Viele von uns kennen Powerpoint,
und wohl alle von uns haben Powerpoint schon einmal gesehen, bewusst oder
unbewusst. Das praktisch grenzenlos einsetzbare Tool wird ÜBERALL verwendet,
sei es im Unterricht, an Sitzungen, an Vorträgen, auf Messen, an Hochzeiten und
vermutlich demnächst auch für Scheidungen (hierfür könnte man schliesslich auch
Feste anbieten, eine Scheidung ist ja zumindest für eine der beiden Parteien
meist ein Grund zur Freude, und für die nicht so erfreute Partei wäre ein Fest sowieso
gut zur Stimmungsaufheiterung).
Am Mittwoch war ich an der Swiss
Professional Learning, einer Fachmesse für E-Learning-Menschen oder solche, die
sich dafür halten (ich bin weder noch und durfte auch nur teilnehmen, weil ich
einen Keynote-Speaker für die Messe vermittelt habe). Besagter Keynote-Speaker
(ein Klick hier drauf lohnt sich, auch wenn man nicht Hello-Kitty-Fan ist) hat
mir bezüglich Unterricht und Powerpoint die Augen geöffnet (und hoffentlich
nicht nur mir). Zu Zeiten, als Powerpoint "frisch" erfunden war und
jeder damit arbeiten wollte, geschah Seltsames.
Früher (zu meinen Schulzeiten zum
Beispiel, ist schon eine Weile her) stand der Lehrer vorne in der Mitte des
Schulzimmers und vermittelte uns sein Wissen (das wir mehr oder weniger
begeistert aufnahmen oder auch nicht). Dann kam Powerpoint, und plötzlich stand
der Lehrer/Professor/Dozent/Coach/etc. am Rand des Zimmers, die Kraft des Punkts hat gewonnen (den Hellraumprojektor musste man immerhin noch vor Ort
bedienen). Bis
heute steht nun dieses Bild im Zentrum, und fast niemand macht sich Gedanken
über Sinn oder Unsinn dieser kompletten Veränderung in der
Unterrichtslandschaft.
Die Tatsache alleine, dass der
Lehrer nur noch eine Randfigur ist, wäre ja bei gewissen Lehrern nicht SOOOO
schlimm, aber können wir wirklich lesen und hören gleichzeitig, und wenn
möglich auch noch schreiben? Ich kann das ehrlich gesagt nicht (aber ich bin
auch das Gegenteil von multitask-fähig, ich kann nicht mal Sprechen und
gleichzeitig Salat rüsten, da landet garantiert die Rüeblischale in der
Salatschüssel und das Rüebli auf dem Kompost). Da lief also etwas deutlich
schief und läuft immer noch genauso schief wie vor einigen Jahren (sind heutige
Studenten deswegen nun weniger intelligent?).
Im jetzt heiss gehandelten
Zeitalter des Online-Learnings frage ich mich, ob der Lehrer ganz von der
Bildfläche verschwindet. Oder ist es gar eine Chance ihn damit zurück auf die
Bühne, ins Zentrum, zu rücken? Ich teile die Ansicht von Mark. hinsichtlich
Wissensvermittlung: Er meint, dass die Hauptaufgabe des Lehrers nicht mehr die
eigentliche Wissensvermittlung ist, sondern die Hilfestellung im dichten
Dschungel des verfügbaren Google-Wissens. Wie und wo findet man welche Informationen,
welche kann man nutzen, welche eher nicht? Ich habe zwar innert
Sekundenbruchteilen Antworten auf fast alle Fragen des Lebens (ausser
vielleicht auf diejenige, wie alt ich werde, und auch dafür gibt es
unglaublicherweise online-Berechnungen), aber ich erhalte pro Frage nicht nur
EINE Antwort, sondern Hunderttausende.
Welche wählen? Arbeite ich mich durch
den ganzen Berg und bekomme dabei graue Haare, oder gibt es bessere und
schlechtere Wege zum Ziel? Hier muss mich jemand an der Hand nehmen und mir
zeigen, wie ich suchen muss, um schnell zur richtigen Information zu kommen. Ich
möchte nicht dasitzen und einer monotonen Stimme zuhören, die mir von der
Powerpoint-Vorlage vorliest, was eine Ablauforganisation ist, das finde ich nämlich
im Internet. Nur eben finde ich leider tausende von Links dazu, und welchem
davon soll ich nun glauben?
Schwierig… aber was Mark. auch noch
gesagt hat, und was ich sofort mit einem Kopfschütteln abtat,
dummerweise jedoch trotzdem noch einmal reflektierte und zum Schluss kam, dass er
womöglich eventuell allenfalls tatsächlich richtig liegt: Wissen kann man sich nicht ausschliesslich online
aneignen ohne jeglichen Kontakt zu Mitstudenten oder einer Fachkraft. Ich als
online-Lern-Spezialistin, die am liebsten alles ausschliesslich und zu 100%
online lernt, weil mir jegliche Stundenpläne den Lernappetit verderben, höre
das natürlich ungern, denn das hiesse ja, dass meine Online-Studiengänge gar
keinen Nutzen hatten. Stimmt so natürlich nicht, aber ein seit Mittwoch nagt
nun doch ein gewisser Zweifel an mir (Mark. sei Dank). Zwar habe ich die Online-Studiengänge immer sehr
schnell durchlaufen und mit guten Noten abgeschlossen, aber wenn ich mir
überlege, was wirklich in meinem Kopf hängen geblieben ist, dann – ok, hier
überlege ich nicht mehr weiter, ich weigere mich!
Immerhin weiss ich, wie man online seine zu erwartende Lebensdauer ausrechnen kann. Das ist doch wirklich
sinnvoll, nicht wahr? Und man kann diese dann gleich auch mit derjenigen der
Kollegen vergleichen, was natürlich noch viel mehr Sinn macht.
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