerzen liessen darauf schliessen, dass leider JA…).
Ich jedenfalls wusste am
Sonntagvormittag (respektive bis Montagabend) sehr genau, dass ich nicht mehr zwanzig
bin (damals trank ich nämlich noch keinen Alkohol, ganz im Gegensatz zu meinen
Hotelfachschul-Gschpändli). Damals litt ich daher auch nie an einem Kater, und
ich könnte mich jetzt auf den Standpunkt stellen, dass ich als einzige der am
Samstag Anwesenden echten Nachholbedarf hatte und in diesem Sinn berechtigt war
zur Völlerei. Aber das wäre ja sehr unfair und birgt die Gefahr, dass ich im
Jahr 2035 nicht mehr eingeladen werde, was jammerschade wäre. Man stelle sich
bloss vor, wir sehen in 20 Jahren noch immer so aus wie vor 40 Jahren (braucht
ihr mittlerweile auch eine Zeichnung zur besseren Orientierung auf dem
Lebenslineal?), nur die grünliche Gesichtsfarbe am Tag danach wäre wohl etwas
stärker. Liebe Alle, ich freue mich schon jetzt auf unser nächstes Treffen und somit aufs Älter-Werden. Dann
vielleicht ohne rotblaues Getränk zum Schluss, erinnert mich bitte an meinen Vorsatz.
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