Krise? Um das zu beurteilen kenne
ich mich zu wenig aus im Finanz-Dschungel. Was mich hingegen doch ziemlich
überrascht: Nein, nicht die Flut einkaufswütiger Schweizer, die über die Grenze
nach Konstanz schwappt, auch nicht die seltsamen Gestalten, die letzte Woche die Bankomaten stürmten um 500 Euros zu holen (wozu?). Mich überrascht viel
mehr die Wirkung, die es hat, wenn der Herr Jordan in Bern ein wenig am Franken
herum schraubt. Das hat tatsächlich globalen Einfluss, kaum zu fassen.
Im Sommer waren wir in Schweden
in den Ferien und nach zwei Monaten Umrechnungskurs 1:7 schon sehr geübt im
Kopfrechnen. Nun habe ich zufälligerweise (ich habe nach etwas anderem gesucht
in Schweden) gesehen, dass der Kurs neuerdings 1:10 ist. Hervorragend! Und zwar
nicht mal weil für uns jetzt alles günstiger wird (scheint), sondern weil ich viel weniger lang vor einem schwedischen Gegenstand stehen muss, bis ich den Preis in
Schweizer Franken umgerechnet habe. Es ist mir nämlich peinlich mit dem
Taschenrechner im Laden zu stehen.
Was natürlich unsere
Ferienvorfreude ganz kurz (aber wirklich nur sehr kurz) etwas getrübt hat, ist
die Einsicht, dass Schnellzahler manchmal den Kürzeren ziehen. Ich bin ein
Mensch, der Ferien bucht (meist WEIT im Voraus, schliesslich ist Vorfreude die
schönste Freude), und dann die kompletten Ferienkosten gleich auch bezahlt.
Danach kann ich mich beruhigt zurücklehnen und auf die Ferien warten,
ohne dauernd daran denken zu müssen, dass ich noch die Restzahlung für das Ferienhaus/die
Fähre/das Hotel, etc. machen muss.
In diesem Fall habe ich also wie
üblich im Dezember (vielleicht war es auch noch Oktober, aber Dezember klingt
etwas vernünftiger, wenn es um die Sommerferien geht) Ferien gebucht und
sämtliche Rechnungen für Zug, Fähre, Hotel und Ferienwohnungen beglichen. Ist
die Rechnung bezahlt vergesse ich sogleich, dass sie jemals existiert hat (oder
etwas hoch war). Ausser letzte Woche. Ich wusste noch nicht einmal, dass die
SNB die Bindung an den Euro aufgehoben hat, da hatte ich schon ein etwas
seltsam anmutendes Mail in der Inbox: "Schade, dass wir so früh bezahlt
haben, das hat uns ziemlich viel mehr Geld gekostet." Ich habe nur Bahnhof
verstanden ohne das Wissen um den SNB-Entscheid, habe also verständnislos
zurück gefragt, wie ich das interpretieren soll. Kurz danach fiel auch bei mir
der Zwänzger (dauert bei einem mechanischen Gehirn einfach etwas länger bis
alles in die Gänge gekommen ist). Hätten wir die Restzahlungen, die erst im Mai
fällig gewesen wären, nicht schon im Dezember bezahlt, wäre unser Ferienkonto nun
dank der SNB deutlich besser gepolstert. Verblüffend, was das ausmachen kann!
Der Nebelspalter siehts voraus, Tourismusregionen reagieren bereits;-) |
Nun könnte ich mich darüber
ärgern, dass wir "Geld verloren" haben. Haben wir aber nicht, denn
wer hätte ahnen können, dass die Situation sich so drastisch ändert? Wir
mussten mit den ganz normalen Umständen rechnen, was meiner Ansicht nach auch
vernünftig ist. Also sehe ich es positiv und freue mich für unsere Vermieter,
ähm, oder für unsere Bank. Die ist nämlich froh um jeden Franken, den sie NICHT
auf dem Konto lagern muss für uns. Auch das eine sehr unlogische Vorstellung:
Ich bezahle Strafe dafür, dass ich vorsichtig mit dem Geld umgehe und es auf
die Bank trage. Im umgekehrten Fall müsste mir die Bank ja in Zeiten wie diesen
eine Belohnung geben, wenn ich mein ganzes Vermögen abhebe, oder mache ich da
eine Fehlüberlegung? Ich frage am besten mal bei meiner Hausbank nach (die wird
mich lieben, ich weiss es jetzt schon, aber nach dem Steueramt kann ich ja
gleich auch noch die Bank auf den Arm nehmen).
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