Am
Wochenende waren wir als Hausverkäufer tätig, respektive als
Haussafari-Guide. Auf diesen Einsatz habe ich mich gefreut, als geborene Gwundernase war ich nämlich gespannt, wer da so alles kommt, herumschaut, fragt, wer eher die Aussicht schätzt oder wer sich mehr auf die Anzahl Zimmer konzentriert (man könnte übrigens eine Sozialstudie über das Verhalten der Menschen an Hausbesichtigungen machen).
Unter den
Interessenten waren überdurchschnittlich viele sehr junge Paare, die meisten
noch kinderlos. Die meisten waren auch überdurchschnittlich freundlich (nun
gut, sie wollten schliesslich alle Eindruck machen, so dass sie eher
berücksichtigt werden bei der späteren Auswahl. Dass wir das gar nicht entscheiden können, wussten sie nicht). Fünf dieser Interessenten-Parteien
hinterliessen tatsächlich einen sehr guten, bleibenden Eindruck (trotz der doch
eher grossen Menge an Menschen, die durch das Haus schlichen, an jede Wand
klopften, Fotos von jedem Zentimeter machten, schon Umbaupläne wälzten oder auf
die Mängel hinwiesen).
Zwei
Familien hinterliessen ebenfalls einen bleibenden Eindruck, allerdings einen
schlechten. Die eine Familie kam mit ihren beiden Kindern, die schon
gelangweilt waren, als die Eltern an der Türe klingelten. Danach rasten sie
unkoordiniert zwischen Garten, Wohnzimmer und Küche hin und her, rissen die
Gänseblumen aus, streuten Blätter auf den Teppich und verunmöglichten jegliche
Kommunikation. Wir staunten ob der liberalen Eltern und waren froh um den
staubtrockenen Boden im Garten, so hielten sich die Flecken auf dem Teppich in
Grenzen. Wäre es draussen nass gewesen, hätten wir wohl ein
Schild angebracht: „Kinder müssen draussen bleiben“.
Die andere
Familie betrat das Haus, und keine drei Sekunden später steckte der ältere Sohn bereits seine Finger
in die Steckdose. Gefühlte sieben Sekunden später hing er auf dem
Balkongeländer, kurz darauf kletterte er in Richtung Dachboden. Dann fand er im
Garten einen dürren Ast, mit dem er seinem jüngeren, noch kriechenden
Geschwister versehentlich ins Auge stach. Uns war rasch klar, warum die beiden
so viele Kratzwunden hatten, allerdings wunderten wir uns auch, dass der ältere
doch immerhin ca. 7 Jahre alt war und es bis dahin überlebt hat. Und erst noch
ohne Gips unterwegs war.
Wir atmeten
erleichtert auf, als besagte Familie ihre glücklicherweise unversehrten Kinder wieder
im Kindersitz festzurrte und von dannen zog. Nach acht Stunden Hausführungen
und vielen interessanten, lustigen, anstrengenden, ärgerlichen und scharwenzelnden
Diskussionen freuten wir uns dann doch ziemlich auf die verdiente Stunde im
Liegestuhl, bei zwanzig Grad im November, was will man mehr?
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