Gestern Abend sass ich vor dem Fernseher und schaute, wie
fast alle guten Schweizerinnen und Schweizer, zwecks Allgemeinbildung brav
Nachrichten. Schon lange schaltet mein Gehirn allabendlich zwischen 19.30 und
19.55 Uhr auf Zynismus, sonst könnte ich mit den Bildern und Informationen gar
nicht umgehen. Gestern Abend jedoch war die Abfolge der Berichte wirklich
amüsant, vermutlich auch ohne den Zyniker-Filter.
Beitrag eins informiert uns über die Genfer
Friedenskonferenz II für den Mittleren Osten, die interessanterweise nicht in
Genf, sondern in Montreux stattfindet (Grund für die Umplatzierung ist die
internationale Uhrenmesse in Genf, die sämtliche Luxus-Hotels für sich
beansprucht. Deshalb finden die Landesoberhäupter nun in Montreux Unterschlupf,
zumal sie ungern in Jugendherbergen absteigen). Der Beitrag zeigt vor allem
erwachsene Staatsoberhäupter und deren Vertreter, die sich nicht an
Zeitvorgaben für ihre Reden halten, die nicht einmal miteinander sprechen
können und meiner Ansicht nach das Verhalten eines trotzigen Kinds an den Tag
legen. Immerhin sitzen sie am selben Tisch, was
als unglaublicher Schritt in die richtige Richtung gewertet wird.
Direkte Gespräche der zerstrittenen Parteien sind nicht geplant, dafür wurden
zwei separate Räume für einen ganzen Monat gemietet. Ein Bote bringt dann die
jeweiligen Vorschläge in den Nachbarraum. Hoffen wir einfach, dass ihn nicht
dasselbe Schicksal ereilt wie vor vielen Jahren Thersippos, der nach seinem
Botenlauf und der Übermittlung der Information, dass die Perser nun besiegt
seien, tot zusammenbrach in Athen.
Immerhin, und für mich DAS Zeichen der
Hoffnung, mussten die beiden Flugzeuge, in denen die Präsidenten von Syrien
(nach Montreux) und vom Iran (nach Davos) anreisten, quasi als Friedenstauben am
Flughafen Zürich unmittelbar nebeneinander parken.
Gleich darauf folgt der Bericht über die ersten Todesopfer
der Zusammenstösse in Kiev und die dortigen, bisher erfolglosen, Verhandlungen.
Da liegt die Schlussfolgerung nahe, ganz einfach alle zerstrittenen Völker und
Parteien nach Montreux zu schicken, nicht?
Im Anschluss hören wir eine Zusammenfassung des ersten Tages am
World Economic Forum in Davos. Hier sind Vertreter sämtlicher Streithähne
aus der ganzen Welt anwesend, im Gegensatz zur Friedenskonferenz. Ob sie hier direkt miteinander
kommunizieren, wenn sie sich am Buffet gegenüber stehen, weiss wohl niemand so
genau, aber sie befinden sich immerhin freiwillig im selben Kurort.
Nach diesen drei Beiträgen komme ich unweigerlich zu
folgendem Schluss: Veranstalten wir doch einfach ein Sackhüpfen am WEF, the winner
takes it all! (Natürlich nur bis zum nächsten WEF, dann werden die Karten neu
gemischt)
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