Donnerstag, 23. Januar 2014

Was verbindet die Genfer Friedenskonferenz und das WEF?



Gestern Abend sass ich vor dem Fernseher und schaute, wie fast alle guten Schweizerinnen und Schweizer, zwecks Allgemeinbildung brav Nachrichten. Schon lange schaltet mein Gehirn allabendlich zwischen 19.30 und 19.55 Uhr auf Zynismus, sonst könnte ich mit den Bildern und Informationen gar nicht umgehen. Gestern Abend jedoch war die Abfolge der Berichte wirklich amüsant, vermutlich auch ohne den Zyniker-Filter.

Beitrag eins informiert uns über die Genfer Friedenskonferenz II für den Mittleren Osten, die interessanterweise nicht in Genf, sondern in Montreux stattfindet (Grund für die Umplatzierung ist die internationale Uhrenmesse in Genf, die sämtliche Luxus-Hotels für sich beansprucht. Deshalb finden die Landesoberhäupter nun in Montreux Unterschlupf, zumal sie ungern in Jugendherbergen absteigen). Der Beitrag zeigt vor allem erwachsene Staatsoberhäupter und deren Vertreter, die sich nicht an Zeitvorgaben für ihre Reden halten, die nicht einmal miteinander sprechen können und meiner Ansicht nach das Verhalten eines trotzigen Kinds an den Tag legen. Immerhin sitzen sie am selben Tisch, was  als unglaublicher Schritt in die richtige Richtung gewertet wird. Direkte Gespräche der zerstrittenen Parteien sind nicht geplant, dafür wurden zwei separate Räume für einen ganzen Monat gemietet. Ein Bote bringt dann die jeweiligen Vorschläge in den Nachbarraum. Hoffen wir einfach, dass ihn nicht dasselbe Schicksal ereilt wie vor vielen Jahren Thersippos, der nach seinem Botenlauf und der Übermittlung der Information, dass die Perser nun besiegt seien, tot zusammenbrach in Athen. 

Immerhin, und für mich DAS Zeichen der Hoffnung, mussten die beiden Flugzeuge, in denen die Präsidenten von Syrien (nach Montreux) und vom Iran (nach Davos) anreisten, quasi als Friedenstauben am Flughafen Zürich unmittelbar nebeneinander parken.

Gleich darauf folgt der Bericht über die ersten Todesopfer der Zusammenstösse in Kiev und die dortigen, bisher erfolglosen, Verhandlungen. Da liegt die Schlussfolgerung nahe, ganz einfach alle zerstrittenen Völker und Parteien nach Montreux zu schicken, nicht?

Im Anschluss hören wir eine Zusammenfassung des ersten Tages am World Economic Forum in Davos. Hier sind Vertreter sämtlicher Streithähne aus der ganzen Welt anwesend, im Gegensatz zur Friedenskonferenz. Ob sie hier direkt miteinander kommunizieren, wenn sie sich am Buffet gegenüber stehen, weiss wohl niemand so genau, aber sie befinden sich immerhin freiwillig im selben Kurort.

Nach diesen drei Beiträgen komme ich unweigerlich zu folgendem Schluss: Veranstalten wir doch einfach ein Sackhüpfen am WEF, the winner takes it all! (Natürlich nur bis zum nächsten WEF, dann werden die Karten neu gemischt)

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